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Irres Hobby.Immer wieder klettern lebensmüde Jugendliche aufs Dach und fahren mit. Hier ein Archivbild vom S-Bahn-Ring in Neukölln.

© Imago

Brandenburg: Unglück auf der S-Bahn

14-Jähriger klettert auf Zug und wird verletzt

Berlin - In den 90er-Jahren war es gar nicht mal so kompliziert. Die schweren Türen der ollen S-Bahnen ließen sich leicht aufdrücken; draußen gab es ein breites Trittbrett zum Draufstellen. Und an den großen, silbernen Türgriffen konnte man sich festhalten bei Tempo 60, 70, 80 – wenn man sich „S-Bahn-Surfer“ nannte und lebensmüde war.

Nun hat die Bahn die Sicherheit schon lange massiv erhöht; Türen in den S-Bahn-Zügen sind innen fest verriegelt, draußen gibt es Druckknöpfe und keine Griffe mehr. „Das klassische S-Bahn-Surfen gibt es nicht mehr“, heißt es bei der Bundespolizei. Allerdings existiert da ein anderer Wahnsinn, der seit einiger Zeit immer wieder beobachtet wird in der Stadt: nicht an der S-Bahn festhalten, sondern auf der S-Bahn mitrasen.

Ein 14 Jahre alter Junge aus Lichtenberg liegt seit Donnerstagnacht im Krankenhaus, mit allerschwersten Kopfverletzungen. Wie die Bundespolizei mitteilte, wurde der Junge am Donnerstag gegen 22 Uhr auf einem Dach einer S-Bahn liegend entdeckt. Notärzte rasten zum S-Bahnhof Treptower Park, der Junge wurde sofort operiert. Er lebt.

Fahrgäste hatten zuvor auf dem S-Bahn-Ring zwischen den Stationen Storkower Straße und Frankfurter Allee einen „dumpfen Aufschlag“ auf dem Dach gehört. Dort befindet sich die Brücke der Eldenaer Straße. Und nach Angaben der Polizei spricht vieles dafür, dass der Junge dort den Kopf nicht rechtzeitig gesenkt hat – so ähnlich, wie es vor knapp einem Jahr schon einmal war, als ein 19-Jähriger auf dem Dach einer S-Bahn saß und an einer Tunneldecke zwischen den Stationen Julius-Leber-Brücke und Südkreuz ums Leben gekommen ist.

Bei dem 14-Jährigen aus Lichtenberg, der offenbar bewusstlos auf dem Dach liegend auch durch die viel benutzte Station Ostkreuz fuhr, wird ein Suizid ausgeschlossen, heißt es bei der Bundespolizei. Der Junge soll sehr sportlich sein; er sei gerade vom Training gekommen, heißt es. Und das Erklimmen eines S-Bahn-Daches sollte für ihn kein Problem sein: Er ist Parcours-Sportler, ein spektakulärer Trend, bei dem alle möglichen Hindernisse waghalsig und ohne Hilfsgeräte überwunden werden. Bei den Stunts in den Hollywood-Filmen geht es gut – in Treptow endete es tragisch, schon wieder. André Görke

André Görke

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