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Brandenburg: Videobeweis: Wolf in der Schorfheide geblitzt

Raubtier lief von Ost nach West über spezielle Autobahnbrücke für Wildtiere

Eberswalde/Angermünde - Zum ersten Mal gibt es einen Videobeweis für einen wandernden Wolf in der nördlich Berlins gelegenen Schorfheide. Eine auf der Wildbrücke über die Autobahn A 11 Berlin-Stettin zwischen Joachimsthal und Pfingstberg in der Nähe von Angermünde montierte Infrarotkamera hat den Einwanderer festgehalten. Die seltene Aufnahme entstand bereits am 24. Oktober 2007, wurde aber erst jetzt entschlüsselt.

Wildbiologen der Landesforstanstalt Eberswalde waren sich bei den ersten Blicken auf den Film nicht ganz sicher und notierten am Bildrand noch den Hinweis „Großer Hund“. Aber wie das Agrarministerium gestern mitteilte, beseitigte die Auswertung der Aufnahme durch Wolfsexperten alle Zweifel: Hier überquerte tatsächlich ein Wolf von West nach Ost die Autobahn auf der Wildbrücke. Spezialisten des Landeskriminalamtes hatte die etwas grauen und undeutlichen Nachtaufnahmen zuvor einigermaßen erkennbar gemacht.

Es gab auch noch andere Hinweise, wie Klaus Höppner, Leiter der Eberswalder Forstanstalt, berichtet: Zur der Zeit, als der Besucher die Brücke überquert hat, haben Jäger und Förster seinen Worten zufolge zwar nicht den Wolf gesehen – wohl aber die Reaktion der anderen Wildtiere bemerkt. Die Waidmänner hätten sich seinerzeit gewundert, warum Rehe, Damwild und Rotwild in der Umgebung „sehr unruhig gewesen seien“. Erklären konnten sie sich das merkwürdige Verhalten nicht, sagt Höppner. Mit den diffusen Bildern der Überwachungskameras mache es jetzt aber Sinn.

Bereits im März 2007 hatte ein Jäger in der Schorfheide in einer ausgetrockneten Pfütze Spuren eines Wolfes gefunden. Fachleute nahmen Gipsabdrücke, die die Einwanderung des Raubtieres in das Gebiet schließlich bestätigten.

Trotz der Mitteilung des Umweltministeriums und der Aussagen der hinzugezogenen Wolfsexperten ist Kornelia Dobias, Leiterin der Wildökologischen Forschungsstelle in Eberswalde, immer noch etwas skeptisch, ob es sich bei dem Tier auf den Nachtbildern tatsächlich um einen Wolf handelt: „Die Hand möchte ich dafür noch nicht ins Feuer legen.“

Und das, obwohl die Indizien auf die Passage eines echten Wolfes hindeuten, wie die Abteilungsleiterin selbst beschreibt. „Wir haben extra einen Wolfs-Spezialisten mit zu Rate gezogen“, sagt Dobias. Der habe bestätigt, dass alle Körpermerkmale auf das Raubtier hinweisen: „Die Rute, die gesamte Erscheinung und auch das für diese Spezies typische weiße Fell an der Kehle.“ All das sei auf den undeutlichen Nacht-Bildern der Infrarot-Kamera zu erkennen gewesen. Um ihre Skepsis aus dem Weg zu räumen, reicht ihr dies aber noch nicht.

Sie will Beweise: „Wir haben von diesem Tier weder einen Fußabdruck, noch ein Haarbüschel oder eine Kotprobe.“ Kein Wunder – sämtliche Spuren dürften seit Oktober verweht oder verrottet sein. Dass die Aufzeichnungen aus der stationären Festplatte der Videokamera auf der Autobahnbrücke erst jetzt ausgewertet wurden, bedauert die Wildökologin.

Die Landesforstanstalt, die mit der Beobachtung und Auswertung der Wildquerungen betraut ist, hat keine direkte Internet-Verbindung zu der Kamera auf der 50 Meter breiten, 80 Meter langen und bepflanzten Wildbrücke über die Autobahn. Die war vor zwei Jahren eröffnet worden, um Wildtieren das gefahrlose Überqueren der Straße zu ermöglichen und Autofahrer vor Zusammenstößen zu schützen.

Die Mitarbeiter der Landesforstanstalt können zwar bilanzieren, dass seit der Errichtung des Bauwerks rund 7000 wilde Bewohner der Schorfheide über die Brücke gelaufen sind. Aktuelle Ergebnisse seien aber noch nicht möglich. „Die Auswertung der Bilder ist sehr zeitaufwändig“, heißt es dazu vom Umweltministerium. Deswegen habe die Landesforstanstalt erst jetzt das letzte Quartal des Jahres 2007 abschließen können.

Wo sich der im Oktober in die Videofalle getappte Isegrim aktuell herumtreibe, sei somit nicht zu sagen, meint Dobias. Die Tiere könnten nachts sehr lange Strecken zurücklegen. „Theoretisch könnte der Wolf schon in Niedersachsen erlegt worden sein.“

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