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Brandenburg: Luxus-Kreuzfahrten im Zeppelin

Freiherr von Gablenz mit neuem Luftschiff-Projekt / Fachwelt aus der Luftfahrtbranche ist skeptisch / „Negativer Beigeschmack“

Freiherr von Gablenz mit neuem Luftschiff-Projekt / Fachwelt aus der Luftfahrtbranche ist skeptisch / „Negativer Beigeschmack“ Von Nils-Viktor Sorge Neuhardenberg - Die Augen von Carl-Heinrich Freiherr von Gablenz glänzen wieder. Vor drei Jahren platzte sein Traum, mit der CargoLifter AG in Brandenburg riesige Luftfrachtschiffe zu bauen. Vor kurzem verteilte er jedoch wieder auf einem Fachtreffen in Wildau (Dahme-Spreewald) höchstpersönlich Prospekte für sein neuestes Zeppelin-Projekt. Auf dem Flugplatz in Neuhardenberg (Märkisch-Oderland) soll mit Gablenz'' Unterstützung eine neue Luftschiffswerft entstehen. Der frühere Cargolifter-Chef ist Verbindungsmann Wolfgang von Zeppelins, der das Projekt von Friedrichshafen am Bodensee aus leitet. Wenn es nach ihm geht, kreuzen in ein paar Jahren reiche Touristen in märkischen Zeppelinen über Europa. In Berlin ist der Flughafen Tempelhof als Terminal vorgesehen; neun weitere Metropolen sollen mitmachen. Die Planer rechnen mit 445 500 Passagieren im Jahr, Rundflüge über den Städten inklusive. „Das ist eine konservative Kalkulation“, sagt von Zeppelin. Die Fachwelt aus der Luftfahrtbranche in Berlin und Brandenburg steht dem 400-Millionen-Euro-Vorhaben allerdings skeptisch gegenüber. „Das Thema Luftschiffe ist hier mit einem negativen Beigeschmack versehen“, sagt Andreas Kaden, Vorstandsvorsitzender der Berlin-Brandenburg Aerospace Allianz (BBAA). „Ich würde das nicht wagen.“ BBAA-Geschäftsführer Wulf Schöde reagiert ähnlich zurückhaltend. „Wenn das klappt, jubeln wir. Aber die Investoren wandern auf einem schmalen Grat.“ Es sei äußerst fraglich, ob ein Markt für derartige „Kaffeefahrten“ vorhanden sei.Gablenz geht auf solche Bedenken nicht direkt ein: „Es ist ein überwältigendes Gefühl, wenn Sie durch einen Luftozean gleiten.“ Dass es genügend Leute gibt, die 250 Euro für eine Stunde in der 45-Personen-Kabine bezahlen, ist für ihn selbstverständlich. Zeppelin sagt, er habe bei der Kalkulation die volle Unterstützung des Reiseveranstalters Dertour, der die Reiseangebote über seine mehr als 10 000 Agenturen in Deutschland und Österreich vertreiben könnte. Vorher müssen Zeppelin und Gablenz noch Investoren finden. Sie wollen die Kosten auf Geldgeber an den zehn Standorten wie Kopenhagen, London, Paris verteilen. In dem Prospekt, den Gablenz derzeit unter die Leute bringt, locken sie mit einer Umsatzrendite von 63 Prozent. Fließt das Geld, soll in Neuhardenberg eine Werfthalle entstehen, größer als ein Fußballfeld. Und dazu 200 bis 300 Arbeitsplätze, schätzt Zeppelin. Er kündigt an: „Um die normalen Förderungen des Landes würden wir uns auch bemühen.“ In Potsdam heißt es dazu vorsichtig, man begrüße das „private Engagement“ in Neuhardenberg. Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) mochte sich jedoch nicht äußern. Die Erinnerung an 2002 ist noch wach, als CargoLifter Insolvenz anmeldete. Das Land hatte fast 40 Millionen Euro in das Pleiteprojekt gesteckt. Für Wolfgang von Zeppelin ist CargoLifter kein Reizwort, im Gegenteil. „Das alte Personal ist für uns natürlich interessant. Einige Mitarbeiter haben bei uns schon angerufen.“ Möglichst kostengünstig nutzen möchte er zudem CargoLifter-Patente aus der Insolvenzmasse, etwa für den Bau der Hülle der 125 Meter langen Gefährte. Zeppelin, der kein direkter Nachfahre des legendären Grafen ist, glaubt fest an seine Vision von den Luxus-Luftschiffen. „Es ist der uralte Wunsch des Menschen durch die Lüfte zu schweben, das kennt wohl jeder aus seinen Träumen.“

Nils-Viktor Sorge

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