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Sie hat Potsdam im Blick. US-Fußballerin Kathleen Deines kam vor vier Wochen zum 1. FFC Turbine. Ihr Anspruch: „Tolle Partien erleben.“ 

© P. Könnicke

Sport: 90 Minuten fürs Wohlgefühl

Die US-Amerikanerin Kathleen Deines gab vor wenigen Tagen im DFB-Pokal ihr Debüt für Turbine Potsdam. Es war ein Einspielen für ihre größte sportliche Herausforderung

„Die Bundesliga ist vermutlich die beste Liga der Welt“, meint Kathleen Deines. Als das Angebot vom 1. FFC Turbine Potsdam kam, zögerte sie deshalb auch nicht lange und ergriff die Chance, vom Seattle Reign FC in die höchste deutsche Liga zu wechseln. Nach ihrem Debüt am vergangenen Wochenende trifft die Amerikanerin am heutigen Mittwoch am fünften Spieltag der Frauenfußball-Bundesliga mit Turbine als Tabellenführer im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion auf die TSG 1899 Hoffenheim.

„Natürlich hatte ich schon vorher von Turbine Potsdam gehört und wusste, dass die deutsche Liga unglaublich stark ist“, meint Kathleen Deines. Doch wie groß die Unterschiede zu der ersten Liga in ihrer Heimat sind, habe sie erst hier am eigenen Leib erfahren. „Das Training läuft ihr ab wie ein Uhrwerk“, meint die ehemalige U23-US-Nationalspielerin, die in der vergangenen Saison im Finale um die Meisterschaft der amerikanischen National Women’s Soccer League (NWSL) den Titel knapp verpasste. Zwei Trainingseinheiten am Tag seien in der amerikanischen NWSL-League nur in der Saisonvorbereitung normal. Die Professionalität, die hier herrsche, sei ihrer Meinung nach der Grund, weshalb die deutsche Liga so gut ist. Nur an die höheren Trainingsumfänge musste sie sich erst einmal gewöhnen. „Aber du kriegst schließlich auch raus, was du investierst“, meint sie.

Seit knapp vier Wochen trainiert die US-Amerikanerin nun an der Havel und am vergangenen Wochenende absolvierte sie das erste Spiel im Dress der Turbinen. Beim 8:0-Pokalerfolg gegen den SV Germania Hauhenhorst aus der Westfalenliga spielte Deines über 90 Minuten auf der zentralen Verteidigerposition in der Dreierkette der Turbinen. Erst Anfang September gab der Verein die Verpflichtung der 25-Jährigen bekannt, die bis dahin noch in den heimischen Play-offs spielte und somit die Saisonvorbereitung mit Turbine verpasste. „Es ist immer schwierig, erst spät zu einem Team zu stoßen, da fehlt die Zeit, mit einer Mannschaft zusammenzuwachsen.“

Für Kathleen Deines bot die zweite DFB-Pokalrunde bei einem unterklassigen Gegner die perfekte Gelegenheit, ins Spiel zu finden. „Ich bin noch dabei, die Spielweise hier kennenzulernen“, sagt sie. „Aber mit jeder der 90 Minuten habe ich mich immer wohler gefühlt!“ Doch nicht nur an das Zusammenspiel mit ihren Mannschaftkolleginnen, sondern vor allem an die zentrale Position in der Dreierkette müsse sie sich noch gewöhnen. „Das ist etwas anderes, als in der Viererkette zu spielen“, erklärt Deines. Sie müsse hier viel defensiver spielen und könne sich weniger ins Spiel nach vorn einschalten, was der gelernten zentralen Mittelfeldspielerin auf der sogenannten Sechserposition besser gefällt.

Die Position der Abwehrchefin war bei Turbine in den vergangenen Monaten von ständig wechselndem Personal geprägt. Nach den Ausfällen von Stefanie Draws und Johanna Elsig läuft dort seit Beginn der laufenden Saison Inka Wesely auf, die ihre Rolle bislang überzeugend ausübt und auch heute gegen Hoffenheim von Beginn an spielen wird. Ohnehin sieht Turbine-Trainer Bernd Schröder die US-Amerikanerin eher im defensiven Mittelfeld, wo sie ihre Chancen bekommen werde. Und dann will sich Kathleen Deines nicht mit Pflichtsiegen gegen deutlich schwächere Gegner wie im DFB-Pokal zufrieden geben. „Ich will nicht auflaufen und jedes Spiel hoch gewinnen, sondern ich will gute Partien sehen.“

Der heutige Gegner aus Hoffenheim sollte diesen Anspruch erfüllen. Zwar konnte das Team aus dem Kraichgau in der laufenden Saison bislang erst vier Punkte einfahren, doch zeigte die knappe 1:0-Niederlage gegen den amtierenden Meister VFL Wolfsburg, dass bei den Hoffenheimerinnen durchaus Potenzial vorhanden ist. Seit 2007 besteht die Frauenabteilung des Männerbundesligisten, und innerhalb von sechs Jahren konnten sie den Aufstieg in das Obergeschoss des deutschen Frauenfußballs feiern. Doch wirklich beschäftigen will sich Deines mit dem bevorstehenden Gegner eher nicht so viel. „Ich will mich auf mich selbst und auf die Leistung der Mannschaft fokussieren“, erklärt sie. Denn ihr Team könne eigentlich jeden schlagen. Was den Turbinen bisher auch gelang: Mit vier Siegen führt die Mannschaft von Trainer Bernd Schröder die Tabelle an.

Nachdem Kathleen Deines bereits 2012 erste Erfahrungen auf dem europäischen Kontinent machte – mit der Mannschaft von UMF Stjarnan –, wurde sie damals Isländischer Meister. Die Bundesliga sieht Deines trotzdem als ihre bisher größte sportliche Herausforderung an. „Ich bin hier, um mich selbst weiterzuentwickeln“, sagt sie. Das gehe nirgendwo besser als in der Bundesliga – ihrer Meinung nach immerhin die beste Liga der Welt.

Mittwoch, 16 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion

Chantal Willers

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