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Brandenburg: Flaschen hinter Gitter

Gesundheitssenatorin will, dass Hochprozentiges im Supermarkt für Jugendliche unerreichbar wird

Berlin - Ein Griff – und ab in den Einkaufswagen: Wodka, Korn und andere hochprozentige Alkoholika sind in Berlins Supermärkten frei zugänglich. An den Kassen sollten Jugendliche unter 18 Jahren zwar Schwierigkeiten bekommen, weil sie laut Jugendschutzgesetz keine Spirituosen erwerben dürfen. Doch längst nicht alle Kassiererinnen und Kassierer beachteten das konsequent, heißt es in der Gesundheitsverwaltung. Deshalb will Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) nun die Hürden im Supermarkt erhöhen: Hochprozentiges soll nur noch in abgetrennten Bereichen erhältlich sein, zu denen Minderjährige keinen Zutritt haben.

Sprecher von Einkaufsmärkten reagierten gestern ablehnend. Das sei „unpraktikabel“ und Umbauten seien zu teuer, hieß es etwa bei Reichelt. Hintergrund von Lompschers Initiative ist die deutliche Zunahme von Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen in Berlin und Brandenburg. Insgesamt ist der Alkoholkonsum bei unter 18-Jährigen nach jüngsten Untersuchungen zwar eher rückläufig, doch umso mehr fällt die Gruppe jener Jugendlichen auf, die sich gegenseitig bis zum „Koma-Trinken“ anstacheln und immer häufiger zu Hochprozentigem greifen. Erst gestern griff die Polizei wieder einen 17-Jährigen am Alexanderplatz auf, der 1,5 Promille im Blut hatte.

Um diesem Trend zu begegnen, kontrollieren die Ordnungsämter beider Länder schärfer denn je die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes im Handel. Zusätzlich setzt sich der Senat mit anderen Bundesländern für ein Werbeverbot für Hochprozentiges im Radio und im TV-Vorabendprogramm ein. Friedrichshain-Kreuzberg will zudem künftig auf Alkoholwerbung an bezirkseigenen Gebäuden verzichten und entsprechende Plakattafeln an Gehwegen untersagen.

Bei ihrem Ruf nach Schnaps-Sperrzonen im Supermarkt setzt die Gesundheitssenatorin hingegen auf Freiwilligkeit. Doch die Handelsketten zeigen ihr die kalte Schulter. Die Kassierer würden bereits „ausreichend geschult, um das Alter junger Kunden zu überprüfen“, kontern Vertreter von Rewe und Edeka.

In Skandinavien und den USA ist der Verkauf von Alkohol sehr viel strenger reglementiert als hierzulande. In Norwegen dürfen Supermärkte weder Wein noch Spirituosen verkaufen. Bier gibt es nur bis 18 Uhr. Wer Wein oder Schnaps trinken möchte, muss diese in speziellen Geschäften kaufen, die übers Wochenende geschlossen sind. In den USA gilt grundsätzlich: kein Alkohol für unter 21-Jährige. Auch in vielen australischen Bundesstaaten darf in frei zugänglichen Regalen kein Alkohol stehen.akn/cs

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