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Deutschland wird nach Ansicht von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), hier bei einem Vattenfall-Termin, noch jahrzehntelang auf die Braunkohle, die der schwedische Staatskonzern Vattenfall in der Lausitz abbaut, angewiesen sein. Greenpeace wirft ihm nun vor, mit dieser Politik eine ökologische und ökonomische Wende zu verhindern.

© Patrick Pleul/dpa

Braunkohle als Brückentechnologie: Kohlestrom ist für Platzeck Vernunftsfrage

Regierungschef bekräftigt langfristige Nutzung

Potsdam - Nun schaltet sich Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) persönlich in die neu entflammte Debatte über eine Zukunft der klimaschädlichen Verstromung von Lausitzer Braunkohle ein. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dapd sagte er, Deutschland werde noch jahrzehntelang auf Braunkohle angewiesen sein. Zuvor hatte ein Positionspapier der Staatskanzlei für Wirbel gesorgt, in dem Brandenburg mit Sachsen und Sachsen-Anhalt bei der Bundesregierung für den Energieträger Braunkohle wirbt.

Platzeck sagte, nach dem Ausstieg aus der Atomenergie in etwa zehn Jahren könne nicht der Gesamtbedarf mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Es gebe erhebliche Widerstände gegen Windräder, Solarparks oder Biomasseanlagen. Vernünftig wäre eine gute Mischung mit der Braunkohle als Brückentechnologie. Ihm sei klar, dass der Kohlendioxid-Ausstoß gegen die Braunkohle spräche. Deshalb solle die Debatte auch über Lösungen für das CO2-Problem wie Speicherung, stoffliche Verwertung und Minderung durch technischen Fortschritt erneut geführt werden. Gegenüber Gaskraftwerken habe Braunkohle den Vorteil, dass sie „sehr, sehr preiswürdig“ sei und „dass wir sie im eigenen Land fördern können. Deshalb müssen wir diese Vernunftfrage stellen“. Platzeck betonte, es handele sich um eine Brückentechnologie. Aber diese Brücke werde „noch einige Jahrzehnte“ gebraucht. Er wisse zwar nicht, wie der Energiemarkt im Jahr 2050 aussehen werde, hält es aber für möglich, dass die Energieversorgung bis dahin in großen Teilen regenerativ organisiert ist. Im Umkehrschluss sei das aber auch die Mindestzeit, in der eine Brückentechnologie nötig sei, um Deutschland als Industrieland zu halten.

Michael Jungclaus, Energieexperte der Grünen-Landtagsfraktion, warf Platzeck vor, im Zuge der Planverfahren für neue Tagebaue „einen Werbefeldzug für den klimaschädlichsten aller fossilen Brennstoffe zu führen“. Dies sei keine Brücke, sondern ein morscher Steg. Wegen des sich abzeichnenden Scheiterns der CCS-Technologie für die Braunkohleverstromung „versucht uns der Ministerpräsident weiszumachen, an der Weiternutzung der Braunkohle führe auch ohne CCS mindestens bis 2050 kein Weg vorbei“. Alle Experten aber gingen davon aus, dass Braunkohle mittelfristig wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien und durch den teuren Emissionshandel auf dem Energiemarkt keine Chance mehr habe. Alexander Fröhlich

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