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Kein Kinderheim: Gut Johannesberg in Rauen steht weiter leer

Das Evangelische Jugendhilfe- und Fürsorgewerk (EJF) hat seine Pläne für einen Stützpunkt in Rauen (Oder-Spree) auf dem einstigen NPD-Gelände nach Protesten aus Bevölkerung und Gemeindevertretung aufgegeben. Dies teilte ein EJF-Sprecher am Montag in Berlin mit.

Rauen - Knapp zwei Jahre nach dem Rückzug der NPD vom Gut Johannesberg in Rauen bei Fürstenwalde (Kreis Oder-Spree) sind Pläne für eine soziale Einrichtung auf dem Gelände gescheitert. Das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) verzichte auf den Bau eines Kinderheims auf dem Areal, sagte Referentin Sigrid Jordan-Nimsch am Montag in Berlin.

Das Projekt sei am Widerstand der Bevölkerung und der Gemeindevertreter gescheitert. In einer so aufgeheizten Atmosphäre könne das Jugendwerk nicht gewährleisten, dass die ihm anvertrauten Kinder und Jugendlichen in die Dorfgemeinschaft integriert werden. EJF-Vorstand Siegfried Dreusicke kritisierte insbesondere die mangelnde Unterstützung des sozialpädagogischen Projektes durch den ehrenamtlichen Bürgermeister Sven Sprunghofer: „Von einem Mann, der sogar eine leitende Funktion in der Diakonie ausübt, hätte ich erwartet, dass er sich für eine Einrichtung für sozial benachteiligte Kinder stärker einsetzt.“

Sprunghofer, hauptberuflich bei den Samariteranstalten Fürstenwalde beschäftigt, wehrt sich gegen den Vorwurf. Er stellte auf dapd-Anfrage klar, dass das EJF ursprünglich eine Einrichtung zur Vermeidung der Untersuchungshaft bei jugendlichen Straftätern auf dem Gut einrichten wollte. Dagegen habe es ein Bürgerbewegung gegeben. Zudem habe sich die Gemeindevertretung mit knapper Mehrheit dagegen ausgesprochen. Von einem Kinderheim sei damals noch keine Rede gewesen.

Nach der Ablehnung habe das EJF mehrfach seine Pläne geändert. Diese seien aber absolut unprofessionell verkauft worden. Das EJF sei nach dem Hickhack kein vertrauensvoller Partner für Rauen, sagte Sprunghofer. Er fügte hinzu, dass sich Dreusicke auch an seinen Arbeitgeber gewandt habe. Dabei habe das Vorgehen als Bürgermeister nichts mit seiner Tätigkeit bei den Samariteranstalten zu tun.

Um das 20 Hektar große Gut hatte es zuvor schon eine jahrelange Auseinandersetzung gegeben. Im Mai 2007 hatte die Frau des damaligen NPD-Bundesvorstandsmitglieds Andreas Molau das Gut im Namen einer schwedischen Firma gekauft. Andreas Molau vermietete das Grundstück an den Brandenburger NPD-Landesverband, der ein Schulungszentrum einrichten wollte.

Nach öffentlichen Protesten stornierte der Alteigentümer im August 2007 den Kaufvertrag. Anschließend veräußerte er das Grundstück an die Rauener Zahnärztin Rosemarie Arenstedt und ihren Kölner Schwager Johannes Stelten. Diese wehrten sich gegen eine Nutzung des Guts durch die rechtsextreme NPD und setzten eine Räumungsklage durch. Die NPD gab das Gelände schließlich im Jahr 2010 auf.

Arenstedt und Stelten hatten damals angekündigt, dass sie das Areal an ein soziale Einrichtung verpachten würden. Nach dem Scheitern der Pläne zeigte sich die Zahnärztin enttäuscht: „Gegen die NPD haben die Rauener Bürger nicht protestiert.“ Es sei empörend, dass sich die Bevölkerung jetzt gegen ein Kinderheim stark gemacht habe. Darin zeige sich eine negative soziale Einstellung.

Susann Fischer

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