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Brandenburg: Mangroven statt fliegender Kräne

Tropen für die Mark: Heute erhalten die Investoren der „Tropical Islands“ in Brand die Baugenehmigung

Tropen für die Mark: Heute erhalten die Investoren der „Tropical Islands“ in Brand die Baugenehmigung Von Peter Jähnel Lübben/Brand. Von dem kleinen Ort Brand 50 Kilometer südöstlich von Berlin sollten einmal riesige Transportluftschiffe in die Tropen starten. Doch nach der Pleite der CargoLifter AG, wollen Investoren nun die Tropen in den märkischen Kiefernwald Brandenburgs holen. 70 Millionen Euro hat die britisch-malaysische Investorgruppe für den Bau des weltgrößten überdachten Freizeitpark mit Regenwald und Badestrand veranschlagt. „Tropical Islands“ soll schon im Oktober erste Besucher nach Brand (Dahme-Spreewald) locken. An diesem Montag wollen Colin Au und der Mischkonzern Tanjong, die je zur Hälfte an dem ehrgeizigen Projekt beteiligt sind, die Baugenehmigung in Empfang nehmen. Im Frühjahr sollen die Umbauarbeiten in der Riesenhalle in Brand beginnen. Der Mittfünfziger Au ist seit 30 Jahren im Freizeit- und Tourismusgeschäft tätig und leitete zuletzt Asiens größte Kreuzschifffahrts-Gesellschaft Star Cruises, die auch Schiffe auf der Meyer-Werft im niedersächsischen Papenburg bauen lässt. Im vergangenen Sommer verkaufte Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning die Werfthalle samt 500 Hektar großem Gelände des ehemaligen Militärflugplatzes Brand für 20 Millionen Euro an die Gruppe Au/Tanjong. Seitdem laufen die Planungen auf Hochtouren. „Colin Au hat sich in der Region intensiv um jedes Detail gekümmert“, lobt etwa Cord Schwartau, Chef der Wirtschaftsfördergesellschaft des Landkreises. „Dieses Projekt ist auf Europa mit seinen 450 Millionen Menschen ausgerichtet und soll als Test dienen, was hier machbar ist.“ In der acht Fußballfelder großen und 107 Meter hohen Halle sollen sich die Besucher an Lagunenstränden aalen oder durch einen Regenwald mit Mangroven und Palmen wandern. Unter der gewaltigen Kuppel sollen auch Biergärten entstehen sowie Konzerte und Bühnenshows stattfinden. Damit weder Menschen noch Pflanzen auf die Sonne verzichten müssen, soll ein Teil der Hallenmembran durch ein Material ersetzt werden, das UV-Strahlen durchlässt. Wenn die Pläne der Investoren aufgehen, kommen jährlich bis zu drei Millionen Menschen zu den „Tropeninseln“ – in eine Region, wo Arbeitsplätze knapp sind. „CargoLifter hatte hoch spezialisierte Arbeitsplätze geschaffen, aber der Tropenpark bietet viele "normale" Jobs für unsere Menschen hier“, sagt Ulrich Arnts, Direktor des Amtes Schenkenländchen, das an den Planungen beteiligt war. Auch die von wirtschaftlichen Erfolgen nicht gerade verwöhnte SPD/CDU-Regierung Brandenburgs hofft nach dem Scheitern von CargoLifter und des Milliardenprojektes der Chipfabrik in Frankfurt (Oder) auf Erfolg. Scharfe Kritik kommt indes von Aktionären der gescheiterten CargoLifter AG sowie von deren Vorstand und Aufsichtsrat. Sie werfen den Investoren Au und Tanjong vor, im Gegensatz zu früheren Ankündigungen nun doch staatliche Fördermittel beantragt zu haben. Zudem wird den politisch Verantwortlichen „verbale Haarspalterei“ angelastet. Sie hätten öffentliche Gelder für Infrastrukturmaßnahmen zugesichert, obwohl das Gelände in Brand bereits industriell voll erschlossen sei. In der Riesenhalle herrscht nach dem Ausverkauf des Inventars im Herbst derweil noch winterliche Ruhe vor dem Sturm. „Bis zum März bieten wir samstags noch Führungen an, danach beginnen die Umbauarbeiten“, sagt Vivian Kreft von der insolventen CargoLifter World GmbH. Bis dahin überwintern zwei kleine Luftschiffe in der Halle. Unterdessen erarbeitet Insolvenzverwalter Mönning mit Partnern aus der Luft- und Raumfahrt ein Konzept, um wieder Luftschiffunternehmen in Brand anzusiedeln. Auch dazu hatten sich die Investoren von „Tropical Islands“ vertraglich verpflichtet.

Peter Jähnel

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