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Schlösserstiftung: Einmal Sanssouci – zwei Euro

Die Schlösserstiftung will ab 2013 an den elf Eingängen des Parks Sanssouci von Besuchern Eintritt kassieren. Laut einem internen Papier fehlen 4,5 Millionen Euro für Gärtner. Die Gebühr könnte das auffangen.

Potsdam / Berlin - Vom Jahr 2013 an will die Schlösserstiftung Eintritt für den Park Sanssouci verlangen. Von Ostern bis Oktober soll jeder Erwachsene zwei Euro zahlen müssen, um den Park betreten zu dürfen. Das geht aus dem noch unveröffentlichten Konzept der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) für ein Modellprojekt „Finanzierung Gartenperspektiven“ hervor. Ob der Park-Eintritt kommt, muss der Stiftungsrat, das Aufsichtsgremium der SPSG, in dem Vertreter des Bundes, Berlins und Brandenburgs sitzen, bei seiner Sitzung am 5. Mai im Schloss Charlottenburg entscheiden.

Schon im letzten November wurde der Pflicht-Eintritt für Park Sanssouci im Stiftungsrat diskutiert. Damals beauftragte das Gremium die Schlösserstiftung, das Konzept für das Modellprojekt zu erarbeiten. Gleichzeitig signalisierte die Mehrheit der Stiftungsratsmitglieder Zustimmung zu den Eintrittsplänen. Nach dem 40-seitigen Konzept soll das Eintrittsgeld zunächst bis Ende 2017 verlangt werden. Die Tickets samt Parkplan sollen an den elf Parkeingängen jeweils von 9 bis 18 Uhr vom Personal der Stiftung ausgegeben werden. Auf Automaten, Sperren oder Drehkreuze will die SPSG zunächst verzichten. Neben dem Normalpreis von zwei Euro pro Besuch soll es ermäßigte Eintrittskarten für einen Euro sowie Dauerkarten für zwölf Euro geben. „Anlieger“ sowie Kinder, Jugendliche und Studenten mit Semesterticket sollen den Park kostenfrei betreten können.

Die Schlösserstiftung will den Eintritt kassieren, weil sie sonst die Pflege der Parks nicht mehr bezahlen kann. Das Unesco-Welterbe, heißt es, sei bedroht. Das geht aus einem Protokoll der Stiftungsratssitzung vom November 2010 hervor. Darin warnte SPSG-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh vor „wachsenden Pflegedefiziten“, auch nach Investitionen der vergangenen Jahre. Es fehlten aktuell jährlich bis zu 4,5 Millionen Euro, um Gärtner zu bezahlen. Dazu kämen rund 235 000 Euro Betriebskosten. Sollten die Zuschüsse für die Stiftung nicht erhöht oder Einnahmen über den Parkeintritt erzielt werden, so Dorgerloh, sei „absehbar“, dass „spätestens“ beim nächsten Monitoringbericht der Unesco „die Einzigartigkeit der Berlin-Potsdamer Parklandschaft auf dem Prüfstand stehe“. Damit erwägt Dorgerloh indirekt sogar, dass den Schlossparks ihr Welterbe-Titel von der Unesco aberkannt werden könnte.

Bereits seit 2006 kassiert die Schlösserstiftung im Park Sanssouci in der Hauptsaison einen freiwilligen Eintritt. Damit nimmt sie allerdings nur rund 120 000 Euro jährlich ein. Beim geplanten Pflichteintritt rechnet die SPSG bei rund 1,8 Millionen Besuchern im Jahr mit Einnahmen von 4,89 Millionen Euro allein für Sanssouci. Würde der Eintritt auf den Neuen Garten und den Berliner Park am Schloss Charlottenburg ausgeweitet, kämen laut Prognose insgesamt drei bis fünf Millionen Euro zusammen.

Die Leiterin der Sitzung des Stiftungsrats im November 2010, Martina Münch (SPD), – sie war zu diesem Zeitpunkt Kulturministerin und ist jüngst ins Bildungsressort gewechselt – bezeichnete den Pflicht-Parkeintritt laut Protokoll als „nachvollziehbaren Vorschlag“. Der Vertreter des Bundesbeauftragten für Kultur, Ingo Mix, nannte es „verdienstvoll“, dass die Stiftung Lösungsideen für die „Pflegedefizite“ erarbeite. Für das Eintrittsgeld sprach sich laut Protokoll auch Barbara Kisseler, die damalige Chefin von Klaus Wowereits Senatskanzlei, aus. Zustimmung kam auch von der Berliner Finanzverwaltung.

Gegen die Pläne der Schlösserstiftung argumentierten im Stiftungsrat nur Albrecht Gerber (SPD), Chef der Brandenburger Staatskanzlei, und die brandenburgische Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski (Linke). Der Park Sanssouci habe eine „wichtige Transit- und Erholungsfunktion für die Potsdamer“, so Trochowski. Gerber sagte, eine Parkeintritt-Debatte drohe, das „Friedrich300“-Jubiläumsjahr 2012 zu überlagern.

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