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Interview ohne Genehmigung: Zwei deutsche Journalisten im Iran festgenommen

Seit Monaten erregt das Schicksal einer zum Tod durch Steinigung verurteilten Iranerin weltweit Empörung. Im Iran sind zwei deutsche Reporter festgenommen worden, die den Sohn der Frau interviewten. Ihnen wird vorgeworfen, sich als Touristen getarnt zu haben.

Die iranischen Behörden haben am Sonntag in der Stadt Tabris zwei deutsche Zeitungsjournalisten festgenommen. Wie der Generalstaatsanwalt und frühere Geheimdienstminister Gholam Hossein Mohseni Ejeie am Montagabend in Teheran mitteilte, seien die beiden mit einem Touristenvisum eingereist und hätten ohne offizielle Genehmigung ein Interview mit dem Sohn und Anwalt von Sakine Mohammadi-Ashtiani geführt, die in der Islamischen Republik zum Tod durch Steinigung verurteilt ist. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte der Nachrichtenagentur dpa, man sei gemeinsam mit der deutschen Botschaft in Teheran "auf verschiedenen Ebenen intensiv um Aufklärung der genauen Umstände bemüht".

Bisher gehen alle Hinweise auf die Verhaftung zurück auf die Exil-Iranerin Mina Ahadi, die in Deutschland ein Internationales Komitee gegen die Steinigung von Sakine Mohammadi-Ashtiani leitet. Ahadi hatte den Kontakt zwischen den deutschen Reportern sowie dem Anwalt Houtan Kian und Sajjad Ghaderzadeh, dem Sohn der Verurteilten, eingefädelt. Die Behörden waren dem Treffen offenbar auf die Spur gekommen, weil sie die Telefone der Kanzlei abhören lassen. Als die beiden Reporter am Sonntagabend um 19 Uhr in den Büroräumen mit dem Interview begannen, dolmetschte Ahadi das Gespräch von Deutschland aus per Telefon. Plötzlich habe einer der Journalisten ausgerufen: "Was ist denn hier los. Ich muss jetzt Schluss machen". Sicherheitskräfte hätten die Büroräume bestürmt und alle vier festgenommen, heißt es weiter auf der Website der Internationalen Komitees.

Ebenfalls am Montag verwiesen die iranischen Behörden die Iran-Korrespondentin der spanischen Tageszeitung El Pais, Angeles Espinosa, des Landes. Sie hatte in der Stadt Qom den Sohn des an Weihnachten verstorbenen Großajatollahs und Regimekritikers Hossein Ali Montazeri interviewt, ohne dafür eine Genehmigung des zuständigen Ministeriums für Kultur und Islamische Rechtleitung zu haben.

Iran lässt grundsätzlich nur wenige ausländische Journalisten ins Land und kontrolliert diese sehr scharf. Seit den schweren Unruhen im Land haben praktisch keine westlichen Reporter mehr Zutritt bekommen. Grundsätzlich müssen sich alle Journalisten in Teheran akkreditieren und sich jeden Gesprächspartner von der zuständigen Abteilung für ausländische Journalisten genehmigen lassen. Interviewtermine mit Vertretern der grünen Bewegung oder Regimekritikern werden grundsätzlich nicht gestattet. Termine mit Gesprächspartnern außerhalb von Teheran sind ebenfalls schwer zu bekommen. Zuletzt war es dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" im Mai gelungen, die staatlichen Aufpasser abzuschütteln und ein Interview mit dem früheren Präsidentschaftskandidaten Mehdi Karroubi zu führen.

Der Fall der 43-jährigen Iranerin Ashtani sorgt seit Monaten für Schlagzeilen und weltweite Proteste. Die Iranerin war zunächst wegen Mordes an ihrem Ehemann angeklagt und zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Später wurde ihre Strafe auf zehn Jahre Haft reduziert. In einem zweiten Verfahren wurde sie danach wegen angeblichen Beziehungen zu zwei Männern mit 99 Peitschenhieben bestraft und sollte für den angeblichen Ehebruch zu Tode gesteinigt werden. Die Vollstreckung des Urteils jedoch hat die iranische Justiz auf internationalen Druck bisher ausgesetzt.

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