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Brandenburg: Lausitzring: Der Eurospeedway ist ins Schlingern geraten

Der Eurospeedway Lausitzring kommt finanziell nicht auf Touren. Im März geriet das ganze Projekt sogar so stark ins stocken, dass nur frisches Kapital das Aus verhinderte.

Der Eurospeedway Lausitzring kommt finanziell nicht auf Touren. Im März geriet das ganze Projekt sogar so stark ins stocken, dass nur frisches Kapital das Aus verhinderte. Der "Lausitzring Betriebs- und Managementgesellschaft" (BMG) droht "noch in diesem Monat die Insolvenz, wenn kein weiteres Kapital zur Verfügung gestellt werde. Ein ordnungsgemäßer Geschäftsbetrieb sei derzeit nicht möglich", teilte am 2. März die Geschäftsführung mit. Dies geht aus Bankunterlagen hervor, die dem Tagesspiegel vorliegen.

Mit der prekären Situation musste sich die "9. Sitzung des Arbeitsausschusses des Aufsichtsrates der IBG" beschäftigen. Die Immobilien- und Baumanagement GmbH (IBG) ist eine Tochter der landeseigenen Bankgesellschaft Berlin. Durch risikoreiche Fonds trug die IBG bereits maßgeblich zur - nach Bankschätzungen zwei Milliarden Mark großen - Finanzierungslücke der Bankgesellschaft bei.

Der Eurospeedway Lausitzring muss nun ebenfalls zur den Problemfällen der IBG gerechnet werden. Im Aufsichtsrat der IBG sitzen unter anderem Klaus Landowsky, im März noch Berlin-Hyp-Chef und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtrats sowie Wolfgang Rupf, Chef des Kontrollausschusses und der BGB. Der Steuerzahler zahlt die Zeche: 112,5 Millionen Mark zusätzlicher Kredite wird die IBG für den Lausitzring bereitstellen. Voraussetzung: Die Lausitzring-Betreiber müssen einen neuen Finanzierungsplan vorlegen.

Wie entstand das Millionenloch? Missmanagement, überschrittene Baukosten und Planungsfehler summieren sich. Die Manager räumen ein, dass sie die 310 Millionen Mark (inklusive 241 Millionen Mark Subventionen) teure Rennstrecke bauten, ohne sich Gedanken über deren wirtschaftliche Zukunft zu machen: Wie viel Geld Rennen und Veranstaltungen am Ring einbringen würden, wollten sie nicht einmal abschätzen - "aufgrund nicht vorhandener Erfahrungswerte", so die Bankunterlagen.

Und auch im Bauträgergeschäft patzten die Manager der Eurospeedway Lausitz Entwicklungs GmbH, kurz BVG genannt: Statt der geplanten Erlöse von rund 10 Millionen Mark aus der "Grundstücksvermarktung" rechnen sie nun mit acht Millionen Mark. Auch die BVG braucht mehr "Eigenmittel" von der Bank: 3,9 Millionen Mark. Die größte Kapitalspritze verlangt aber die dritte Speedway-Gesellschaft, die Lausitzring GmbH, kurz Euco: Ihre "Finanzierungslücke" betrug Anfang März 42,3 Millionen Mark. Und dieses Geld braucht sie rasch: Die Euco-Verantwortlichen kündigten an, dass die Gesellschaft Ende März nicht einmal mehr ihre laufenden Rechnungen bezahlen kann. Ursache ist auch hier mangelhaftes Management: "erhöhte Bau- und Baunebenkosten".

Die Chefs der Bankgesellschaft handelten im Eiltempo: Fünf Tage nach den Hiobsbotschaften von der Rennstrecke, am 7. März 2001, drehte der IBG-Aufsichtsrat den Geldhahn weit auf. Bezeichnenderweise wird der Sanierungsfall Lausitzring als letzter Punkt der Tagesordnung unter "Verschiedenes" behandelt. Im Aufsichtsrats-Protokoll steht: "Herr Dr. Rupf fasst zusammen, dass das Gesamtprojekt Lausitzring zur Vollendung noch Kapital benötige." Der ADAC, so sagt Wolfgang Rupf weiter, "werde sich als Mitgesellschafter (...) nicht an einer Kapitalerhöhung beteiligen. Er solle daher auch nicht an den einseitig von der IBG bereitzustellenden Geldern und den dadurch zu erzielenden Gewinnen partizipieren."

Doch von Gewinnen, das wissen die Arbeitsausschuss-Mitglieder, kann keine Rede sein. Im Gegenteil, weitere Risiken drohen. Beispiel Champ Car-Rennen: Bis März fand sich kein Käufer für die Fernsehrechte. Und die Veranstaltung ist ohnedies teuer genug: Fünf Millionen Mark haben die Verantwortlichen schon mal vorsorglich zur Seite gelegt.

Dass dies ausreicht, bezweifelt ein Mitglied des Aufsichtsrats. Der damalige LBB-Banker Decken gibt sogar zu Protokoll, dass "alle vorgelegten Finanzpläne von einem best case Szenario" ausgehen - also einem Wunschszenario. Kosten wird etwa die Anbindung des Lausitzringes. Dazu Hans-Jörg Fischer, Chef der Lausitzring Betriebs- und Management: "Die Zufahrten zum Ring müssen noch optimiert werden. Die vorhandenen Zufahrten sind unzureichend".

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