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Brandenburg: Sanssouci = Ohne Sorge. Das war einmal

Sogar in Brandenburgs prominentes Schloss kamen 2002 weniger Besucher. Schlösserchef Dorgerloh wirbt jetzt mit Kombitickets und Flyern

Potsdam. Das sind neue Töne aus Sanssouci. „Wir müssen von der Fixierung auf die Preußenkönige wegkommen“, sagt Hartmut Dorgerloh. Das ist einigermaßen verblüffend. Denn Hartmut Dorgerloh ist zuständig für die mehr als 150 preußischen Königsschlösser und andere Baudenkmale in Berlin und Brandenburg. Er ist seit April 2002 der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Es gehe auch um die Baumeister, die Gartenkünstler, um das Erbe Preußens im breiteren Sinne, bis hin zur Sozialgeschichte. Es geht um Bandbreite, um Vielfalt. „Wir bemühen uns, die einzelnen Schlösser zu profilieren, untereinander stärker abzugrenzen“, sagt Dorgerloh. Auf diesem Weg sollen auch mehr Besucher „in nicht so prominente Häuser“ gelockt werden.

Wird davon der Besucher schon in diesem Jahr etwas spüren? Dorgerloh zeigt einige druckfrische neue Flyer für das Marmorpalais („Der Klassizismus erobert Preußen“), die Römischen Bäder, das Schloss Charlottenhof, das Jagdschloss Grunewald und für Rundgänge durch die Schlossparks Sanssouci und Neuer Garten, die im neuen Jahr in allen Schlössern und Museumsshops verteilt werden. Denn auch für Sanssouci war das Jahr 2002 nicht ohne Sorgen. Die Besucherzahlen gingen um acht Prozent zurück. Im Jahr davor waren 2,3 Millionen Gäste in die Preußenschlösser gekommen. Das war ein Rekord. 2001 war in Potsdam aber auch die Bundesgartenschau, die Besucher nach Brandenburg holte. Der Rückgang im vergangenen Jahr ist kein Drama, er ist geringer als in der übrigen Tourismus-Branche. „Im Vergleich geht es uns richtig gut“, sagt Dorgerloh. Aber es soll noch besser werden. Deshalb stößt er Verbesserungen an. Kleine Änderungen, keine große Revolution.

Die hatte so mancher befürchtet, als im Frühjahr der Name des erst 40 Jahre alten Dorgerloh für die Nachfolge des hochgeachteten Hans-Joachim Giersberg gehandelt wurde. Dorgerloh, bis dahin Referatsleiter für Denkmalpflege im Brandenburger Kulturministerium, setzte sich gegen 20 Mitbewerber und Berliner Vorbehalte durch. In- und außerhalb der Stiftung war ihm auch Misstrauen entgegengeschlagen. Ein „willfähriger Funktionär“ der Politik, der die Schlösser „popularisiert“, gar für Empfänge der Politik und für Werbepräsentationen öffnet? Alles Fehlanzeige. Die Kritiker sind verstummt.

Trotzdem: Hartmut Dorgerloh soll und will die schwerfällige Stiftung modernisieren, verkrustete Strukturen aufbrechen, den Service für die Besucher verbessern. Aber behutsam. Oft gehe es lediglich um bessere innere Abläufe, sagt Dorgerloh. Zurzeit nehmen Organisationsexperten des Bundesverwaltungsamtes die Strukturen in der Stiftung unter die Lupe. Dass sie Personal-Abbau empfehlen werden, glaubt Dorgerloh nicht: Es gebe klare Signale, die auch zur Beruhigung in der Belegschaft beigetragen hätten. So werden es zunächst die kleinen Dinge sein, an denen der Besucher schon bald Verbesserungen merken soll. Zum Beispiel die neuen Flyer, zum Beispiel der renovierte Internet-Auftritt, zum Beispiel der neue Ticket-Verbund zwischen Berlin und Potsdam, mit dem Kombi- und Tagestickets angeboten werden sollen. Dorgerloh kennt Umfragen, nach denen die Gäste bereit wären, für die Pflege der Schlösser weit mehr als bisher zu spenden: „Aber unsere Spendensäulen stehen so, dass man sie kaum sehen kann. Und dann steht nicht einmal Danke darauf.“ Das wird sich ändern – auch zum eigenen Nutzen. Denn Geld ist eine der Hauptsorgen des Schlösserherrn.

Der aktuelle Etat für 2003 über 43 Millionen Euro, die Berlin, Brandenburg und der Bund zu Verfügung stellen, ist zwar durch ein gültiges Finanzierungsabkommen gesichert. Und er habe, betont Dorgerloh, auch keinerlei Hinweise, dass das Land trotz des angespannten Haushalts sein Engagement zurückzuschrauben gedenkt. Trotzdem weiß er natürlich, dass die Verhandlungen mit den drei Geldgebern für das neue Finanzierungs-Abkommen Ende 2003 nicht leicht werden. Seine dringendsten Fälle: Die nötige Restaurierung des Neuen Palais und des Schlosses Charlottenburg in Berlin. Beide Vorhaben brauchen Finanzierungssicherheit für einen längeren Zeitraum.

Auf dem antiken Schreibtisch des Sanssouci-Generaldirektors steht neuerdings ein Laptop. Und noch eins unterscheidet Dorgerloh, der jetzt qua Amt den traditionellen Professorentitel trägt, von seinem Vorgänger: Hatte Hans-Joachim Giersberg sich nach anfänglichen Zögern zum Aufbau des Potsdamer Stadtschlosses bekannt, ist Dorgerloh deutlich zurückhaltender. „Ich bin skeptisch, weil es ein Neubau wird. Das alte Schloss wird man nicht wiederbekommen. Aber wenn die Zeit es will, muss man als Kunsthistoriker damit leben.“

Die Schlösserstiftung im Internet

www.spsg.de

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