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Ein Hausarzt misst in seiner Praxis einer Patientin den Blutdruck.

© Foto: dpa/Bernd Weissbrod

Ärzte in Brandenburg: Praxisöffnung nur noch an vier Tagen?

Hintergrund für die Forderungen sind die gestiegenen Kosten. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sieht den Vorschlag kritisch.

Haben Arztpraxen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern künftig nur noch an vier Tagen in der Woche geöffnet? Einen entsprechenden Vorschlag hat der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, in dem sich bundesweit niedergelassene Ärzte organisiert haben, nun gemacht: An jedem Mittwoch sollten sich die Ärzte nur mit der Praxisbürokratie und mit Fortbildungen beschäftigen, sagte der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, Dirk Heinrich.

Sollten an diesem Tag Notfälle auftreten, solle man den Bereitschaftsarzt der Kassenärztlichen Vereinigung unter der 116117 anrufen. Hintergrund für die Forderungen sind die durch die jüngsten Inflationswellen gestiegenen Praxiskosten, die es derzeit vielen Ärzten schwer machen.

Unterstützung erhält der Vorschlag des Virchowbunds von einer weiteren Ärzteorganisation, dem Hartmannbund. Allerdings sollten Akutfälle am Fortbildungstag nicht vom Bereitschaftsdienst betreut werden, sagte dessen Landesvorsitzender Hanjo Pohle. Stattdessen sollte regional jeweils eine Praxis geöffnet bleiben. Für die Patienten hätte das den Vorteil, dass nicht bei jedem Problem eine weit entfernte Bereitschaftsdienstpraxis aufgesucht werden müsse.

„Ein weiter so kann es jedenfalls nicht geben“, macht der Rathenower Allgemeinmediziner klar. „Die Vier-Tage-Woche würde zur Sicherung der Existenz vieler Praxen, da unter den jetzigen Bedrohungslagen wie Energieverteuerung, steigenden MFA-Gehältern und der allgemeinen Teuerungsrate ein enormer Wegfall von Versorgungsleistungen droht.“ Viele Praxen gerieten an ein wirtschaftliches Limit, unter dem sie nicht weiterarbeiten können.

Ein weiter so kann es jedenfalls nicht geben.

Allgemeinmediziner Hanjo Pohle

Dagegen lehnt die neue Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Catrin Steiniger, die Idee einer Vier-Tage-Woche für die Praxen ab. „Mit dem budgetierten Finanzierungssystem, den explodierenden Praxiskosten und der überbordenden Bürokratie weist der Virchowbund auf drängende Probleme der ambulanten Medizin hin“, sagte Steiniger. Eine Vier-Tage-Woche könne jedoch nicht die Lösung sein. Steiniger wies zudem den Vorschlag zurück, dass sich akut erkrankte Patienten am Schließtag der Praxen an den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen wenden sollten.

Die Rufnummer 116117 sei nicht dafür ausgelegt, die Versorgung an einem gesamten Werktag zu organisieren. „Vielmehr ist die Politik gefordert, endlich faire und verlässliche Regelungen für die Kolleginnen und Kollegen zu schaffen“, sagte Steiniger. „Dazu zählt beispielsweise die Entbudgetierung unserer Arbeit.“ Und auch Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sah den Vorschlag am Donnerstag kritisch. „Wir sehen, dass die niedergelassenen Ärzte in der Krise leiden“, sagte Nonnemacher. Die niedergelassenen Ärzte und die KVen hätten aber einen klaren Versorgungsauftrag. Eine Einschränkung der Praxiszeiten auf vier Tage würde nur dazu führen, dass noch mehr Patienten in die ohnehin schon überlasteten Notaufnahmen kämen.

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