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Landeshauptstadt: „ unserem Sohn etwas zutrauen“

Frühförderstelle des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerkes feierte 15-jähriges Jubiläum

Frühförderstelle des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerkes feierte 15-jähriges Jubiläum Brandenburger-Vorstadt. Johannes ist mehrfach behindert. Mittlerweile besucht er die siebente Klasse einer Schule für geistig behinderte Kinder. Dass es der Junge soweit geschafft hat, sei der Begleitung der Mitarbeiter der Frühförder- und Beratungsstelle zu verdanken, erzählte Irmgard Löwe. Johannes Mutter sprach gestern von dem nicht immer einfachen Familienalltag. Anlass waren die Feierlichkeiten zum 15-jährigen Bestehen der Frühförderstelle des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerkes (EJF) in der Knobelsdorffstraße. Einer der zahlreichen Gratulanten war Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske. Er schaute zurück auf die Anfänge der Förderstelle als „Mobiler Begleitdienst“. Das war 1988. Zu jener Zeit war Baaske Lehrer an einer Gehörlosenschule in Berlin und verfolgte „mit Interesse“ die Entwicklung des Projektes in Potsdam. In seiner sehr persönlichen Rede sprach er sich für den Ausbau und die Intensivierung der individuellen Frühförderung aus, mit der „beizeiten begonnen werden sollte“. Die Idee für die Förderung von Geburt an geht auf die Initiative der Christoffel-Blindenmission zurück. Damals gab es erst ab dem dritten Lebensjahr Förderung für Kinder mit Behinderung, führte Ulrike Ehlert, Abteilung Behindertenhilfe des EJF, aus. Das damalige Pilotvorhaben kümmerte sich zunächst um Familien mit blinden und sehbehinderten Kindern. Nach der Wende setzten sich die Mitarbeiter für den Aufbau eines Frühfördersystems im Land Brandenburg ein. „Nach wie vor findet die Arbeit nicht überall die nötige Aufmerksamkeit“, bemerkt Ulrike Ehlert. „Zudem ist das Niveau teilweise sehr unterschiedlich.“ Aus dem mobilen Begleitdienst wurde inzwischen die Frühförder- und Beratungsstelle. Außerdem fand ein Trägerwechsel zum EJF statt. In den vergangenen 15 Jahren konnten, laut EJF, fast 300 Kinder und Familien langfristig betreut werden. Wöchentlich begleiten die Mitarbeiter bis zu 45 Kinder von der Geburt bis zum Schulalter ambulant, in ihren Familien und in der Kindertagesstätte. So auch Johannes. Sechs Jahre lang fand seine Familie Rat und Unterstützung. Sei es durch Beratung, Empfehlung von Therapien und Ärzten. Zugleich begann die Familie Johannes zu fördern. „Wir lernten unserem Sohn etwas zuzutrauen“, erinnert sich Irmgard Löwe. Froh sei sie über die positiven Erfahrungen, dass ihr so mancher Irrweg durch die Hilfe erspart geblieben sei „und das wir Johannes nicht als behindertes Kind wahrnehmen, sondern als Kind, das beispielsweise gern zuhört.“U.S.

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