zum Hauptinhalt

Politik: Workcamp in der Puszta

Nach einem Bericht der „New York Times“ wollen die USA in Ungarn irakische Polizisten ausbilden – Budapest wiegelt ab

Für die Regionalpolitiker der südwestungarischen Puszta kam der Artikel in der „New York Times“ eigentlich wie gerufen: Gerade als sie sich fragten, was aus der Region werden solle, wenn die Amerikaner die Luftwaffenbasis Taszar verlassen und auch das ungarische Militär, wie angedroht, auf seinen Traditionsflugplatz verzichtet, meldete das Blatt, die USA wollten Taszar reaktivieren und dort insgesamt 28 000 Iraker zu Polizisten ausbilden. Die ungarische Regierung habe bereits zugestimmt.

Das ging den Verantwortlichen in der Region dann doch zu weit: „Wir wollen von der eigenen Regierung erfahren, was man mit uns vorhat, nicht aus einer ausländischen Zeitung", sagte ein Bürgermeister. Und die oppositionelle Bürgerpartei erklärte, die Regierung habe mit ihrer Zusage an die USA ganz Ungarn zu einem Ziel für Terroranschläge gemacht. Offiziell freute sich nur einer: Bezirkspräsident Istvan Gyenesei nannte die Pläne „gut für Taszar und die Region“.

Ungarns Regierung blieb zunächst in der Deckung. „Wir haben keine offizielle Anfrage aus Washington erhalten", hieß es in Budapest. Erst auf wiederholte Nachfrage der Opposition hin musste der Sprecher des Außenministeriums, Tamas Toth, immerhin zugeben, dass die USA sondiert hatten, ob sie „im Prinzip“ die von ihnen seit den Jugoslawien-Kriegen gemietete Luftwaffenbasis zur Ausbildung von irakischen Polizisten nutzen dürften. „Im Prinzip hat Ungarn auch zugesagt“, räumte Toth ein; sobald eine konkrete Anfrage komme, werde man erneut prüfen.

Schon zur Jahreswende geriet Taszar in die Schlagzeilen: In der zutiefst verschneiten Puszta sollten irakische Dissidenten für Verbindungs- und Organisationsaufgaben im Nachkriegs-Irak ausgebildet werden. 3000 Mann hatte sich Washington in Budapest genehmigen lassen; ganze 69 kamen. Am 1. April wurde die Operation vorzeitig beendet.

Ob die Amerikaner wirklich zurückkommen wollen, ist indes unklar. Die ungarische Nachrichtenagentur MTI zitiert einen Sprecher des US-Außenministeriums mit den Worten, Washington plane keine offizielle Anfrage an Ungarn, der Bericht der „New York Times“ sei „voreilig in jeder Hinsicht".

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false