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Landeshauptstadt: 101 Lkws voll Theater

Nächste Woche packen die Mitarbeiter des Hans Otto Theaters die ersten Umzugskisten. Im April rollen dann die Lkws der Umzugsfirma an

Innenstadt - Nächste Woche kommen die ersten Umzugskartons – 100 von insgesamt 2000. Es wird langsam ernst für das Hans-Otto-Theater. Und „aufregend“, sagt Geschäftsführer Volkmar Raback: „Mir wär lieber, wenn wir schon drüben wären.“ Denn bis zum September muss das Kulturunternehmen vollständig aus der Blechhalle am Alten Markt und den Depots in der Zimmerstraße in den Neubau in der Schiffbauergasse gezogen sein. Schließlich soll der neue Standort ab dem 22. September mit fünf Premieren eröffnet werden.

Von April bis Juli werden die mehr als 150 Mitarbeiter an ihre neuen Arbeitsplätze ziehen. Zuerst die Tischler, Schlosser und Maler der Dekorationswerkstätten in der Zimmerstraße, zuletzt die fünfköpfige Besatzung der Theaterkasse. Die Kassiererinnen können erst nach der letzten Vorstellung am 9. Juli die Blechbüchse verlassen. Doch bereits in der kommenden Woche werden die Kostümbildner neben ihrem eigentlichen Job, Kleider, Hemden und Mäntel einpacken. Dann ab April rollen die Lastkraftwagen des Potsdamer Umzugsunternehmens „Begamis“ an. Insgesamt werden sie schätzungsweise 101 Ladungen mit rund 4000 Kubikmeter Theatergut durch die Stadt transportieren.

Hinzu kommen die Spezialtransporter, die die schweren Maschinen, wie die Großsägen der Dekorationswerkstätten, zum neuen Quartier fahren. Denn fast alles zieht mit. Die Zimmerstraße soll bis zum Juni leer sein und dann spätestens Anfang September besenrein an den Nachnutzer, die Schlösserstiftung, übergeben werden. Gar nicht so einfach, denn im neuen Theaterbau sind die Lager viel kleiner, erklärt Betriebsingenieur Bernd Broszeit. Darum müsse einiges weg, was sich über die Jahre angesammelt habe. Raback überlegt, Kostüme, Requisiten und veraltete Theatertechnik zu verkaufen. Allerdings lagern in den Theaterräumen neben Kostümen, Bühnenbildern und Scheinwerfern auch echte Altlasten. Broszeit hat in einem Keller in der Zimmerstraße Ölfässer gefunden, die dort wahrscheinlich schon zu DDR-Zeiten standen: Sondermüll, der von einer Spezialfirma entsorgt werden muss.

„Die gesamte Entsorgung wird noch einmal genauso teuer, wie der Umzug“, schätzt Raback. Jeweils rund 30 000 Euro seien für beides eingeplant. Das größte Problem sei, dass alles parallel ablaufen müsse, findet Broszeit. Besonders der „Mai werde heiß“, denn dann zieht die Intendanz aus dem Provisorium in der roten Backsteinvilla in der Schiffbauergasse in die neuen Büros mit Blick auf den Tiefen See. Und neben dem normalen Spielbetrieb müssen die Kollegen nicht nur ein- und auspacken, sondern sich auch in die Technik am neuen Arbeitsplatz einarbeiten.

Diese wird von den Handwerkern der vom Bauherren, Kommunaler Immobilien Service, beauftragten Firmen bereits eingebaut. Im Zuschauerraum stehen schon die in der Höhe variablen Podien, auf denen später die Stühle für die Besucher stehen werden. Auch diese hat Theaterarchitekt Gottfried Böhm selbst entworfen. Ein Schlosser hat einen Prototyp entwickelt, der laut Raback nicht nur sehr funktional und gut zusammen klappbar sein soll, sondern auch „sehr bequem“. Raback muss es wissen, er hat bereits Probe gesessen. Fünf Firmen bewerben sich nun darum, die für das Theater notwendigen rund 470 Sessel herstellen zu dürfen. Das einzig Weiche der Einrichtung. Denn laut Bau-Projektleiter, Erich Münkner, werden bis auf die Sitzpolster alle Möbel im öffentlichen Bereich aus Stahl sein – auch der Tresen an der Zuschauergarderobe, der seit dieser Woche im Foyer steht.

Stahl, Beton und Glas – das äußere Design des Theaters setzt sich im Inneren fort: Der rot und schwarz gestrichene Sichtbeton an Wänden und Fußböden, die riesigen Fensterfronten im Eingangsbereich und im Theatersaal. Dicke Vorhänge hinter den Scheiben, die automatisch schließen, werden die Aufführungen später vor Licht schützen. Allerdings müssen die Fenster auch geputzt werden: 11 000 Euro wird Raback pro Jahr dafür ausgeben müssen, 9000 mehr als bisher. Mit insgesamt 85 000 Euro höheren Betriebskosten im Neubau rechnet der Geschäftsführer. Aber immer, wenn er durch die neuen Räume geht, weiß er, dass sie sich genauso lohnen werden wie die Aufregung . Trotzdem werde er „aufatmen, wenn alles funktioniert“.

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