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Brandenburg: Gift im Mineralwasser

Mordversuch wie im Krimi: Unbekannter wollte Herz-Spezialisten der Berliner Charité umbringen

Mordversuch wie im Krimi: Unbekannter wollte Herz-Spezialisten der Berliner Charité umbringen Berlin - Ein Mordversuch wie bei Agatha Christie sorgt in Berlin für Aufregung: Im renommierten Universitätsklinikum Charité hat ein Unbekannter versucht, einen Herz-Spezialisten zu ermorden – durch Gift im Mineralwasser. Kurze Zeit, nachdem der Arzt einen Schluck aus seiner privaten Flasche genommen hatte, brach er zusammen. Mehrere Tage schwebte der 36 Jahre alte Mediziner in Lebensgefahr, seit dem Anschlag im März konnte er nicht mehr arbeiten. Die Charité hatte den Fall zunächst geheim gehalten. Nur über den „Flurfunk“ verbreitete sich die Nachricht. Ein Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus“ brachte den Fall nun ans Licht. Nach dem Attentat im Biomedizinischen Forschungszentrum der Charité nahm eine Mordkommission der Polizei die Ermittlungen auf. Doch die acht Beamten tappen bei dem rätselhaften Fall seit Monaten genauso im Dunkeln wie die Klinik. „Von den Umständen her habe ich keine Idee, wie das passiert sein könnte“, sagte der ärztliche Direktor Ulrich Frei gestern. Der vergiftete Arzt sein ein „guter Typ“, zielstrebig, überdurchschnittlich gut bei seiner Arbeit und auf dem Weg zur Habilitation. Konkurrenzkampf als Tatmotiv schloss Frei aber ausdrücklich aus. „Das ist für mich unvorstellbar“, sagte er. Es habe die üblichen „Nickeligkeiten“ im Labor gegeben, aber keinen Zwist. Von Sparzwängen sei die Abteilung nicht betroffen. Auch ein Charité-Mitarbeiter hält Forscherneid für unwahrscheinlich. Ellenbogen-Mentalität habe im Bereich Molekulare Kardiologie nicht geherrscht. Die Polizei vermutete schon verschmähte Liebe als Motiv. Doch der Verdacht gegen eine Laborangestellte wurde schnell wieder fallen gelassen. Der betroffene Arzt schwebte nach dem Attentat mehrere Tage in Lebensgefahr und ist nun in einer Reha-Klinik. Nach der Vergiftung musste er wegen Nervenschäden wieder neu laufen lernen. Er will aber an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Das Gift, stellte sich inzwischen heraus, ist eine für Forschungslabore typische Chemikalie. Ein versuchter Giftmord passt nicht zum guten Ruf der Berliner Charité. 1710 gegründet, zählt die Klinik zu den traditionsreichsten Krankenhäusern in Deutschland. Stolz nennt sie sich auch Europas größtes Universitätsklinikum. An vier Berliner Standorten sind 15 000 Mitarbeiter beschäftigt, jährlich lassen sich 125 000 Patienten stationär behandeln. Die Charité wirbt mit Erfahrung, Wissenschaft und modernster Technik. Aus dem Innenleben der Klinik kam in den vergangenen Monaten aber auch immer wieder Negatives ans Licht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den früheren Verwaltungsdirektor wegen des Verdachts der Untreue. Auch die Sparzwänge, heißt es intern, hätten das Arbeitsklima deutlich verschlechtert. Die Charité machte im vergangenen Jahr 53 Millionen Euro Verlust, will Betten abbauen und Lehrstühle streichen. Seit die Klinik mit dem zweiten Berliner Uni- Klinikum zu einem Krankenhaus vereinigt wurde, dringen Gerüchte über Postenschacher und Machtkämpfe bis aufs Messer nach außen. Der Berliner Fall wäre nicht der erste Mordversuch unter Ärzten. Im vergangen Jahr plante ein Arzt in Verden, einen anderen Mediziner umzubringen – um einen Betrug vertuschen. In Regensburg ging vor wenigen Jahren ein Arzt aus Eifersucht mit Messer und Injektionsspritze auf einen Kollgen los. Und in der Uni-Klinik Heidelberg mischte ein Mediziner im Konkurrenzkampf seiner Kollegin hoch Krebs erregende Substanzen in den Tee.

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