zum Hauptinhalt

Brandenburg: Gedenkstätte für Opfer der Euthanasie Baustart in Brandenburg/Havel

Brandenburg/Havel - In Brandenburg/Havel hat der Aufbau einer Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde begonnen. Bis voraussichtlich Ende 2011 entsteht im original erhaltenen ehemaligen Werkstattgebäude des „Alten Zuchthauses“ im Stadtzentrum von Brandenburg/Havel eine Gedenkstätte, die an die nationalsozialistischen Krankenmorde erinnern wird.

Brandenburg/Havel - In Brandenburg/Havel hat der Aufbau einer Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde begonnen. Bis voraussichtlich Ende 2011 entsteht im original erhaltenen ehemaligen Werkstattgebäude des „Alten Zuchthauses“ im Stadtzentrum von Brandenburg/Havel eine Gedenkstätte, die an die nationalsozialistischen Krankenmorde erinnern wird. Anlässlich der symbolischen Enthüllung des Bauschildes legten Kulturministerin Martina Münch (SPD) und Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) am Ort der ehemaligen Gaskammer Kränze nieder. Münch sagte, die Geschichte der NS-Medizin an diesem Ort führe drastisch vor Augen, wozu Wissenschaft sich verirren könne – nämlich zur Auslöschung von Menschen, die als „minderwertig“ beurteilt wurden. Die Erinnerungsarbeit, wie sie an solchen Orten geleistet werde, sei eine wichtige Grundvoraussetzung für die Gestaltung einer demokratischen Zukunft.

Tiemann erklärte die Stadt Brandenburg/Havel, deren Name auf das Engste mit den nationalsozialistischen Krankenmorden verbunden sei, werde mit der neuen Gedenkstätte auch in Zukunft ihrer besonderen Verantwortung zur Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Geschichte gerecht. Die Gedenkstätte werde nicht nur in würdiger Weise an das Leid der qualvoll getöteten Kinder, Frauen und Männer erinnern, sondern auch als Ort der Information und Mahnung dienen.

Anfang Januar 1940 fand in Brandenburg/Havel die sogenannte Probetötung statt, mit der die Krankenmordaktion „T4“ begann. In der „Euthanasieanstalt“ wurden mehr als 9000 Menschen aus psychiatrischen Krankenhäusern und Fürsorgeinstitutionen des nord- und mitteldeutschen Raums ermordet. Nach neuen Forschungserkenntnissen waren unter den Opfern mindestens 800 Juden. „Bei ihnen wurden nicht die üblichen Selektionskriterien wie Arbeitsunfähigkeit angewandt. Bei ihnen zählte allein die jüdische Abstammung und das Krankheitsbild“, sagte die Medizinhistorikerin und Gedenkstättenleiterin Astrid Ley. Die Stadt Brandenburg/Havel sei damit ein Ausgangspunkt sowohl für die Euthanasie als auch für den Holocaust gewesen.

Bauherrin der Euthanasie-Gedenkstätte ist die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Deren Direktor Günter Morsch nannte es einen „Geburtsfehler“ der 1993 gegründeten Stiftung, „dass damals niemand daran gedacht hat, die Geschichte des NS-Massenmordes an diesem Standort aufzuarbeiten“. Experten hatten damals in Gutachten den Standort als schwer vermittelbar bewertet, weil er als „Honecker-Gedenkstätte“ als belastet galt. 1987 gab es Pläne der DDR-Führung für eine Gedenkstätte, die sehr auf den Ex-Staatschef Erich Honecker fokussiert waren, der von 1937 bis 1945 wegen seines Widerstandes gegen die Nazis im Zuchthaus Brandenburg inhaftiert war.

Die Sanierung des Gebäudes und die Einrichtung der Dauerausstellung kosten 760 000 Euro. Die Hälfte sind Fördermittel des Landes und des Bundes. Morsch appellierte an den Bund, den Standort „wegen seiner überregionalen und internationalen Bedeutung“ in das bundesweite Gedenkstättenkonzept aufzunehmen – um eine zentrale, institutionelle Förderung zu ermöglichen. Peter Könnicke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false