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Politik: Zweierlei Hilfe

Die Angehörigen der kenianischen Opfer der Anschläge von Mombasa sind verärgert – weil sich das Interesse nur auf Israel richtet

Im Auto mit der Bombe befand sich ein Gaszylinder, wie er zum Schweißen benutzt wird: Dies war am Sonntag die neue Erkenntnis der Ermittler nach den Terroranschlägen in Kenia. Immer noch wurde indes nach den Besitzern der beiden Geländewagen vom Typ „Pajero“ gesucht, die am Doppelanschlag von Kikambala und Mombasa beteiligt waren. Am Samstag inspizierten kenianische Geheimdienstoffiziere noch das Brachgelände am Flughafen von Mombasa, von wo die russischen Sam-7-Raketen abgefeuert wurden. Das Augenmerk der Ermittler richtet sich jetzt scharf auf Somalis: Am Freitag hatten US-Offizielle in Washington anonym mitgeteilt, dass man die somalische Terrorgruppe Al-Ittihad al-Islamiya (Einheit des Islam) verdächtigt. Von Al Ittihad wird angenommen, dass die Gruppe eng mit der Al Qaida zusammenarbeitet.

In Kenia sind nach Einschätzung der Regierung in Nairobi weitere Anschläge zu befürchten. Die mit dem Nahost-Konflikt verbundene Gewalt habe sich auf Kenia übertragen, sagte der Staatsminister im Präsidialamt, Shariff Nassir, am Sonntag. Solange der Konflikt dort nicht gelöst sei, würden die Anschläge nicht aufhören. Die USA warnten zudem ihre Bürger, sie könnten in Ostafrika zum Ziel von Attentätern werden.

Mit Bitterkeit reagieren die kenianischen Angehörigen von zehn Toten und 24 Verwundeten unterdessen darauf, wie sie von Israel und der eigenen Regierung nach dem Doppelattentat von Kikambala im Stich gelassen werden. Nicht einmal beerdigen kann beispielsweise die Familie Yaa aus einem Dorf bei Kikambala ihre drei Toten, die bei der Explosion des Hotels „Paradise“ ums Leben kamen. Das „Coast General Hospital“ in Mombasa hielt die Leichname im Leichenschauhaus zurück, bis die Familie die Gebührenrechnung in der Höhe von 15 000 Kenyan Shilling – umgerechnet 194 Euro – beglichen hat.

Baya Yaa, ein älterer Bruder der getöteten Tänzer Safari Yaa und Charo Yaa, appellierte an die kenianische Regierung sowie an israelische Verantwortliche, rasch zu helfen. „Wo ist denn das Geld, dass Präsident Moi und die Opposition uns Opfern versprochen haben?“ zitierte die kenianische Zeitung „Standard“ Baya Yaa.

Verschwundene Gelder

Dass Kenias Präsident Daniel Arap Moi, der einen Fonds mit umgerechnet 39 000 Euro versprach, rasch hilft, ist unwahrscheinlich. Hilfsgelder in Kenia werden häufig von Mittelsmännern „gegessen“ – wie es hierzulande heißt – und erreichen nur reduziert, wenn überhaupt, die Adressaten.

Zur Bitterkeit trägt auch bei, dass die Israelis ihre 16 Verwundeten rasch mit Hercules-Transportern in gute Krankenhäuser nach Israel geflogen haben. Nur eine einzige Kenianerin – eine verletzte, junge Frau – war mit an Bord in Richtung Tel Aviv. Die übrigen zwei Dutzend kenianischen Verletzten sind auf die Krankenhäuser Mombasas verteilt, die einen schlechten Ruf genießen. Im „Coast General Hospital“ teilen sich bis zu drei Patienten ein Bett, manche liegen auf den Fluren. „Oft sind gar keine Ärzte da, und man wird von Krankenschwestern behandelt", sagt eine empörte Einwohnerin von Mombasa dem Tagesspiegel. Besonders die Brandverletzungen könnten in den häufig unsauberen Hospitälern Mombasas ein Problem darstellen, die meisten der Opfer liegen in feuchtwarmen Massensälen.

„Alle sprechen nur von den Israelis", sagt Asha Abudu, eine Mutter von acht Kindern. „Und wer spricht von meinem toten Ehemann und meiner Familie?“ Abudus Mann war Tänzer, und er starb bei der Explosion. Sie glaube nicht, dass die Israelis ihr helfen werden, sagte die Frau, die jetzt mit dem neunten Kind schwanger ist: „Mein Mann hat sie unterhalten, aber helfen können sie uns nicht."

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