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Brandenburg: Die Bahn steigt aus – und verkauft 42 Stationen

Ein deutsch-britisches Konsortium übernimmt Bahnhofsgebäude der Deutschen Bahn in ganz Brandenburg. Der Verkehrsminister ist verärgert und spricht von einem übereilten Geschäft.

Die Bahn hat 42 Bahnhöfe in Brandenburg an ein deutsch-britisches Konsortium verkauft. Unter anderem die Stationen in Beelitz-Heilstätten und Beelitz-Stadt, in Fürstenwalde, Neuruppin und Bad Liebenwerda haben nun neue Besitzer – und im Januar sollen die Investoren erstmals ihre Pläne erläutern. Dies erhofft sich zumindest Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) von einer Fachkonferenz zur Zukunft der Bahnhofsgebäude in Brandenburg.

Schon seit Jahren versucht die Bahn, nicht mehr für den Betrieb erforderliche Bahnhofsgebäude zu veräußern. Bundesweit hat sie vor wenigen Tagen insgesamt 490 Bahnhöfe an das Konsortium verkauft. Die Gebäude seien immer vorher den jeweiligen Kommunen zum Kauf angeboten worden, sagte ein Bahnsprecher. Zugegriffen hätten bisher aber nur wenige. Luckenwalde hat aus dem ehemaligen Bahnhof eine Bibliothek gemacht, in Ludwigsfelde ist ein Museum eingezogen und in Neuruppin ist dort das Tourismuszentrum entstanden.

Dellmann ist verärgert, weil der Bahnkonzern den Verkauf jetzt wenige Tage vor der nach Angaben des Ministers lange vereinbarten Konferenz vollzogen hat. Neben der Investorengruppe und der Bahn sollen auch Vertreter des Infrastrukturministeriums, des Städte- und Gemeindebundes Brandenburg sowie Abgeordnete aus dem Bundes- und dem Landtag daran teilnehmen. Getagt wird im Potsdamer Kaiserbahnhof, der als Führungsakademie der Bahn nicht auf der Verkaufsliste steht.

Der Umgang mit den Stationsgebäuden ist für die meisten Kommunen seit Jahren ein Problem. Die Bahn kümmert sich nicht mehr sonderlich um die Bauten und lässt sie verfallen. Viele bieten heute einen trostlosen Anblick. Die Bahn investiert nicht mehr, als für die Verkehrssicherheit der Gebäude unbedingt erforderlich ist. Dabei sagt sie selbst, dass Bahnhöfe oft ein Aushängeschild in den Städten und Gemeinden seien.

Es reiche aber nicht aus, den Kommunen, denen meist das Geld fehle, die Bahnhöfe zum Kauf anzubieten, kritisiert Dellmann. Es müsse auch „ehrliche Anstrengungen“ geben, Lösungen zu finden, die er bei der Bahn bisher vermisst.

Die Übernahme nicht mehr benötigter Bahnhöfe sei keine kommunale Aufgabe, sagt auch der Geschäftsführer des Brandenburger Städte- und Gemeindebundes, Karl-Ludwig Böttcher. Wie bei allen anderen Liegenschaften sei es auch hier Aufgabe des jeweiligen Eigentümers, sich um Unterhaltung und Pflege der Gebäude zu kümmern. Der „vorauseilende Verkauf“ sei nicht gerade ein Beweis der Verlässlichkeit von Absprachen.

Da viele der Empfangsgebäude eine „grundsätzliche städtebauliche Bedeutung“ hätten, sei beim Kauf durch die Kommunen auch eine Landesförderung „prinzipiell“ möglich, kündigte Dellmann an. Bisher finanziert das Land dort den Bau von Park-&-Ride-Plätzen für Autofahrer mit.

Die Bahn will nur noch etwa 20 Bahnhöfe in Brandenburg behalten. Meist benötigt sie die Gebäude nicht mehr, weil sie funktionslos geworden sind. Gepäck- und Fahrkartenschalter gibt es meist seit Jahren nicht mehr, Warteräume sind geschlossen. Für den Betrieb reichen der Bahn heute Bahnsteige und Fahrkartenautomaten. Selbst schützende Dächer oder Sitze gehören nicht mehr zum Standardprogramm.

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