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Noch ist hier die Endstation der U 7 in Rudow.

© picture alliance/dpa/Soeren Stache

Pläne für Verlängerung nehmen nächste Hürde: Jetzt wird die Wirtschaftlichkeit der U7 zum BER untersucht

Können Fluggäste ab 2035 mit der U-Bahn von Spandau bis zum BER fahren? Die Pläne für die Verlängerung der U7 zum Willy-Brandt-Airport erreichen die nächste Stufe.

Die Machbarkeit ist bereits geklärt, nun kann die Wirtschaftlichkeit untersucht werden: Die Verlängerung der Berliner U-Bahnlinie 7 zum Willy-Brandt-Airport der Hauptstadtregion in Schönefeld hat die nächste Hürde genommen. Berlin und Brandenburg sind sich nun über die Finanzierung der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung der Verlängerung der U7 bis zum BER einig geworden. Die Unterzeichnung der gemeinsamen Vereinbarung soll diese Woche offiziell abgeschlossen werden. Darüber informierte Kathrin Sczepan, Baudezernentin der Gemeinde Schönefeld, in einer öffentlichen Veranstaltung des BER-Dialogforums Kommunalpolitiker der Flughafenregion.

Im Dialogforum haben sich Anrainergemeinden und Berliner Stadtbezirke aus der Umgebung des Airports zusammengeschlossen, um übergreifende Probleme gemeinsam anzupacken. Eine Realisierung des Vorhabens bis 2035 werde angepeilt, hieß es. „Das Fazit lautet: Ab 2035 kann man mit der U-Bahn zum BER fahren. Man muss Ziele haben“, erklärte Jörg Jenoch, Bürgermeister von Eichwalde und Vorsitzender des Dialogforums.

Die Gemeinde Schönefeld, die mit neuen Wohn- und Gewerbegebieten besonders rasant wächst, ist dabei der größte Treiber. Der größte Teil der künftigen Strecke liegt in ihrem Gebiet, die Gemeinde koordiniert die Schritte auf Brandenburger Seite. „In München und Frankfurt am Main wäre das einfacher“, sagte Sczepan. Dort gebe es an den Airports keine Landesgrenze.

Sechs Institutionen finanzieren die Untersuchung

Die rund 200.000 Euro teure Wirtschaftlichkeitsuntersuchung hat deshalb gleich sechs Finanziers: Auf Berliner Seite ist es die von Senatorin Manja Schreiner (CDU) geführte Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, die die Federführung des Projekts hat, weil es um eine BVG-Linie geht. Auf Brandenburger Seite sind es neben der Gemeinde Schönefeld das von Minister Guido Beermann (CDU) geführte Infrastrukturministerium, der Landkreis Dahme-Spreewald und das Regionalmanagement der Stadt Ludwigsfelde. Die gemeinsame Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB), die den BER betreibt, macht ebenfalls mit.

Eine Machbarkeitsstudie der BVG hatte zuvor im Jahr 2020 die grundsätzliche Realisierbarkeit bestätigt. Bislang endet die U7 in Rudow. Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung soll laut Sczepan im August 2023 durch die Berliner Verkehrsverwaltung ausgeschrieben werden. Eine Weiterführung zum BER würde etwa 800 Millionen Euro kosten, wobei Berlin – rein territorial gerechnet – mit rund 160 Millionen Euro dabei wäre.

Bitte alle aussteigen: Aktuell endet die U7 in Rudow, von dort fahren Fluggäste mit dem Bus zum BER.
Bitte alle aussteigen: Aktuell endet die U7 in Rudow, von dort fahren Fluggäste mit dem Bus zum BER.

© imago images/Guido Koppes

Damit der Bund den Großteil der Baukosten übernehmen könnte, muss das Projekt bei der Nutzen-Kosten-Untersuchung einen Wert größer als 1 bekommen. Im Berliner Wahlkampf hatte sich auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke – als Unterstützung für die damalige Regierende Franziska Giffey (SPD), jetzt Wirtschaftssenatorin – für eine U7-Verlängerung ausgesprochen. Woidke koppelte das allerdings an eine 90-Prozent-Förderung durch den Bund.

Verlängerung der U7 zum Flughafen BER
Verlängerung der U7 zum Flughafen BER

© Rita Boettcher

Die U7, die aus Spandau kommt, ist schon jetzt die längste U-Bahn-Trasse Berlins. Nach den bisherigen Plänen der BVG würden nach Rudow – die Trasse ist im Flächennutzungsplan der Hauptstadt freigehalten – zwei neue Stationen in Berlin hinzukommen, in Brandenburg fünf weitere, unter anderem am Bahnhof Schönefeld, am stillgelegten Terminal 5 und entlang der Airport-City zum BER-Hauptterminal.

Das U-Bahn-Projekt ist dennoch umstritten. Und zwar auch deshalb, weil der BER über die Schiene mit dem unterirdischen Bahnhof direkt unter dem Hauptterminal besser als alle anderen Flughäfen in Deutschland an den öffentlichen Nahverkehr angebunden ist. Regionalzüge, S-Bahnen, der Flughafenexpress und einige Fernzüge halten dort.

Verkehrsbelastung in der Region wird untersucht

Zwar werden am im Oktober 2020 eröffneten BER noch deutlich weniger Passagiere abgefertigt als vor der Pandemie. Das Vorkrisenniveau von 35,6 Millionen Passagieren (2019) wird 2028 erwartet, dieses Jahr sollen es 23 Millionen Passagiere werden. Trotzdem sind die Straßen und Autobahnen im Umfeld – vor allem wegen der generellen Dynamik im Speckgürtel samt neuer Tesla-Fabrik insgesamt – jetzt schon voll und häufig verstopft.

Im Auftrag des BER-Dialogforums und aller Industrie- und Handelskammern der Hauptstadtregion werden deshalb vom Büro Spreeplan die Verkehrsbelastungen der Flughafenregion umfassend untersucht. Das Ergebnis mit Empfehlungen, wo gehandelt werden muss, soll Ende 2023 vorliegen.

Klar ist für Spreeplan-Geschäftsführer Bertram Teschner, wie er auf der Veranstaltung des BER-Dialogforums sagte, dass ein Ausbau der südlichen A 10 zwischen Schönefelder Kreuz und Dreieck Spreeau erforderlich ist. Die Belastung liege mit 110.000 Fahrzeugen am Tag –davon 27 Prozent Schwerlastverkehr – deutlich über den Werten von 96.000 Fahrzeugen, die dazu führten, dass die A 10 bei Michendorf achtstreifig ausgebaut wurde. Auch die A 12 müsse auf der gesamten Strecke achtstreifig werden. „Für solche Aussagen bräuchten sie in Berlin Personenschutz“, sagte Oliver Igel, SPD-Bezirksbürgemeister von Treptow-Köpenick, mit Blick auf die Berliner Verkehrsdebatten.

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