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Brandenburg: Eberswalde will seinen Goldschatz zurück

Heimatkunde-Verein engagiert sich für Rückführung / Bis jetzt muss man sich mit Kopien begnügen

Heimatkunde-Verein engagiert sich für Rückführung / Bis jetzt muss man sich mit Kopien begnügen Eberswalde - Edel schimmert der filigrane Goldschatz in der Vitrine: Das Museum in der Adler-Apotheke in Eberswalde (Barnim) zeigt Kopien seiner wertvoller Schalen und Geschmeide. Der 81 Teile umfassende Schatz war 1913 auf dem Gelände der einstigen Messingwerksiedlung in Eberswalde gefunden worden. Aus der Zeit um 900 vor Christus stammend, gilt der Schatz als der bedeutendste spätbronzezeitliche Goldfund Deutschlands. Nach dem Krieg galt er zunächst als verschollen, dann tauchte das Gold 1994 im Moskauer Puschkin-Museum auf. In Eberswalde engagiert sich der Verein für Heimatkunde für die Rückführung des Goldschatzes, der der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehört. Mehr als 1000 Unterschriften trug er bisher zusammen. In einem Aufruf appellierte er an die russische Regierung, den Goldschatz Deutschland zurückzugeben. Schon mehrfach war ein Vertreter der Moskauer Stadtduma in Eberswalde. Als das Gold vor gut 90 Jahren ausgegraben wurde, stellte es Fabrikbesitzer Aron Hirsch Kaiser Wilhelm II. „zur freien Verfügung“. Nach der Abdankung des Kaiser ging der Fund 1919 in den Besitz des Preußischen Staates über und verblieb auf Wunsch von Hirsch „eigentümlich“ in der Vorgeschichtlichen Abteilung des Völkerkundemuseums Berlin, erläutert die Eberswalder Museumsdirektorin Ingrid Fischer. Bis zum Zweiten Weltkrieg befand sich das Gold in den Ausstellungen des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte. Nach dem Kriegsende gelangte der 2,6 Kilogramm schwere Schatz dann als Kriegsbeute nach Moskau. Wissenschaftler und die Presse fahndeten nach dem Gold, und Ende 2003 gelang es Journalisten, einen Blick auf einige Teile zu werfen. Der Goldfund sei wissenschaftlich äußerst bedeutsam, erläutert der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin, Wilfried Menghin, der das Gold selbst noch nicht in Augenschein nehmen konnte. Er spiele auch im Rahmen der Beutekunst-Diskussion eine wichtige Rolle. „Wir haben mehrfach nachgefragt, das Gold sehen zu dürfen.“ Russland aber erfüllte die Bitte nicht. Dadurch sieht der Museumsdirektor das Verhältnis zwischen beiden Seiten „getrübt“. „Es ist nicht bekannt, ob das Gold komplett ist.“ Im Fernsehen seien bisher nur wenige Stücke, darunter ein Goldbarren, gezeigt worden. Aus wissenschaftlicher Sicht müsste das Edelmetall, vor allem die kunstvoll gefertigten Schalen, auf Zustand, Wandstärke, Konsistenz und Gewicht untersucht werden. „Das wäre für die Wissenschaft insgesamt sehr wichtig.“ In Berlin gibt es ebenfalls eine Kopie des Goldfundes. Der Eberswalder Verein möchte mit seiner Initiative auch einen Antrag der Moskauer Stadtduma an die Landesduma beschleunigen. Ziel ist die Herauslösung archäologischer Funde aus dem „Gesetz über Kulturschätze, die im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges in die Sowjetunion überführt wurden und sich auf dem Territorium der Russischen Föderation befinden“. „Der Fund ist als Identifikationsmerkmal für die hiesige Bevölkerung sehr wichtig“, unterstreicht die Eberswalder Museumsdirektorin Fischer. Unterdessen begnügt sich ihr Haus mit Kopien. Exklusiv zum Stadtjubiläum fertigte ein Juwelier einige der Schmuckstücke für den Museumsshop an: vergoldete oder goldene Broschen, Halsreifen, Fingerringe und Armreifen zum Preis von 56 bis 212 Euro sind dort zu haben. museum@eberswalde.de

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