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Erheblicher Mangel. Deutschen Unternehmen fehlen vor allem Elektrotechniker, Metallbauer, Mechatroniker und Informatiker.

© Franziska Kraufmann/dpa

Zu streng, zu bürokratisch: Forscher fordern erleichterte Zuwanderung für Fachkräfte

Experten sind sich einig: Deutschland braucht Zuwanderer, um den Fachkräftemangel zu verringern. Die Pläne der Regierung gehen einigen nicht weit genug.

Die Pläne der Bundesregierung für mehr Zuwanderung von ausländischen Fachkräften reichen nach Einschätzung des IAB-Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit nicht aus. „Die Erwerbszuwanderung aus Drittstaaten müsste steigen, um die wachsende Fachkräftelücke zu decken“, erklärte IAB-Direktor Bernd Fitzenberger am Mittwoch.

Die Reformpläne der Ampel-Koalition seien sinnvoll, gingen aber nicht weit genug. Das geplante Punktesystem für eine Erlaubnis zur Arbeitsuche sollte auch Englischkenntnisse belohnen. „Mit guten Englischkenntnissen dürfte es in zahlreichen Berufsfeldern möglich sein, eine Erwerbstätigkeit in Deutschland auszuüben“, sagte der IAB-Chef.

Bislang beschränke sich die gesteuerte Zuwanderung zu Erwerbszwecken aus Drittstaaten höchstens auf etwa 60.000 Personen pro Jahr. „Ein Grund dafür ist, dass die derzeitigen Zuwanderungsregelungen zu restriktiv sind“, sagte Fitzenberger.

Der Präsident des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung plädierte dafür, angesichts der Arbeitskräfteengpässe in einigen reglementierten Berufen wie im medizinischen Bereich zu prüfen, ob Anerkennungsverfahren vereinfacht oder einschlägige Berufserfahrung berücksichtigt werden könnten. Eine Erwerbstätigkeit auf Probe könne bei einschlägiger Berufserfahrung im Ausland das Nachholen eines anerkannten Berufsabschlusses ermöglichen.

400.000
Zuwanderer braucht es laut Experten langfristig jährlich, um die Zahl der Menschen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen stabil zu halten.

Die Bundesregierung hatte im vorigen Jahr Eckpunkte für eine Reform des Fachkräfte-Einwanderungsgesetzes beschlossen. Damit würde der Arbeitsmarkt so weit wie noch nie für Arbeitskräfte aus Staaten auch außerhalb der EU geöffnet. Stärker als bisher soll neben formalen Qualifikationen künftig auch Berufserfahrung zur Zuwanderung berechtigen. Ein Gesetzentwurf wird derzeit in der Regierung abgestimmt und soll im März vom Kabinett auf den Weg gebracht werden.

Altersbedingt schrumpft in Deutschland die Zahl der Menschen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Dies wird bisher durch Zuwanderung sowie steigende Erwerbsquoten von Frauen und Älteren mehr als ausgeglichen.

Um längerfristig das Erwerbspersonenpotenzial zu halten, wäre laut Fitzenberger eine Nettozuwanderung von bis zu 400.000 Personen pro Jahr nötig: „Um dies zu erreichen, müssten nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre jährlich deutlich mehr als eine Million Erwerbspersonen zuwandern, denn jedes Jahr verlassen auch wieder viele Menschen Deutschland.“ (Reuters)

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