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Alois Mannichl

© dpa

Passauer Polizeichef: Zweifel am Tathergang im Fall Mannichl

"Irgendetwas passt da nicht zusammen": Vier Wochen nach dem Attentat auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl fehlt vom Täter jede Spur - und der Fall scheint rätselhafter denn je.

Die Hoffnung nach einem schnellen Fahndungserfolg hielt nicht lange. Zwar machte schon anderthalb Tage nach der Messerattacke auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl im Dezember die Nachricht von der Festnahme zweier Tatverdächtiger aus der rechten Szene die Runde. Doch die beiden Männer mussten ebenso wieder freigelassen werden wie ein kurz darauf festgenommenes Neonazi-Ehepaar aus München. Vier Wochen nach dem Attentat fehlt vom Täter jede Spur - und der Fall scheint rätselhafter denn je.

So berichtete die "Süddeutsche Zeitung" über offene "Fragen von großer Brisanz". So hätten sich mittlerweile die Zweifel am Hergang der Tat gemehrt. Das Blatt zitierte "erfahrene Ermittler" mit den Worten: "Irgendetwas passt da nicht zusammen." Der Polizeidirektor war am 13. Dezember an der Tür seines Wohnhauses in Fürstenzell niedergestochen und schwer verletzt worden.

Das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) sieht solche Presseberichte mit Sorge. "Wir führen die Ermittlungen entsprechend den Regeln", sagte LKA-Sprecher Christian Wacker am Freitag in München und betonte: "Derartige Spekulationen erhöhen nur den Druck und erschweren die Ermittlungen."

Warum sind keine fremden Spuren am Messer?

Unklar ist laut "SZ" beispielsweise, woher der Täter wissen konnte, dass sich vor dem Haus Mannichls ein Messer befand. An dem Messer seien bei ersten Untersuchungen keine DNA-Spuren von Fremden gefunden worden. Laut "SZ" gibt es auch keine Wisch- oder Schleifspuren, die aber erkennbar sein müssten, wenn der Täter das Messer mit einem Handschuh angefasst hätte. Ein "erfahrener Polizist" sagte dem Blatt, die Umstände der Messerattacke sprächen "sonst für eine Beziehungstat".

Erstaunlich ist dem Bericht zufolge weiter, dass Mannichl nur eine sehr ungenaue Personenbeschreibung abgegeben habe. Die Aussagen einer Zeugin, auf deren Grundlage zwei Zeichnungen von auffälligen Tätowierungen angefertigt wurden, hielten die Fahnder für nicht ernsthaft belastbar. "Wenn einer mit so einer Tätowierung einen Anschlag begeht, dann ist das so, als wenn ein Bankräuber mit dem Personalausweis auf der Brust in die Bank marschiert", sagte ein Beamter dem Blatt.

Möglicherweise haben sich die Beamten dem Bericht zufolge zu schnell auf die Theorie eines rechtsradikalen Attentats konzentriert. "Ein guter Ermittler legt sich nicht so früh auf eine Richtung fest", zitiert das Blatt Fahnder aus anderen Städten. Die Passauer Polizei hat nach Informationen der "SZ" nicht, "wie sonst in unklaren Tatsituationen schnell das private Umfeld aufgeklärt". Eingehende Befragungen aller Familienmitglieder seien zunächst nicht vorgenommen worden. Die beiden erwachsenen Kinder der Mannichls seien erst vor ein paar Tagen vernommen worden, als das LKA die Ermittlungen übernommen habe.

Polizeichef verstört von Spekulationen

Mannichl zeigt sich sehr betroffen über derartige Spekulationen. "Ich gehe durch ein tiefes Tal. Jeden Tag kommt ein Neues. Ich hoffe, dass das bald vorbei ist", sagte er der Münchner "Abendzeitung". Über das Argument, seine Personenbeschreibung sei sehr ungenau, könne er nur lachen: "Wenn's ums blanke Überleben geht, denkt man nicht darüber nach, welche Schuhgröße der Täter hat."

Mit Blick auf Spekulationen, er könnte gelogen oder nicht alles gesagt haben, betonte Mannichl: "Das sehe ich mit einer gewissen Gelassenheit. Es nutzt ja nichts." Er habe eigentlich gehofft, nach seiner Rückkehr in den Dienst am vergangenen Mittwoch wieder in Ruhe leben und arbeiten zu können. "Aber da muss ich jetzt durch."

Petr Jerabek, Matthias Gieselmann[ddp]

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