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251287 Depeschen: Zeit nehmen

Zuerst muss man sich durch eine Flut von Kürzeln und Zahlenkolonnen kämpfen. „VZCZCXRO8118 PP RUEHAG RUEHROV RUEHSR“ heißt es beispielsweise am Anfang des Kabels mit der Referenznummer „09BERLIN168“. Das Dokument wurde im Februar 2009 verfasst und beinhaltet Informationen über den Rücktritt von Michael Glos (CSU).

5,06 Minuten

Drei Din-A4-Seiten umfasst das Dokument. 3:43 Minuten waren im Selbst- versuch nötig, um den Text zu lesen. Nimmt man noch zwei weitere Depeschen hinzu (eine Depesche mit der Referenz „08BERLIN643“ über deutsche Exporte in den Iran und eine weitere mit der Kennung „05MADRID3260“ über islamistische Terroristen in Spanien), kommt man auf eine durchschnittliche Lesedauer von 5,06 Minuten pro Schriftstück. Legt man diesen Durchschnittswert zugrunde, würde man 1,27 Millionen Minuten benötigen, um alle Dokumente zu lesen. Anders gesagt: 21 191 Stunden, 882,99 Tage oder schlicht und einfach 2,41 Jahre.

2804,54 Tage
Aber keine Bange, man muss sich nicht hetzen. Denn seit Beginn der Veröffentlichungen am 28. November hat Wikileaks im Durchschnitt 89,6 Dokumente pro Tag publiziert. Bis Montagmittag waren es insgesamt 1344. Das heißt, bis alle 251 287 US-Depeschen online verfügbar sind, werden bei diesem Publikationsrhythmus noch 2804,54 Tage ins Netz gehen. Man könnte es auch so sagen: In den nächsten 7,68 Jahren werden jeden Tag rund 90 US-Dokumente von Wikileaks publiziert. Manche davon sind lediglich zwei bis drei Seiten lang. Andere bringen es auf zehn und mehr Seiten.

7,68 Jahre
Für die persönliche Planung sollte man also folgende Rechnung aufmachen: Für 89,6 Dokumente täglich benötigt man bei einem normalen Lesetempo 453,38 Minuten. Das sind etwa 7,5 Stunden. Wer also wirklich alle Dokumente lesen will, muss das entweder in den nächsten 7,68 Jahren nachts machen oder bei einem Acht-Stunden-Arbeitstag mal mit seinem Chef reden. ctr

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