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Brandenburg: Prügelnder Partner musste in U-Haft

Gericht setzte Wohnungsverbot konsequent durch

Nachdem er seine Frau gut 40 Mal geschlagen, bedroht und beleidigt hatte, wurde einem 32-jährigen Spandauer gerichtlich verboten, sich der 29-Jährigen anzunähern. Doch der Mann ignorierte das Verbot, worauf die Justiz jetzt mit seltener Härte reagiert hat: Auf Antrag der Amtsanwaltschaft erließ das Amtsgericht Tiergarten einen Haftbefehl, seit Mittwoch sitzt der Mann in Untersuchungshaft.

Die 29-Jährige, die mit der gemeinsamen fünfjährigen Tochter zusammen wohnt, hatte gegen den früheren Partner am 24. September 2004 eine einstweilige Verfügung nach dem Gewaltschutzgesetz erwirkt. Das bedeutet: Der Mann durfte sich der Frau nicht mehr nähern.

Die Zahl der Fälle, in denen Polizei oder Gerichte prügelnde Männer aus den Wohnungen ihrer Frauen oder Freundinnen verbannen, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. 2004 wurde die Berliner Polizei 12 814 Mal wegen häuslicher Gewalt gerufen. In 1175 Fällen sprachen Polizisten so genannte Wegweisungen aus, 2003 – im ersten Jahr der entsprechenden Gesetzesänderung – waren es 1036. Diese von der Polizei verfügten Rausschmisse sind auf zwei Wochen begrenzt. In dieser Zeit kann sich die betroffene Frau bei den Familiengerichten Pankow-Weißensee und Tempelhof-Schöneberg um einen dauerhaften Gerichtsbeschluss nach dem Gewaltschutzgesetz bemühen. Auch diese Zahl steigt: 1947 Anträge gab es 2004, 1486 bis September diesen Jahres. Laut Polizeistatistik wurden vergangenes Jahr 1363 Frauen von ihren Partnern verletzt, 155 wurden vergewaltigt. Fünf Männer versuchten, ihre Frauen zu ermorden, zehn taten es. Zahlen für 2005 liegen noch nicht vor.

Die gestiegene Zahl angezeigter Fälle erklärt die Polizei mit einem gestiegenen Anzeigeverhalten – das Thema sei nicht mehr tabu. Nach Angaben der Interventionszentrale bei häuslicher Gewalt (BIG) erlebt jede vierte Frau in Deutschland körperliche Angriffe. Dem Verein ist es in den vergangenen zehn Jahren gelungen, die Zusammenarbeit zwischen Frauenprojekten, Senatsverwaltungen, Polizei und Justiz zu koordinieren, um so die Opfer besser schützen zu können. Am morgigen Montag feiert BIG den zehnten Geburtstag, gemeinsam mit Polizeipräsident Glietsch will der Verein an diesem Tag seine Arbeit präsentieren. Zudem ist in der kommenden Woche eine Ausstellung zum Thema in der Alten Backfabrik in der Saarbrücker Straße 36 zu sehen. Ha

Informationen unter

www.big-interventionszentrale.de

oder Telefon 611 0300 (9 - 24 Uhr)

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