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Brandenburg: Trend zum Kampftrinken

Über West-Niveau: Brandenburgs Jugendliche rauchen stark, greifen oft zur Flasche, selten zum Joint

Über West-Niveau: Brandenburgs Jugendliche rauchen stark, greifen oft zur Flasche, selten zum Joint Potsdam - In Brandenburg greifen immer mehr junge Leute zu Suchtmitteln. Anders als zum Beispiel ihre Altersgenossen in Westdeutschland rauchen Jugendliche in Brandenburg und den anderen ostdeutschen Ländern noch vergleichsweise stark. Der Trend zum Nichtrauchen sei bei ostdeutschen Jugendlichen „noch nicht angekommen“, sagte Gesundheitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) bei der Vorstellung der Resultate einer Befragung von etwa 10 000 Jungen und Mädchen aus 10. Klassen gestern in Potsdam. In Ostdeutschland rauchen nach Zieglers Angaben zehn Prozent mehr Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren als im Westen der Republik. Die Studie wurde von acht Landkreisen und kreisfreien Städten zum Konsum von Alkohol, Tabak und illegalen Drogen erarbeitet. Sie liefert die ersten statistischen Daten zum Drogenkonsum märkischer Jugendlicher und ist Ziegler zufolge repräsentativ. Danach greifen etwa ein Drittel der Schüler der 10. Klassen Brandenburgs täglich zur Zigarette. Es rauchen mehr Mädchen (35 Prozent) als Jungen (32 Prozent) und mehr Gesamtschüler (zirka 40 Prozent) als Gymnasiasten (zirka 20 Prozent). Während bundesweit Jugendliche nach der Suchtstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit 13,6 Jahren zum ersten Mal am Glimmstängel ziehen, sind sie in Brandenburg 13,1 Jahre alt. Ziegler verwies darauf, dass Brandenburg mit seiner Raucherquote im Ländervergleich an 5. Stelle liege. Seit 1. September gilt an den Schulen des Landes Rauchverbot. Brandenburger Jugendliche konsumieren der Studie zufolge allerdings nicht ganz so häufig Cannabis-Drogen. Nur fünf Prozent der Brandenburger Jungen und zwei Prozent der Mädchen aus den 10. Klassen rauchen jede Woche das aus Cannabis gewonnene Haschisch. Laut Studie raucht ein halbes Prozent der Mädchen und zwei Prozent der Jungen täglich Haschisch in Joint oder Pfeife. In der Mark ist der Besitz von sechs Gramm Cannabis legal. Seit 2001 starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums 27 Menschen am Konsum illegaler Drogen. Ferner ergab die Abfrage zum Alkoholkonsum, dass 30 Prozent der Jungen und 17 Prozent der Mädchen jede Woche Alkohol trinken. 2,5 Prozent der befragten männlichen Schüler greifen sogar täglich zum Alkohol. Die Suchtbeauftragte der Landesregierung, Ines Kluge, machte in diesem Zusammenhang auf den „modernen Trend des Kampftrinkens“ aufmerksam, der ungefähr im Alter von 20 Jahren einsetze. Der Sprecher des Arbeitskreises Daten/Berichterstattung der Landessuchtkonferenz, Andreas Böhm, warnte, Tausende seien in Brandenburg auf dem Weg in die Alkohol- und Tabakabhängigkeit. Die Studie enthalte aber auch gute Nachrichten, sagte Ziegler. Mehrere Tausend Jugendliche wünschten sich Hilfe beim Ausstieg aus der Sucht. „Als Ansprechpartner und Helfer betrachten sie vor allem Gleichaltrige“, sagte Ziegler. Zwei von drei Jugendlichen gaben in der Studie an, dass sie sich bei „Problemen mit Rauschmitteln“ an einen Freund bzw. eine Freundin wenden würden. An zweiter Stelle folgen Partner und Partnerin. Erst an dritter Stelle wurden die Eltern genannt. Jeder Zehnte wusste nicht, an wen er sich wenden könnte. Darum habe das Land Präventionsmaßnahmen gestartet, mit denen Jugendliche ihre Altersgenossen vom Rauchen abhalten oder sie dabei unterstützen, Nichtraucher zu werden. „Mit dem Landesprogramm "Brandenburg rauchfrei" sind wir auf dem richtigen Weg einer wirksamen Tabakkontrollpolitik", betonte die Ministerin. Brandenburg verfüge heute über ein „weit verzweigtes“ Suchthilfesystem, erklärte Ziegler. Neben zirka 20 ambulanten Beratungs- und Behandlungsstellen für Suchtkranke gebe es etwa 560 stationäre Entzugs- und Entwöhnungsplätze und 617 Plätze in Wohnstätten für chronisch mehrfach geschädigte Abhängigkeitskranke. Für die Suchthilfe und -prävention stünden im Landeshaushalt knapp über 1,1 Millionen Euro an Fördermitteln bereit.pet/ddp/thm

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