zum Hauptinhalt

Brandenburg: Schlachthöfe reagieren auf BSE-Angst

Nach dem dritten Brandenburger BSE-Fall kämpfen Landwirte, Schlachtbetriebe und der Handel gegen die Verunsicherung der Kunden. Im Fleischzentrum Lausitz in Kasel-Golzig bei Luckau wurde gestern auf veränderte Schlachtmethoden verwiesen.

Nach dem dritten Brandenburger BSE-Fall kämpfen Landwirte, Schlachtbetriebe und der Handel gegen die Verunsicherung der Kunden. Im Fleischzentrum Lausitz in Kasel-Golzig bei Luckau wurde gestern auf veränderte Schlachtmethoden verwiesen. Hier war Ende Dezember vergangenen Jahres bei einer fünfjährigen Kuh aus Großwoltersdorf im Kreis Oberhavel bei einem Gehirn-Test die Krankheit nachgewiesen worden. Wie berichtet, wurden daraufhin 80 weitere Tiere aus dem Betrieb notgeschlachtet. Deren nachträgliche Untersuchung brachte allerdings negative Ergebnisse. Alle Einschränkungen auf dem Hof konnten aufgehoben werden.

"Seit Bekanntwerden der ersten BSE-Fälle in Deutschland haben wir uns um neue Techniken beim Zerkleinern der Rinder bemüht", sagte Hans-Dieter Geiß, Pressesprecher des Schlachthofes Kasel-Golzig, der als größte Anlage in ganz Brandenburg gilt. Seit Monaten seien Rückenmarkfräsen mit einem Absauger im Einsatz. Damit werde verhindert, dass Teile des Rückenmarkes auf das zu verarbeitende Fleisch spritzen. "Wie beim Staubsauger nimmt die neue Maschine alle beim Durchtrennen der Wirbelsäule anfallenden Abfälle auf", erklärte Geiß. Das Rückenmark von Rindern gilt wie das Gehirn als Träger des BSE-Virus.

Ebenso verzichtet der Schlachthof auf den vor der BSE-Krise üblichen Rückenmarkzerstörer nach dem so genannten Bolzenschuss. Gewöhnlich erhalten die Rinder nach dem Eintreffen in der Anlage ein Bolzenschussgerät auf die Stirn gesetzt. Daraus tritt ein Metallteil aus, das mehrere Zentimeter in den Schädel eindringt. Die Tiere sollen dadurch schnell das Bewusstsein verlieren. Nach diesem Vorgang setzten die meisten Schlachthöfe die Rückenmarkzerstörer ein, um die Schlachter vor Muskelreflexen der Rinder zu schützen. Durch die Zerstörung des Rückenmarkes sterben viele lebenswichtige Zentren im Körper ab.

Bei Tests wurde herausgefunden, dass durch diesen Stab möglicherweise verseuchtes Nervengewebe in den Blutkreislauf gelangen könnte. "Wir schützen unsere Arbeiter jetzt auf andere Methoden vor Gefahren", erklärte Pressesprecher Geiß. Die Sicherheit der Verbraucher vor infiziertem Fleisch habe Vorrang.

Die Verbraucherschutzzentrale in Berlin lehnt die bislang praktizierte Bolzenschussmethode ab. Dadurch werden das Gehirn zerstört und unnötige Risiken verursacht, sagte gestern eine Sprecherin. BSE-Viren könnten mit anderen Körperteilen in Kontakt kommen. Ebenso spricht sich die Verbraucherschutzorganisation gegen eine Zerteilung der Wirbelsäule in den Schlachthöfen aus. Das Rückenmark sollte gar nicht erst freigelegt werden. Bislang existiert in Deutschland keine Alternative zu den Bolzenschussgeräten. In Australien, Neuseeland und in der schweiz werden automatische Anlagen zur Elektrobetäubung eingesetzt.

Brandenburgs Landestierarzt Klaus Reimer äußerte sich zufrieden mit den geänderten Arbeitsabläufen in den Schlachthöfen des Landes. Die BSE-Schnellstests seien inzwischen lückenlos. Auch in den Tierkörperbeseitigungsanlagen wird jedes Rind auf die Viruserkrankung überprüft. Die Zahl der hier entdeckten BSE-Fälle an kranken oder toten Tieren liegt hier sogar höher als in Schlachthöfen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false