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Brandenburg: Ein Fest als Antwort auf den Müllskandal

Schwedt.Die Freunde des Nationalparkes Unteres Odertal sind nicht auf den Kopf gefallen.

Schwedt.Die Freunde des Nationalparkes Unteres Odertal sind nicht auf den Kopf gefallen.Da überschlagen sich die Medien in ganz Deutschland mit Meldungen über einen der größten Giftmüllskandale am Rande dieses Naturreservates und warnen vor schlimmsten Auswirkungen für Leib und Seele der dortigen Menschen.Doch wie reagierten der Landrat, die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden zwischen Schwedt und Gartz, der Fremdenverkehrsverein und die vielen Anhänger des Naturparkes? Sie veranstalteten ein großes Fest und priesen die Vorzüge dieser einmaligen Landschaft.Der Giftmüllskandal wird wie selbstverständlich zum großen Teil ausgespart.Dabei stieg das Fest am gestrigen Nachmittag nicht irgendwo, sondern nur drei Kilometer von der Mitte vergangener Woche durch die Staatsanwaltschaft aufgedeckten illegalen Müllkippe entfernt.

Auf dem Gelände einer früheren Milchviehanlage für 5000 Tiere waren rund 600 000 Altreifen, zehntausende Tonnen Schrott, Batterien, Motoren und Tankstellenteile entdeckt worden.Die Betreiber sollen ständig gewechselt haben und vorrangig aus Bremen stammen.Obwohl der Landkreis, Privatpersonen und das Immissionsschutzamt Schwedt bereits 1997 Strafanzeigen stellten, überzeugten offenbar erst Luftbilder die zuständige Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder), ein Ermittlungsverfahren einzuleiten.

Offizieller Anlaß der gestrigen Feier war die Eröffnung eines Wildnisschule für Schulklassen, Familien und Gruppen aller Art bei Schwedt.Die Neugierigen kamen in großer Zahl, sowohl Einheimische als auch viele Tagesausflügler aus Berlin."Die Medien haben doch viele Dinge aufgebauscht", sagte Hans-Dieter Fiedler, der Bürgermeister von Hohenfelde.Der Ort liegt direkt an der illegalen Mülldeponie."Natürlich war ich ziemlich entsetzt über die Ausmaße.Nie und nimmer hätte ich so große Mengen von ausgemusterten MiIitärfahrzeugen mit dem Emblem der UN vermutet.Auch Raketenteile und Maschinenreste hätte ich da nicht erwartet.Aber Gefahr für die Umwelt besteht wohl nicht."

Mehr als die Zeitungsmeldungen machten ihm die befürchteten hohen Kosten der Müllbeseitigung zu schaffen."Selbst wenn Land und Bund den größten Teil der auf 10 bis 15 Millionen Mark geschätzten Kosten tragen sollten, bleibt für uns immer noch viel übrig.Selbst einige zehntausend Mark könnten wir nicht tragen." Kein Verständnis für "Horrormeldungen überregionaler Medien" zeigte auch die Chefin des Fremdenverkehrsvereins Schwedt, Gabi Fröhling."Es gab wegen des Müllskandals keine Stornierungen von Reisen oder Übernachtungen.Unser Odertal ist doch einfach viel zu schön, als daß man sich wegen eines einzigen schlimmen Vorkommnisses vom Besuch abhalten ließe", sagte die Expertin.

Sogar als "Chance für den Nationalpark" bewertete Ansgar Vössing, stellvertretender Chef des umstrittenen Fördervereins für den Park, die Aufdeckung des Müllskandals."Es gab in letzter Zeit viele schlechte Nachrichten über die Akzeptanz unseres Schutzgebietes.Jetzt ist unser Image weiter beschädigt, so daß wir positive Nachrichten brauchen", meinte Vössing.Das Land und das Umweltministerium sollten deshalb aufhören, den Förderverein als angeblichen Buhmann gegen die Interessen der ansässigen Bevölkerung - insbesondere der Landwirte - aufzubauen.Gerade die Naturschützer hätten frühzeitig vor der illegalen Müllhalde gewarnt, sagte Vössing.Doch mit dem Argument, die Deponie schaffe auch zwei bis drei Arbeitsplätze, seien alle Argumente zurückgewiesen worden."Dabei bringt der Tourismus viel mehr Jobs." Die gestern eröffnete Wildnisschule mit 60 Betten sei der beste Beweis dafür.

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