zum Hauptinhalt

Brandenburg: Zivilcourage gezeigt

Bürger erhielten „Band für Mut und Verständigung“

Bürger erhielten „Band für Mut und Verständigung“ Potsdam - Drei Brandenburger und eine Berlinerin sind für ihr Eintreten gegen rechtsextreme Gewalt ausgezeichnet worden. Aus der Hand vom Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) erhielten sie am Mittwoch das „Band für Mut und Verständigung 2003“.Der Weg zu einer toleranten Gesellschaft sei noch weit, sagte der Regierungschef vor rund 60 geladenen Gästen im Brandenburg-Saal der Potsdamer Staatskanzlei. Immer noch gehöre Rassismus zum Alltag. Platzeck rief dazu auf, bei Attacken auf Ausländer nicht wegzusehen. Initiator der zum elften Mal verliehenen Auszeichnung ist das 1993 ins Leben gerufene Bündnis der Vernunft gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit. Sie ist nicht mit Geld dotiert. Zu den jetzt Geehrten gehören der 57-jährige, gelernte Zimmermann Horst Martin, der am 27. September 2003 in einer Cottbuser Straßenbahn ein farbiges Paar gegen Angriffe rechtsradikaler Jugendlicher in Schutz nahm. Als er mit Hilfe des Straßenbahnschaffners die Polizei rief, wurde er zusammengeschlagen und erheblich verletzt. Editha Kindzorra (50) gehört zu den Mitbegründerinnen eines multikulturellen Projektes in Berlin, aus dem sich die „Oase Pankow“ entwickelte. Der Verein bietet Deutsch- und Computerkurse sowie Bildungsseminare an; er berät außerdem in Sozial-, Ausländer- und Asylrechtsfragen. Das Ehepaar Gerda und Hans-Werner Backhaus schließlich wurde am 4. Mai 2002 Augenzeuge eines brutalen Angriffs einer Gruppe Jugendliche auf zwei Spätaussiedler. Eines der Opfer starb später an seinen schweren Kopfverletzungen. Als Hauptzeugen des nachfolgenden Prozesses vor dem Landgericht Neuruppin im vergangenen Jahr trugen die Eheleute maßgeblich zur Verurteilung einer Reihe Angeklagter zu teilweise hohen Haftstrafen bei. „Es gehört wirklich Mut dazu, Vernunft gegen dummen Hass auf Fremde zu setzen oder Zivilcourage gegen Gleichgültigkeit“, sagte Brandenburgs Ausländerbeauftragte Almuth Berger. Berger unterstrich, dass Migranten zur Gesellschaft gehörten. „Ein- und Auswanderung ist etwas Normales, Selbstverständliches.“ Die Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg, Susanne Kahl-Passoth, beklagte in ihrer Rede Kälte, Werteverlust und Entsolidarisierung, die allmählich die Grundlagen des Zusammenlebens zersetzten. Die „wachsende Unempfindlichkeit“ sei bedrohlich. Dem Bündnis der Vernunft gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit gehören außer den Landesregierungen und Ausländerbeauftragten verschiedene Wohlfahrtsverbände und Hilfsorganisationen, die großen Kirchen, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Landessportbund sowie Flüchtlingsrat Berlin an. Es entstand als Reaktion auf die gewaltsamen Übergriffe auf Ausländer in Hoyerswerda 1991.dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false