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Wissenschaftsrat: Islam an der Uni – Beifall von Muslimen

Vertreter der deutschen Muslime haben die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zum Aufbau islamischer Theologie an deutschen Universitäten begrüßt. An deutschen Universitäten sollen künftig Imame und islamische Religionslehrer ausgebildet werden.

Berlin - Vertreter der deutschen Muslime haben die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zum Aufbau islamischer Theologie an deutschen Universitäten begrüßt. Die Empfehlung, dafür einen „Rat für islamische Studien“ einzurichten, der die Universitäten in theologischen Fragen berät, sei jener „pragmatische Weg, zu dem es keine Alternative gibt und den die muslimischen Verbände seit Jahren favorisieren“, sagte der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, dem Tagesspiegel. Auch Ali Kizilkaya vom Islamrat sagte der „Süddeutschen Zeitung“, seine Organisation habe großes Interesse an Imamen, die in Deutschland ausgebildet wurden. Lediglich die türkisch-islamische Ditib erklärte, man habe keinen Bedarf.

Im Entwurf seiner aktuellen Empfehlungen (der Tagesspiegel berichtete) bezeichnet der Wissenschaftsrat, das wichtigste deutsche Beratungsgremium für Wissenschaftspolitik, die Entwicklung von Zentren islamisch-theologischer Forschung als „vordringlich“. Sie sollten zunächst an zwei bis drei Universitäten entstehen. Da das Grundgesetz die Beteiligung der Religionsgemeinschaften vorschreibt, wird die Einrichtung theologischer Räte vorgeschlagen. Jeder „Rat für islamische Studien“ solle dabei kompetent und so besetzt werden, dass er der Vielfalt des Islams in Deutschland Rechnung trage. Auch die muslimischen Verbände sollten beteiligt werden – ausdrücklich wird der „Koordinationsrat der Muslime“ genannt, die 2007 gegründete Interessenvertretung der vier größten Verbände.

Jeder „Rat für islamische Studien“ an einer Universität solle aber offen bleiben für neue muslimische Gemeinschaften und sowohl theologischen Sachverstand auch aus dem Ausland als auch unabhängige muslimische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens einbeziehen. Gerade sie sollten möglichst von allen anderen Ratsmitgliedern akzeptiert werden.

Bisher scheitert bekenntnisorientierter Religionsunterricht für muslimische Kinder und die Verankerung islamischer Theologie an den Universitäten an der Organisation des Islams. Die zuständigen Kultusministerien verwiesen darauf, dass ein klarer Ansprechpartner fehle. Der Wissenschaftsrat blickt nun mit erkennbarer Sympathie auf die „pragmatischen“ Ansätze in mehreren Bundesländern, in denen es theologische Beiräte bereits gibt. Die Zukunft der islamischen Studien liege „nicht notwendig in einem Prozess der Konfessionalisierung nach dem Muster der Christentümer“, heißt es.

Der Wissenschaftsrat gibt regelmäßig Empfehlungen zur Entwicklung der deutschen Hochschulen. Mitglieder des Gremiums sind neben Wissenschaftlern und Hochschulpraktikern auch Vertreter von Bund und Ländern. In seinen aktuellen Empfehlungen, die am Montag veröffentlicht werden sollen, geht es nicht nur um den Islam, sondern insgesamt um eine Neuordnung der Theologie und Religionswissenschaft an den deutschen Universitäten, die der Wissenschaftsrat als in Teilen nicht mehr zeitgemäß ansieht. Es gebe inzwischen ein „Spannungsverhältnis“ zwischen den Veränderungen an den Hochschulen, etwa durch die Bologna-Reformen und Exzellenzinitiativen, und „der rechtlichen Fixierung des Status quo im Bereich der christlichen Theologien“, heißt es in dem Text.

 Andrea Dernbach

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