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Landeshauptstadt: 395 Kilometer Schnee geschoben

Befürchtetes Chaos blieb trotz größerer Schneemengen aus / Über 20 Stunden Einsatz des Winterdienstes

Mehr als 20 Stunden sind die Mitarbeiter des Winterdienstes gestern unterwegs gewesen, um die vereinbarten 395 Kilometer Straße sowie 70 Kilometer Rad- und Fußwege in Potsdam vom Schnee zu beräumen. Das mehrheitlich städtische Unternehmen Stadtentsorgung Potsdam GmbH (Step), das vor einem Jahr für fünf Winter den Auftrag für die Schnee- und Eisbeseitigung bekommen hat, war laut zuständigem Winterdienstleiter Wolfgang Haar zwischen ein Uhr nachts und 22 Uhr abends unterwegs. Zudem fuhren weitere private Unternehmen im Auftrag der Stadt, um Fußwege und Kreuzungen für den Verkehr passierbar zu machen. In der Landeshauptstadt fielen bis gestern Abend teilweise 18 Zentimeter Neuschnee, es war damit in Potsdam einer der schneereichsten 29. Dezember seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Das befürchtete Chaos auf den winterlichen Straßen der Stadt blieb bis gestern Abend aus. Wie der Einsatzleiter der Potsdamer Feuerwehr sagte, habe es keine Einsätze zu witterungsbedingten Unfällen gegeben. Auch die Polizei vermeldete bis zum Abend nur ein halbes Dutzend leichte Unfälle aufgrund des Schnees. Beispielsweise kam in der Nacht auf Donnerstag im Potsdamer Norden eine Fahrerin mit ihrem Pkw von der Fahrbahn ab und rutschte gegen einen Baum. Dabei erlitt sie einen Schock und wurde durch Rettungskräfte am Unfallort ärztlich versorgt. Die mehr als einen Tag vor den erwarteten Schneefällen ausgesprochenen Warnungen des Wetterdienstes hätten wahrscheinlich dazu geführt, dass die Menschen sich vorsichtiger im Straßenverkehr bewegten, hieß es seitens Polizei und Feuerwehr. Was auf den Straßen kaum zum Chaos führte, sorgte dagegen auf Fuß- und Radwegen zu manch Rutschpartien. Aber auch das Klinikum Ernst von Bergmann meldete keinen größeren Andrang als sonst in der Notaufnahme, einzelne Fälle von ausgerutschten Personen habe es jedoch gegeben.

Miami 17, Bangkok 29, Sydney 21, Tokio 4, Montreal 0, Potsdam -2 Grad waren die weltweiten Mittagswerte gestern: Die Höchsttemperatur in Potsdam lag laut Wetterdienst gestern bei -1 Grad, die gefühlte Temperatur etwas darunter. Bis auf eine analytische Konsistenzberechnung des gefrorenen Winterweiß liefern die Meteorologen alles: die Niederschlagswahrscheinlichkeit lag bei 99 Prozent, bis zu zehn Liter Niederschlag pro Quadratmeter fielen und die Sonne, die keine Sekunde durch die Wolken lugte, ging eine Minute nach 16 Uhr unter. Und damit eine Minute eher als für heute erwartet. Dagegen liegt die Schneewahrscheinlichkeit laut Wetterdienst bei nur noch zwei Prozent, die Sonne soll drei Stunden scheinen. Die Potsdamer Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes, Margot Petzold, rechnet jedoch mit deutlich milderem Wetter am Silvesterwochenende.

Der Wetterdienst habe den Mitarbeitern des Winterdienstes in die Hand versprochen, dass der Schneefall bald nachlässt, sagte Wolfgang Haar gestern. Doch soll heute weiter geräumt werden, da wohl nicht höhere Temperaturen sondern das Feuchtsalz der sieben Einsatzfahrzeuge den Schnee auf den Fahrbahnen schmelzen müssen. Zwei Prioritäten für die Schnee- und Eisbeseitigung sowie 16 Straßenrouten hat die Stadt Potsdam als Auftraggeber des Winterdienstes festgelegt. Ebenso, dass der vorhandene Salzvorrat nach der Salzknappheit im Februar 2005 verdoppelt wird.

Laut der aktuellen Straßenreinigungssatzung ist die Stadt auch für das Räumen auf Bundes- und Landstraßen innerorts zuständig. Geh- und Radwege vor der Haustür müssen dagegen von den Bewohnern frei geschippt werden – täglich zwischen 6 und 20 Uhr. Bundesstraßen in die neuen Ortsteile, beispielsweise nach Groß Glienicke, liegen laut Wolfgang Haar dagegen nicht in der Reinigungshoheit der Step. Jan Brunzlow

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