zum Hauptinhalt

Night of Lights: Berlin glänzt mit Licht-Spektakeln

„Night of Lights“ im Olympiastadion, Pyro-Messe in Tempelhof, St. Martins-Umzüge: Das kommende Wochenende leuchtet heller als es der November vermuten ließe.

„Mehr Licht!“ soll Goethe sich am Ende seines Lebens erbeten haben, und da war es noch nicht mal November. Licht, jedenfalls natürliches, wird in den kommenden Wochen mehr und mehr zur Mangelware, an diesem Wochenende allerdings ist in Berlin für Ersatz vollauf gesorgt: Die Stadt leuchtet, gibt es doch zu ihrem üblichen Strahlen diverse Extra-Lumen dazu.

Zum Beispiel im Olympiastadion, diesem Monumentalbau in frischem Steingrau. Lichtdesigner Andreas Boehlke will das am Freitagabend ändern: „Wir bringen Farbe ins Stadion.“ Das Olympiastadion wurde 75 Jahre alt, als Höhepunkt und Abschluss der Jubiläumsfeiern gibt es die „Night of Lights“.

Für das Lichtspektakel hat Boehlkes Team rund 80 Tonnen Beleuchtung installiert: Halogen-Doppelstrahler, Lichtröhren, Laser – und ein blaues Lichtband säumt den Graben. Auch welche Lampe wann zu welcher Musik angeht, hat sich Lichtchoreograf Boehlke ausgedacht.

Auf dem Rasen gibt es ein virtuelles Fußballspiel. Riesige bunte Lichtkegel scheinen einen leuchtenden Ball durchs Stadion zu kicken, dazu werden über Lautsprecher berühmte Szenen von Fußballweltmeisterschaften eingespielt. Und wer einmal über Herthas Rasen wandeln möchte, gelangt über einen 200 Meter langen, mit Lämpchen geschmückten Laufsteg bis zum Abstoßpunkt in der Mitte. Der Veranstalter rechnet mit etwa 10 000 Besuchern – das Stadion bietet aber Platz für 70 000. Damit es trotzdem belebt aussieht, gibt es von den gesperrten Seitentribünen reichlich Blitzlichtgewitter. Dafür sorgen 300 Stroboskope.

Schon einmal gab es eine gigantische Lichtinstallation im Olympiastadion, das war bei der Eröffnungsfeier 1936. Wenn die 30 Riesenscheinwerfer, die heute Sky-Searcher heißen, in den Berliner Nachthimmel leuchten, könnte das Erinnerungen an Leni Riefenstahls NS-Propagandafilm über die Olympischen Spiele wachrufen. „Natürlich haben wir diese Historie“, sagt ein Sprecher des Stadions. „Und wir werden sie auch als Teil einer vielseitigen Geschichte in Filmen zur Lichtshow thematisieren.“ Verwechslungsgefahr bestehe nicht, weil die Show eine „nie da gewesene farbige Vielfalt“ ins Stadion bringe.

Mit dem Flughafen Tempelhof wird ein weiterer geschichtsträchtiger Ort ebenfalls am Freitagabend in buntes Licht getaucht. Die Beleuchtung übernehmen hier Feuerwerkskünstler: Vize-Weltmeister Vulcan aus Hongkong brennt ab 19 Uhr seine Feuerwerkschoreografie ab, gefolgt vom türkischen Meister Conkunlar. Die Vorführungen sind Teil der Messe für Feuerwerkstechnik „Pyro-World“. Dort können sich Freunde des Knallers über die Trends in der Branche informieren, am Stand der Feuerwehr Tipps zu Umgang mit Feuerwerkskörpern holen und eben Feuerwerke bewundern.

Neu ist das an diesem Ort nicht. Den ersten Pyro-Event gab es dort zum Abschluss der 750-Jahr-Feier 1987. Ein Drittel der West-Berliner Bevölkerung soll zu dem 75-minütigen Spektakel aufs Flugfeld gekommen sein. Die Amerikaner hatten es für die Dauer der Veranstaltung freigegeben. Der Versuch, mit einer Pyromusikale 2009 an den Erfolg von damals anzuknüpfen, scheiterte aber: Der große Besucheransturm blieb aus, und viele Feuerwerkskörper zündeten nicht, weil Kleintiere die Kabel angenagt hatten. Zurückhaltend spricht der Messeveranstalter diesmal lediglich von „Vorführungen“. Niedrigere Höhen, leisere Feuerwerkskörper und das Ende um 21 Uhr sollen Anwohnerbeschwerden vorbeugen.

Völlig „beschwerdefrei und umweltfreundlich“ gehe es beim Martinsfest im Britzer Garten zu, sagt die Leiterin des Britzer Gartens, Gabriele Kleuvers. Erleuchtet werde der Garten nur durch die vielen Laternen, die die Teilnehmer gebastelt haben. Etwa 1000 Kinder und deren Eltern erwartet sie. Um 16 Uhr berichtet die Märchenerzählerin Nina Korn aus der Geschichte von St. Martin, der nach der Legende einem unbekleideten Bettler die Hälfte seines Mantels überließ. Danach gibt es Laternenlieder vom Kinderchor „Gropiuslerchen“ und den traditionellen Umzug, angeführt von St. Martin auf seinem Schimmel. „Wir haben ihm dieses Jahr extra Lederstiefel für die Uniform besorgt“, versichert Kleuvers. „Beim letzten Mal hatte ein Kind gerufen: ,Mama, der ist gar nicht echt, der hat ja Turnschuhe an‘.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false