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Von Simone Wendler: Entlassungswelle im Gubener Plastinarium

Guben - Es trifft jeden zweiten Mitarbeiter im Gubener Plastinarium. Noch in dieser Woche bekommen 67 Mitarbeiter der Leichenpräparationsfabrik die Kündigung.

Guben - Es trifft jeden zweiten Mitarbeiter im Gubener Plastinarium. Noch in dieser Woche bekommen 67 Mitarbeiter der Leichenpräparationsfabrik die Kündigung. Das bestätigte Nadin Diwersi, persönliche Assistentin des Anatomen Gunther von Hagens, gestern Nachmittag auf RUNDSCHAU-Nachfrage. Hintergrund ist offenbar eine Entscheidung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, die Arbeitsgenehmigungen für etwa 20 chinesische Fachleute nicht zu verlängern. Die Chinesen waren bisher Ausbilder für deutsche Fachkräfte, die nun nach Hause geschickt werden. Gunther von Hagens selbst wollte sich gestern nicht dazu äußern.

Der Landrat des Spree-Neiße-Kreises, Dieter Friese (SPD), war nach eigenen Angaben am Montag durch von Hagens über die geplanten Kündigungen und die Hintergründe informiert worden. Danach habe die Bundesagentur kein öffentliches Interesse für eine Verlängerung der Arbeitsgenehmigungen der chinesischen Präparatoren in Deutschland gesehen. Die Chinesen seien inzwischen in ihre Heimat gereist, so Friese. Das ist ein herber Schlag, bedauerte er die dadurch ausgelösten Entlassungen der halben Plastinariumsmannschaft. Das waren fast alles ehemalige Arbeitslose, die unser Eigenbetrieb vermittelt hatte. Nun stünden die Betroffenen wieder ohne Job da.

Die chinesischen Präparatoren, auf deren Fachkenntnis von Hagens nach früheren Angaben nicht verzichten kann, hatten im April schon einmal für Schlagzeilen in Guben (Spree-Neiße) gesorgt. Damals hatte die Staatsanwaltschaft in Heidelberg eine Razzia im Plastinarium veranlasst, weil sie dem Verdacht nachging, die Chinesen könnten als Scheinselbständige beschäftigt werden. Der Verdacht richtete sich damals nicht gegen Gunther von Hagens, sondern gegen seine Ehefrau Angelina Whalley, die Geschäftsführerin der Gubener Plastinate GmbH.

Keine Angaben gab es gestern aus dem Heidelberger Institut für Plastination, dem Stammsitz Gunther von Hagens, wie es mit seiner Firma in der Lausitz weitergehen soll. Wie sich das längerfristig auswirkt, dazu gibt es jetzt erst noch Gespräche und Beratungen, so seine Assistentin Nadin Diwersi. Der Standort Guben stehe jedoch nicht zur Debatte, versichert sie.

Das Gubener Plastinarium war vor zwei Jahren nach heftigen kontroversen Diskussionen eröffnet worden. Dabei war die Hoffnung auf neue Arbeitsplätze ein wesentlicher Grund für viele Lausitzer, das Vorhaben zu akzeptieren. Im August 2007 hatte von Hagens dann die Herstellung von Menschen-Plastinaten aus dem chinesischen Delian nach Guben verlagert. Die Zahl der Mitarbeiter in der Neißestadt wuchs danach auf etwa 120 Personen an. Die Hälfte von ihnen steht nun erst mal wieder auf der Straße.

Simone Wendler

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