zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: 3000 Mitarbeiter nach Maß

ZAL-Chef Rabe: Wirtschaftliche Katastrophe droht / Neues Info-Zentrum gegen Fachkräftemangel

Babelsberg - In der Region Potsdam fehlt gut ausgebildetes Personal. „Schon jetzt können hunderte Arbeitsplätze nicht besetzt werden“, sagte Reiner Rabe, Geschäftsführer des Ausbildungszentrums ZAL gestern auf einer Pressekonferenz. In Zukunft werde dies „dramatisch zunehmen“, glaubt Rabe. Dabei gebe es genügend Arbeitslose, so Rabe. Doch nicht die Menge sei das Problem, sondern die Qualität. „Wir brauchen vor allem ausgebildete Schweißer, Kraftfahrer, Elektroniker und Techniker für computergesteuerte Werkzeuge“, so Rabe.

Der ZAL-Chef befürchtet, dass der Region noch in diesem Jahr eine wirtschaftliche „Katastrophe“ droht, wenn sich das nicht ändert: Finden die Betriebe hier nicht genügend gutes Personal, wandern sie ab, glaubt Rabe: „Sie gehen dann zurück in die alten Bundesländer oder nach Polen und Tschechien.“

Ein neues Info-Zentrum für Arbeitgeber im Babelsberger Gewerbegebiet soll dieses Problem nun lösen – in Zusammenarbeit mit dem Land, 17 Qualifizierungskurs-Anbietern und der Potsdamer Arbeitsagentur. Auch von dieser werde eine Mitarbeiterin im Info-Zentrum sitzen. „Zur Kundenfreundlichkeit gehört auch die Präsenz vor Ort“, begründete Agentur-Chefin Edelgard Woythe die neue Mini-Filiale im Gewerbegebiet .

Ab 30. Januar soll das Zentrum in der Wetzlarer Straße 50 eine Anlaufstelle für Unternehmen sein. Insgesamt vier Mitarbeiter werden die Betriebe dort in Sachen Personal beraten und geeignete Arbeitnehmer für sie finden. Bis 2008 wollen die Berater so mindestens 3000 arbeitlosen Brandenburgern Jobs vermitteln.

Funktionieren soll das wie folgt: In Gesprächen mit den Unternehmern, sollen die Berater klären, wann diese welche Fachkräfte benötigen. 30 Firmenchefs hätten sie bereits befragt, so Rabe. Wichtig sei, dass seine Mitarbeiter früh genug diese Information erhalten. Denn nur dann bleibe die Zeit, künftige Arbeitnehmer, wenn nötig, „fit“ für den neuen Job zu machen – in Seminaren und Kursen, erklärte Rabe. Doch derzeit melden rund 50 Prozent der Firmen freie Arbeitsplätze der Agentur gar nicht oder viel zu kurzfristig, schätzt er. Gerade kleineren Mittelständlern sei gar nicht bewusst, dass sie demnächst einen neuen Mitarbeiter brauchen könnten – etwa weil jemand in Rente geht. Sie hätten meist genug mit dem Tagesgeschäft zu tun, könnten sich deshalb nicht ausreichend um Personalfragen kümmern, so Rabe.

Im neuen Info-Zentrum könnten sie sich nun kostenlos beraten lassen – etwa über bestimmte staatliche Förderungen und Weiterbildungen für Mitarbeiter; ebenso auch die Arbeitslosen. Sie würden zur Jobsuche beraten und in den Bewerberpool aufgenommen. Zudem sollen Annoncen und Mundpropaganda passende Arbeitssuchende bringen. 70 000 Euro koste ihn das Vorhaben, so ZAL-Chef Rabe. Seine Firma zahlt das Geld aus eigener Tasche. Ganz ohne Förderungen, ohne Vermittlungsprämien und -gutscheine. Im ersten Jahr werde er sicher Verluste mit der neuen Geschäftsidee machen. Doch Rabe wolle das riskieren: Aus „sozialen und moralischen“ Gründen, aber vor allem, um sein eigenes Unternehmen zu sichern. Denn das verdiene Geld mit der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern. Doch wenn die Betriebe keine Arbeitnehmer mehr einstellten oder gar ganz abwanderten, könne ZAL diese auch nicht mehr schulen. just

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false