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Brandenburg: Kein Sinn für blühende Landschaften

Fünf Städte an der Havel wollen die BUGA 2015 ausrichten – die Landesregierung verweigert Hilfe

Brandenburg/Havel - Dem ambitionierten Plan für eine, nach Cottbus und Potsdam dritte Bundesgartenschau im Land Brandenburg droht das Aus. Zwar wollen sich die Städte Brandenburg, Premnitz, Rathenow, das Amt Rhinow und das zu Sachsen-Anhalt gehörende Havelberg gemeinsam als „Havelregion“ für die Buga 2015 bewerben. Obwohl es ganz der neuen Förderpolitik der Platzeck-Regierung „Stärken stärken“ entspricht, stößt das Projekt in Potsdam auf Widerstand. „Ohne Rückendeckung durch das Land hat die Bewerbung, die im Mai eingereicht werden sollte, keine Chance“, kritisierte Brandenburgs Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) am Freitag enttäuscht. Schließlich wolle man um den Zuschlag mit Frankfurt am Main, Hannover und anderen konkurrieren.

Zum Entsetzen der Initiatoren wird das weitgehend fertige und fast ausfinanzierte, rund 120 Millionen Euro teure Buga-Konzept, bei dem zu 75 Prozent ohnehin vom Land geförderte Projekte in den Kommunen miteinander lediglich verbunden werden, vor allem von Infrastruktur- und vom Agrarministerium blockiert. Dabei hätte die Bewerbung der Havelregion eine Chance. Denn die Bundesgartenschauen werden gerade neu ausgerichtet, weg von der traditionellen Stadt-Buga mit dem klassischen Volkspark, hin zu Gartenschauen in Regionen wie 2007 um Gera oder im Jahr 2017 um den Bodensee geplant, erklärt der Berliner Landschaftsarchitekt Prof. Klaus Neumann. Aus dessen Feder stammt das Havel-Konzept. Er ist ein renommierter Buga-Experte, der in Cottbus, Rostock, Gera dabei war, den Europagarten in Frankfurt (Oder) entworfen hat. „Wir haben eben nicht eine Buga mit einem teuren neuen Stadtpark geplant.“ Man habe stattdessen auf vorhandene Pfunde der Havelregion gesetzt, auf so genannte „Sowieso-Projekte“.

„Uns ist bewusst, dass Land und Städte keine großen Sprünge machen können“, sagt Tiemann. „Wir wollen keine Luftschlösser bauen.“ In Brandenburg sollen etwa das Paulikloster und die Johanneskirche, die ohnehin saniert werden, als „Blumenhallen“ dienen. In Rathenow sollen das vorhandene Landesgartenschau-Aral eingebunden werden, in und um Havelberg renaturierte Polder-Flächen, für die der Bund Millionen bereitstellt. Alle Buga-Plätze haben Schiffsanleger, so dass Gäste auf der Havel zwischen den Orten pendeln können. Die Havel als „blaues Band der Sympathie“ soll die Domstädte Brandenburg und Havelberg verbinden.

Obwohl Brandenburg, Premnitz und Rathenow sogar zu jenen ausgewählten Städten gehören, die die Regierung besonders fördern will, stieß das Konzept bei einer Präsentation vor Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD), Agrarstaatssekretär Dietmar Schulze und Staatskanzleichef Clemens Appel vorige Woche auf Ablehnung und dem Vernehmen nach auch auf deutliches Desinteresse, was mit vage begründeten finanziellen Folge-Risiken erklärt wurde. Das Land könne keine zusätzliche Buga-Förderung finanzieren, hieß es am Freitag aus dem Infrastrukturministerium.

„Das ist engstirnig. Offen sind maximal 30 Millionen Euro, für mehrere Städte, über einen Zeitraum von acht Jahren. Das Risiko ist beherrschbar“, sagt Klaus Eichler. Dem pensionierten langjährigen Städtebau-Abteilungsleiter des Infrastrukturministeriums, verdanken Potsdam und sein damaliger Oberbürgermeister Matthias Platzeck den Erfolg der Buga 2001. Eichler, von dem die Idee für die Havelland-Buga ausgeht, vermutet eine „Voreingenommenheit“ des Infrastrukturministers“, keine gründliche Beschäftigung mit der Materie und „sachfremde Erwägungen“ hinter der Ablehnung. Was mit letzterem gemeint sein könnte: Anders, als der damalige Potsdamer Oberbürgermeister Platzeck, für den die von der Stolpe-Regierung großzügig geförderte Buga das Sprungbrett in die Staatskanzlei war, hat die Christdemokratin Tiemann für SPD-geführte Ministerien offenbar das falsche Parteibuch.

Das Nachbarland Sachsen-Anhalt hingegen steht den Plänen für eine Havelland-Bundesgartenschau „aufgeschlossen“ gegenüber und will mitmachen – wenn das Land Brandenburg mitzieht.

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