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Brandenburg: Zehn Prozent verzichten ganz

Fast 16 000 Brandenburger Jugendliche nehmen an Jugendweihe teil

Fast 16 000 Brandenburger Jugendliche nehmen an Jugendweihe teil Potsdam (dpa/PNN). Fast 16 000 brandenburgische Jugendliche feiern in diesem Jahr ihre Jugendweihe. Damit ist die auch Jugendfeier genannte, nicht religiöse Veranstaltung nach wie vor deutlich beliebter als die kirchliche Konfirmation oder Kommunion. „Jugendfeiern erfreuen sich weiter einer großen Akzeptanz“, sagte Günter David vom Humanistischen Verband, dem größten Anbieter im Land, in einer dpa-Umfrage. So steif wie zu DDR-Zeiten seien die Feierstunden aber nicht mehr. „Das Programm der Feiern reicht von klassischen Formen mit regionalen Künstlern und Reden bis hin zu reinen Revuen, die die Jugendlichen selbst gestalten.“ Allein an den Jugendfeiern des Humanistischen Verbandes, der ganz bewusst nicht von „Jugendweihe“ spricht, um vor allem den Bruch mit der DDR-Tradition zu verdeutlichen, nehmen rund 8000 Jugendliche teil. „Wir wollen den 13- bis 14-Jährigen diese Feier schenken an der besonderen Schwelle zum Erwachsenwerden“, erläuterte David. Er räumte ein, dass die Jugendfeier durchaus für zahlreiche Jugendliche ein „Geschenke-Fest“ sei, „aber viele bleiben danach etwa in der Jugendarbeit aktiv“. Mit der Jugendfeier sollen die Jugendlichen nach Davids Worten ermutigt werden, ihr Mitspracherecht wahrzunehmen. Der Jugendweihe e.V. verzeichnet in Brandenburg rund 3000 Anmeldungen. „Der Trend ist ungebrochen“, schilderte Bundesgeschäftsführerin Marina Hammer. Neu sei, dass sich Schulklassen wieder geschlossen anmeldeten. Weitere 2000 Jugendliche nehmen an Jugendweihen des Humanistischen Jugendwerkes Cottbus teil. „Wir halten wegen der langen Tradition an der Bezeichnung ,Jugendweihe’ fest“, betonte Gregor Steinbach vom Jugendwerk. Dieses sei ja auch keine DDR-Erfindung. Auch die Arbeiterwohlfahrt im Land bietet Jugendweihefeiern an. Rund 2850 Teilnehmer seien in diesem Jahr angemeldet. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen nichtreligiöse Mündigkeitsfeiern auf. Bei einem solchen Fest wurde im Jahr 1852 im thüringischen Nordhausen erstmals die Bezeichnung „Jugendweihe“ verwendet. 1933 wurde die Jugendweihe von den Nationalsozialisten verboten. In der DDR wurde die Jugendfeier seit den 50er Jahren mit einem offiziellen Festakt im 8. Schuljahr begangen. Nahezu alle 14- bis 15-Jährigen nahmen mehr oder weniger freiwillig daran teil. Dem Festakt ging eine intensive politische Schulung voraus. Heute bieten einige Verbände vorbereitende Veranstaltungen an, bei anderen - wie dem Humanistischen Jugendwerk Cottbus e.V. – gibt es nur den Festakt. „Bei uns ist eine Vorbereitung nicht zwingend, es gibt aber Diskussionsrunden zu verschiedenen Themen“, sagte auch Günter David vom Humanistischen Verband. Als sinnvollen Ritus auf dem Weg zum Erwachsenwerden hat Brandenburgs Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) die alljährlichen Jugendweihen bezeichnet. „Es ist richtig und wichtig, dass sie gleichberechtigt neben der Konfirmation stehen“, sagte der Politiker und Pfarrer. „Etwa im Vergleich zu Sachsen spielen sie bei uns eine wesentlich größere Rolle.“ Laut Reiche nehmen in den meisten Regionen Brandenburgs schätzungsweise 80 Prozent der 13- und 14-Jährigen an einer Jugendfeier teil, zehn Prozent besuchen einen Konfirmationsunterricht. Die restlichen zehn Prozent verzichteten auf beides. Im Vergleich zu den Jugendfeiern spielen Konfirmation und Kommunion die geringere Rolle. Die aktuellsten Zahlen der Kirchen beziehen sich auf das Jahr 2002. Danach gab es in der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg rund 7360 Konfirmanden, das katholische Bistum Berlin zählte in dem Jahr etwa 1480 Firmlinge.

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