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Brandenburg: Von Chef zu Chef

Wowereit und Platzeck freuten sich in der Uckermark über die wachsende Zustimmung für die SPD

Wowereit und Platzeck freuten sich in der Uckermark über die wachsende Zustimmung für die SPD Schwedt - Der Fischotter kam nicht. Aber das blieb die einzige Panne und konnte den Staatsbesuch in der Uckermark nicht trüben. Der brandenburgische Landesvater Matthias Platzeck hatte den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit schon im Januar eingeladen, sich den größten Landkreis in Deutschland anzuschauen. Nachdem der Finanzsenator Thilo Sarrazin eine Bemerkung hatte fallen lassen, dass ein gemeinsames Land ja doch nur aus „Berlin plus angeschlossener Landschaftspflege“ bestehe. Das wollten die Brandenburger nicht auf sich sitzen lassen. Gestern besuchte Wowereit den Oderdeich, die Raffinerie in Schwedt, den Bauern Krause in Seelübbe und das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Es wurde ein ganztägiger, sonniger Ausflug, und die beiden Ministerpräsidenten waren ein Herz und eine Backe. „Wo ist denn der Boss?“, fragte Platzeck, als er in den Reisebus einstieg. Boss Wowereit war bester Laune und offenbarte: „Platzeck und ich, wir mögen uns.“ Aber zu den Spekulationen, ob beide SPD-Spitzenleute in der Bundespartei nach der Wahl am 18. September vielleicht wichtige Führungspositionen in der SPD übernehmen sollen, wollte sich Wowereit doch nicht näher äußern. „Wir sind in einer Umbruchsituation, da wird sich vieles neu ergeben.“ Will er etwa Vizeparteichef werden? „Na wissen Sie, so ein Posten wird doch nicht öffentlich ausgeschrieben.“ Wowereit und Platzeck, das neue Gespann? „Gespann schon, aber doch kein neues“, orakelte Platzeck in Schwedt. „Nun lassen Sie uns doch heute unsere Fröhlichkeit. Dass wir beide nicht vorhaben, nach dem 18. September in die Grube zu steigen, merken Sie uns wohl an.“ In der Tat. Im heimeligen Bauerngarten von Martin Krause, der über das schlechte Wetter und die miese Qualität des diesjährigen Roggens schimpfte, machten die Landesväter erst einmal ein Bier auf. Ein „Berliner Pilsener“, dazu gab es Pflaumenkuchen, und für die Fotografen zwängten sich beide Regierungschefs in den mächtigen Traktor. Ja, der Wowereit, schwärmt Platzeck auf der Gartenbank, „das ist ein aufgeweckter Kerl“. Und im Übrigen habe man dieselben Ziele. Schließlich seien Berlin und Brandenburg eng miteinander verwoben und würden sich Stück für Stück weiter vernetzen. Wowereit gefiel die Uckermark. Diese „Po-und-Busen-Landschaft“, wie Platzeck sagte. Aber es ist wohl auch die sich wandelnde Meinungslandschaft vor der Wahl, die dem Regierenden Bürgermeister sehr zusagt. Die Meinungsumfragen zeigten den stetigen Aufwärtstrend für die SPD, und in Berlin sei der Kampf um die Wahlkreise längst nicht entschieden. „Die CDU kriegt allmählich Fracksausen“, freute sich Wowereit. In der Blumberger Mühle, beim Biosphärenreservat, blieb dann zwar der Otter fern, aber Wowereit durfte ein schwarzes Schaf streicheln. Es genossen beide: der Regierende Klaus und das Heidschnuckenlamm Lothar. Ein paar Mädchen trauten sich näher und bekamen Autogramme. Zum Abschied lud Wowereit den Genossen Platzeck zum Gegenbesuch in Berlin ein. Der sagte gern zu.

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