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Brandenburg: Der Junge bekam Tequila ? der Wirt trank Wasser Prozess um den Tod eines 16-J?hrigen beginnt

Erneut schwer betrunkene Jugendliche in Berlin

Von Sandra Dassler

Berlin ? Jugendliche in der Bundeshauptstadt trinken weiter ? oft sogar bis zur Bewusstlosigkeit. In der Nacht zum gestrigen Sonntag mussten wieder zwei Minderj?hrige zur station?ren Aufnahme in Krankenh?user gebracht werden: Ein 15-J?hriger lag kurz vor Mitternacht hilflos auf einem Gehweg in der Leonorenstra?e im Stadtteil Steglitz. Weil er keine Reaktion mehr zeigte, informierte ein Fu?g?nger die Feuerwehr. Kurz zuvor hatte ein Spazierg?nger einen 14-J?hrigen entdeckt, der auf einer Parkbank am Oranienburger Platz lag. Auch er war nicht ansprechbar und wurde mit einem Blutalkoholwert von 2,9 Promille in ein Krankenhaus gebracht.

Von April bis Dezember vergangenen Jahres hatte die Polizei 527 betrunkene Minderj?hrige aufgegriffen. Bislang sei nicht erkennbar, ob sich dieser Trend 2008 fortsetzen werde, sagte gestern ein Polizeisprecher dieser Zeitung. Man habe jedenfalls bislang weder einen signifikanten R?ckgang noch eine dramatische Zunahme der F?lle festgestellt, die erst seit Ende M?rz 2007 gesondert erfasst w?rden.

Damals war das Thema in die Schlagzeilen geraten, weil der 16-j?hrige Sch?ler Lukas W. nach einem Wetttrinken und mehr als 45 Gl?sern Tequila ins Koma gefallen und gestorben war. Der Junge hatte Ende Februar im ?Eye T? am Spandauer Damm in Charlottenburg mit dem 26-j?hrigen Wirt Aytac G. um die Wette getrunken. Bei ihm waren 4,4 Promille Blutalkohol gemessen worden.

Am kommenden Donnerstag beginnt ein erster Prozess gegen vier Beteiligte dieses t?dlichen Wettkampfs. Sonja K.(17), Michael L., Mike G. (beide 18) und Kay F. (21)* sind wegen Beihilfe zur K?rperverletzung mit Todesfolge beziehungsweise Beihilfe zur gef?hrlichen K?rperverletzung angeklagt. Sie sollen Lukas W. mehr als 45 Gl?ser Tequila eingeschenkt und serviert haben.

Die Anklage wirft ihnen weiterhin vor, nach Absprache mit dem Wirt, diesem nur Wasser serviert zu haben, um ihm einen Vorteil im Wetttrinken zu verschaffen. Erst nachdem die Angeklagten nach ungef?hr 25 Gl?sern aus Versehen Lukas W. das Glas mit dem Wasser reichten und dieser sagte: ?Schmeckt ja wie Wasser?, soll auch der Wirt Tequila getrunken haben.

Nach Informationen dieser Zeitung ist inzwischen auch die Anklage gegen den Wirt Aytac W. fertig. Die Verhandlung gegen ihn k?nnte bereits im Februar stattfinden. Der Prozess gegen seine vier Helfer war wegen des jugendlichen Alters abgetrennt worden.

Der Wirt Aytac G. war im Juli 2007 festgenommen worden und sitzt seither in U-Haft. Er hatte nach dem Tod des Sch?lers zun?chst behauptet, dass dieser nur Bier getrunken habe. Au?erdem war der Wirt, nachdem Lukas W. bewusstlos geworden war, aus seinem Lokal geflohen.

G?ste hatten dann einen Arzt gerufen. Nach Polizeiangaben hatte Aytac G. in einem anderen Fall mit einem 18-J?hrigen um die Wette getrunken, der ebenfalls bewusstlos umgefallen war. Das Wirtschaftsamt des Bezirks hatte das Lokal daraufhin im April wegen ?fortw?hrend begangener grober Verst??e gegen den Jugendschutz? geschlossen.

Der Fall hatte eine bundesweite Debatte ?ber das Verbot von sogenannten Flatratepartys ausgel?st, bei denen G?ste f?r einen Pauschalpreis beliebig viel Alkohol trinken konnten. Das Bezirksamt in Lichtenberg verbot im September letzten Jahres dem Betreiber der Diskothek ?Tollhaus?in der Siegfriedstra?e per Auflage, Flatratepartys durchzuf?hren und diese zu bewerben. Dieser hatte zuvor eine entsprechende Selbstverpflichtung abgelehnt.

Das Berliner Verwaltungsgericht hatte die Rechtm??igkeit der Auflage im November best?tigt. Begr?ndung: Durch das Veranstaltungskonzept, Alkohol ?mengenm??ig unbegrenzt? auszuschenken, bestehe ?eine Gefahr f?r die Gesundheit der G?ste?. * Namen von der Redaktion ge?ndert

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