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Brandenburg: Ein neuer Plan: Europa mitten in Brandenburg Auf dem ehemaligen Flughafen Sperenberg

soll der Kontinent maßstabsgetreu nachgebaut werden

Berlin/Potsdam - Wer künftig in Italien Urlaub machen will, braucht vielleicht schon bald nicht mehr die Strapazen einer mehrstündigen Anreise auf sich zu nehmen. Man muss sich nur ins Auto setzen und ins 30 Kilometer südlich von Berlin gelegene Sperenberg fahren. Jedenfalls, wenn es nach einer Gruppe von Unternehmern geht, die gestern in Berlin ihre hochtrabenden Pläne vorgestellt hat. Auf dem Gelände des ehemaligen sowjetischen und seit 1994 ungenutzten Militärflughafens soll der maßstabsgetreue Nachbau der europäischen Staatengemeinschaft errichtet werden. Auf einer Fläche von 45 Quadratkilometern soll ein riesiger Europark mit Hotels und Sportanlagen, Kongresszentren und Wohnsiedlungen entstehen: die so genannte Euroworld.

„Europa liegt in Brandenburg“ – so lautet das Motto dieses Bauvorhabens der Projektgesellschaft „Euroworld GbR“. Mit einem Modellbau und einer Videopräsentation versuchte Geschäftsführer Jürgen Kahl, den geladenen Medienvertretern einen ersten Eindruck seiner „Vision“ zu vermitteln. Die Idee sei vor einem Jahr entstanden, so der Münchner Unternehmer. Ursprünglich sollte das Projekt in Bayern realisiert werden. Weil sich dort keine geeignete Fläche gefunden habe, sei die Projektgesellschaft vom bayerischen Wirtschaftsministerium nach Brandenburg verwiesen worden.

Im Land der gescheiterten Großprojekte soll nun auf einem Areal von etwa zehn Kilometern Länge und vier Kilometern Breite eine touristische Attraktion entstehen. Nicht weniger als bis zu 20 000 Arbeitsplätze versprechen die Initiatoren – darunter auch der Potsdamer Manfred Saalfelder, der im Vorjahr zwischenzeitlich mit einem Hotel in die Insolvenz hatte gehen müssen. Euroworld soll ohne Subventionen auskommen und nur durch Investoren finanziert werden. Das stellen sich die Unternehmer so vor: Jedes der 44 vertretenen Länder soll den Ausbau seines Grundstücks selbst realisieren. Für kleinere Staaten, die sich eine Beteiligung nicht leisten können, sollen Sponsoren gefunden werden.

Eigenes Kapital wollen sich die Klein-Europa-Unternehmer um Jürgen Kahl von Banken borgen. Davon soll der alte Flughafen erworben und Altlasten beseitigt werden. Denn das Gelände, auf dem Euroworld im Sommer 2011 eröffnet werden soll, ist mit Giftstoffen hochgradig kontaminiert. Zudem stecken zahlreiche Bombenblindgänger im Boden. Allein die Bereinigung des Areals würde mehrere hundert Millionen Euro kosten. Insgesamt würden sich die Investitionen zur Umsetzung des Bauvorhabens auf 7,5 Milliarden Euro belaufen, so Kahl.

„Unser Projekt passt in den Aufbau Ost“, sagte Jürgen Kahl und verwies darauf, dass Euroworld vom Brandenburgischen Finanzminister Rainer Speer (SPD) unterstützt werde. Doch Speers Pressesprecher Ingo Decker bestätigte gestern auf Anfrage lediglich ein erstes Gespräch. Dabei sei es nur um die „ Frage der Liegenschaft“ gegangen. Das Areal befindet sich derzeit noch in Bundesbesitz, soll aber an das Land übergehen.

Keine Gespräche hingegen fanden bislang mit Vertretern der Nachbarkommunen statt, die die Baugenehmigung für ein derartiges Vorhaben erteilen müssen. Die Unternehmer seien ihm nur „vom Hörensagen“ bekannt, die Idee einer Euroworld lediglich „über Bodenwellen“ an ihn herangetragen worden, sagte Harald Sempf, Pressereferent des Landrats von Teltow-Fläming. „Bei uns im Haus liegt nichts Substanzielles vor.“

Die Realisierbarkeit des Vorhabens schätzte Ingo Decker äußerst zurückhaltend ein: „Erst einmal müssen die Möglichkeiten zur Übernahme der Fläche ausgelotet werden, dann wird man sehen, wie realistisch die Ziele sind.“

Naturgemäß optimistisch zeigte sich Unternehmer Kahle: Bislang seien 35 Prozent der zu bebauenden Fläche bei Investoren platziert, mit so genannten „Letters of Intrest“, juristisch unverbindlichen Interessensbekundungen. Bei einer Belegung von 58 Prozent „sind wir refinanziert“, dann könne der Bau beginnen. Bis zum 30. September stehe fest, ob aus dem Klein-Europa-Plan Realität werden kann, so Kahle. Zu einer Promo-Veranstaltung am Mittwoch in Berlin erschienen allerdings nur die Vertreter von 15 Nationen.

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