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Freizeit: Riesenrutsche im Steuerparadies

Die Kohle vom Kraftwerk Jänschwalde macht’s möglich: Eine kleine, aber reiche Gemeinde baut einen einzigartigen Erlebnispark. Vor den Toren Cottbus'.

Von Sandra Dassler

Ausgerechnet Swantewit, der oberste Gott, ist noch in Arbeit. Am 25. Mai wird er aber wie seine „Kollegen“ Radegast, Siwa, Liuba, Prono, Porevith und Crodo auf die Besucher blicken, die zur Eröffnung des Erlebnisparks Teichland vor den Toren von Cottbus kommen.

Der Hain mit den zweieinhalb Meter großen Holzfiguren slawischer Götter, die vor der Christianisierung von den hier ansässigen Lusici angebetet wurden, ist einmalig in Westeuropa. Die Hauptattraktion des Parks besteht aber aus einer 900 Meter langen Sommerrodelbahn, auf der man in einer Edelstahlrinne auf mit Rollen versehenen Schlitten mit fast 40 Stundenkilometern nach unten sausen kann.

Eine Sommerodelbahn mitten im Flachland? Die Kohle macht’s möglich – im doppelten Sinne des Wortes. Denn als hier vor mehr als 25 Jahren neue Tagebaue aufgeschlossen wurden, wuchs aus dem vor der Braunkohle aus der Erde geholten Material die Bärenbrücker Höhe. Heute erhebt sich die rund 440 Hektar große Hochkippe bis zu 33 Meter über die sie umgebende Landschaft.

„Eigentlich könnten wir hier eine Sommerrodelbahn bauen“, schlug 1997 ein Einwohner aus Neuendorf, das an der Bärenbrücker Höhe liegt, vor. „Das haben damals alle für ’ne fixe Idee gehalten“, sagt Wilfried Neuber. Er ist stellververtretender Bürgermeister der Gemeinde Teichland, zu der sich im Jahr 2000 die Orte Maust, Bärenbrück und Neuendorf zusammenschlossen. Den Namen erhielt sie von den Peitzer Teichen, die auf ihrem Gebiet liegen – ebenso wie das Kraftwerk Jänschwalde. Letzteres erweist sich wegen der Gewerbesteuer als Goldesel: die Gemeinde hat, bezogen auf ihre 1300 Einwohner, mit jährlich 17 151 Euro je Bürger die höchsten Einnahmen im Land.

Auch deshalb entschloss sich die Gemeinde vor zwei Jahren, die „fixe Idee“ mit der Sommerrodelbahn in die Tat umzusetzen. „Das hing auch mit dem Masterplan Cottbuser Ostsee zusammen“, sagt der Bürgermeister von Teichland, Helmut Geissler: „Der Tagebau Cottbus-Nord läuft 2015 aus. Dann wird hier bis 2030 der größte See Brandenburgs entstehen – mit Häfen, Surf- und Badestränden, Seebühne und anderen Attraktionen. Neuendorf liegt am Nordufer des künftigen Ostsees. Warum sollten wir da nicht schon jetzt die Grundlagen für eine touristische Nutzung schaffen?“

Die Gemeindevertreter von Teichland haben ihre Vision in zwei Jahren umgesetzt: überprüft, ob das Kippengelände der Belastung standhält, den Bebauungsplan eingereicht und sich Verbündete gesucht, die sich auskennen mit Sommerrodelbahnen und slawischen Göttern.

Zur Eröffnung in drei Wochen stehen für die Besucher nicht nur 40 Doppelschlitten und ein Bistro bereit. Sie können auch eine geologische Uhr bewundern, die über die Entstehungsgeschichte der Erde informiert. Sie können zu Findlingen und eiszeitlichen Tieren aus Holz wandern, ein „Insektenhotel“ besuchen und im „Tunnel der Ruhe“ relaxen, während sich die Kinder auf dem Spielplatz tummeln.

Das ist erst der Anfang, sagt Bürgermeister Geissler. Für den zweiten Bauabschnitt hat die Gemeinde den Bau eines 50 Meter hohen Aussichtsturms sowie BMX-Bahn, Kletterfelsen mit automatischer Sicherung und Bungee-Sprungseil beschlossen. Auch eine Sommertubingbahn für Rutschpartien auf Spezialreifen soll bis 2009 fertig gestellt sein. Und weil die Teichländer nicht nur mit Besuchern aus Brandenburg, Sachsen und Berlin rechnen, haben sie alles auch auf Polnisch und Englisch ausgeschildert.

Rund fünf Millionen Euro hat die Gemeinde schon in den Park investiert, auch wenn das Geld vom Kraftwerk Jänschwalde nicht mehr ganz so üppig fließt, weil Vattenfall den Verteilungsschlüssel für die Gewerbesteuer zugunsten umliegender Kommunen verändert hat. „Für unseren Freizeitpark reicht das Geld allemal“, sagt Bürgermeister Geissler. Er ist überzeugt, dass sich die Sommerrodelbahn rechnet. 2,20 Euro soll eine Fahrt zunächst kosten, über Sondertarife für Kinder oder Gruppen denke man noch nach. Swantewit und die anderen slawischen Götter zu sehen, kostet hingegen nichts: der Eintritt in den ab 26. Mai täglich geöffneten Park ist frei.

Infos unter www.peitz.de oder werktags von 9 bis 18 Uhr und Sonnabend von 9 bis 12 Uhr unter Telefon 03560 131 91.

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