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Gedenken an Pogromnacht vor 75 Jahren: Bundespräsident Gauck warnt vor Rassismus

75 Jahre nach den Novemberpogromen von 1938 warnte Bundespräsident Gauck vor Rassismus. Auch Berliner Politiker und Prominente erinnerten an die Gewalttaten der Nazis.

Frankfurt (Oder)/Berlin  - 75 Jahre nach den antisemitischen Pogromen hat Bundespräsident Joachim Gauck dazu aufgerufen, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus aktiv zu werden.  „Wir müssen heute da hinschauen, wo es erforderlich ist“, sagte er am Samstag in Frankfurt (Oder).

Auch in Berlin wurde an die Gewalttaten der Nazis an den Juden erinnert - und Engagement gegen Antisemitismus gewürdigt. Prominente wie Moderator Günther Jauch (57) und Sänger Max Raabe (50) putzten „Stolpersteine“ - das sind kleine in den Boden eingelassene Messingplatten, die tausendfach an Opfer des NS-Regimes erinnern. „Ein ganz wunderbares Projekt“, sagte Jauch über die kleinen Gedenktafeln. Bei der Putzaktion in Berlin-Schöneberg waren auch Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz, die Zeitzeugin Margot Friedländer und der Liedermacher Klaus Hoffmann mit dabei. Schmitz sagte, die „Stolpersteine“ erinnerten an Einzelschicksale und zeigten dabei auch das Ausmaß der Verfolgung.

Abend gedachten zahlreiche Menschen mit einem Schweigemarsch durch die Hauptstadt der Opfer der Pogromnacht am 9. November 1938. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), Bischof Markus Dröge, Erzbischof Rainer Maria Woelki und der Präsident des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (SPD), liefen mit.

Staatsoberhaupt Gauck besuchte am Samstag gleich zwei Veranstaltungen in Brandenburg. Seine Rede hielt er in der Oderstadt vor einem Gedenkkonzert des Brandenburgischen Staatsorchesters. Am Nachmittag hatte der Bundespräsident in Eberswalde (Barnim) an einem neuen Gedenkort für die in der Pogromnacht zerstörte Synagoge einen Kranz niedergelegt. Auf das Fundament des früheren Gotteshauses hatten Bürger Bäume gepflanzt.

In Erinnerung an die Opfer der Pogromnacht sind rund 200 Rabbiner aus europäischen Ländern zu einer Konferenz in Berlin zusammengekommen. Damit wollten sie auch ein Zeichen für die Wiedergeburt des jüdischen Lebens in Deutschland setzen, wie der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, sagte.  Goldschmidt warnte vor einer zunehmenden Religionsfeindlichkeit in Europa. Der Raum für die Religionen von Minderheiten, etwa für Juden und Muslime, werde immer kleiner. Als Beispiel nannte er das Schächtungsverbot in Polen sowie einen Beschluss des Europarats, der die rituelle Beschneidung von Knaben in Frage stellt.

An der Berliner Konferenz nehmen bis Dienstag unter anderem Israels Oberrabbiner Yitzchak Yosef und David Lau sowie Großbritanniens Oberrabbiner Ephraim Mirvis teil.

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 hatten die Nazis Hunderte Synagogen in Deutschland in Brand gesetzt sowie jüdische Geschäfte und Friedhöfe zerstört. Viele Juden wurden verschleppt und ermordet. Die Pogromnacht gilt als Auftakt zur systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung.

Antje Scherer, Steffi Prutean, Sophia Weimer

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