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Brandenburg: Brandenburger Häftlinge bringen Geld

In den märkischen Gefängnissen ist jeder verpflichtet zu arbeiten

Potsdam - Arbeit hinter Gittern – keine so angenehme Vorstellung. Doch für das Land scheinen die Häftlinge eine lukrative Einnahmequelle zu sein über die zumindest ein Teil der Vollzugskosten wieder eingespielt werden können. Rund zwei Millionen Euro Gewinn haben alle sechs Justizvollzugsanstalten in Brandenburg im Jahr 2007 erwirtschaftet, sagt Marita Derbach-Jüpner, zuständige Referatsleiterin im Justizministerium. Ob in Tischlereien, Schlossereien oder Druckereien überall wird für Geld geschafft – die größte JVA in Brandenburg an der Havel verfügt sogar über eine Schneiderei und eine sogenannte Buchrücken-Buchbinderei, wo hauptsächlich Zeitschriften zu Jahresausgaben zusammengefügt werden.

Von Profit für die Landeskasse will Derbach-Jüpner allerdings nicht sprechen. Rund 110 Euro koste nämlich jeder Gefangene. Und zwar pro Tag.

Die meisten JVA-Werkstätten seien im Prinzip so aufgebaut wie eigenständige Betriebe vor den Toren der Anstalten. Ob Material- Bestellung, Verkauf oder Bilanz – über alles werde genau Buch geführt. „Es gibt einen Betriebsführer und einen Meister.“ Wachpersonal sorge außerdem für die Sicherheit. Mittels einer Schattenwand und Pfandplaketten werde zum Beispiel akribisch darauf geachtet, ob das Werkzeug, das morgens an die Häftlinge ausgegeben wird, auch zum Feierabend wieder an seinem Platz hängt. Feilen seien nach wie vor beliebte Werkzeuge und zu allem möglichen zu gebrauchen, sagt Derbach-Jüpner. Obwohl man damit schon lange keine modernen Gitterstäbe mehr durchtrennen könne.

Auftraggeber der Gefängnisbetriebe sind meist öffentliche Einrichtungen. Die JVA-Tischlerei in Brandenburg/Havel arbeite gerade an einem 600 000-Euro-Auftrag für das neue Justizzentrum in Potsdam, so Derbach-Jüpner. Bis Mai soll geliefert werden. „Auch im Justizministerium“, sagt die Referatsleiterin, „stammt fast jedes Möbelstück aus der Hand von Häftlingen“. Sogar einen Katalog gebe es. Der habe etwa 70 Seiten, komme aber noch etwas dröge daher. „Doch es gibt Überlegungen, ihn neu aufzulegen“, sagt Derbach-Jüpner. Eine Druckerei würde den Auftrag günstig ausführen – die in der JVA Luckau-Duben. Auch private Kunden können ihre Bestellungen aufgeben. Für Sonderanfertigungen auf Maß seien die Gefängniswerkstätten aber günstiger „als der Schlosser um die Ecke“. Ob sich denn der Handwerker von nebenan nicht über die Billig-Konkurrenz aufrege? Immerhin wird ein Häftling nur mit etwa einem Achtel des Regellohns vergütet. „Wir hatten vor Jahren einmal Ärger mit einer Buchbinderei“, sagt Derbach-Jüpner. Die hatten nicht das Geld, um ihre Maschinen nachzurüsten – im Gegensatz zur JVA. Ansonsten sei man sich noch nicht ins Gehege gekommen. „Wir betreiben auch keine intensive Werbung mit unseren Betrieben.“

Auch wenn JVA-Insassen Millionen erwirtschaften – Wertschöpfung steht nicht im Vordergrund, so Derbach-Jüpner, „sondern der Behandlungsansatz am Gefangenen – ihn ins zivile Leben zurück zu führen“.

Andreas Wilhelm

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