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Sport: Algen und Medaillenhoffnungen

Fünf Potsdamer paddeln ab heute auf dem Jarun-See in Zagreb um Weltmeisterschafts-Edelmetall

Fünf Potsdamer paddeln ab heute auf dem Jarun-See in Zagreb um Weltmeisterschafts-Edelmetall Von Michael Meyer Der Jarun-See in Zagreb empfing Ronald Rauhe am Mittwoch so, wie es der Potsdamer erwartet hatte: mit ziemlich vielen Algen, die unter der warmen kroatischen Sonne prächtig gedeihen. Das war schon vor sechs Jahren so, als der Kanute auf dieser Strecke inmitten eines Erholungsgebiets gleich dreifacher Junioren-Weltmeister wurde. Dank seiner damaligen guten Erfahrungen mit dem Jarun-See absolvierte Rauhe gestern ganz unaufgeregt mit der 29-köpfigen deutschen Kanu-Flotte sein planmäßiges Training für die heute in Zagreb beginnenden Weltmeisterschaften, die mit 990 Sportlern aus 80 Nationen ausgezeichnet besetzt sind. Und bei denen Potsdams Paddler erneut Medaillen für den KC im OSC erobern wollen. Ronald Rauhe und sein langjähriger Zweierkajak-Partner Tim Wieskötter vom KC Potsdam im OSC gelten dabei als Gold-Favoriten über die 500 Meter, obwohl der 23-Jährige vor dem Abflug nach Kroatien signalisierte: „Hundertprozentig fit sind wir immere noch nicht wieder.“ Rauhe plagte sich im Winter mit einer Sehnenscheidenentzündung im rechten Handgelenk herum, Wieskötter musste wegen einer langwierigen Erkältung die erste WM-Qualifikation absagen und wurde später durch eine Blockade in der Brustmuskulatur im kontinuierlichen Formaufbau gebremst. Bei den Europameisterschaften in Poznan jedoch zeigten beide der internationalen Konkurrenz wieder das Heck, „und seitdem haben wir im Training nochmal einen ganz schönen Sprung nach vorn gemacht“, meint Rauhe. Auch Tim Wieskötter blickt dem ersten Start heute Nachmittag zuversichtlich entgegen: „Unsere letzten Trainingswerte sprechen für uns. Unser Ziel kann jetzt nur die Titelverteidigung sein.“ In ihrem Vorlauf treffen die beiden Schützlinge des Potsdamer Erfolgstrainers Rolf-Dieter Amend – der nun auch als Nationalcoach der Kajak- Herren in Zagreb fungiert – unter anderem auf die EM-Dritten Zoltan Kamerer und Gabor Kucsera aus Ungarn, die von ihnen in Poznan im Endspurt noch überholt worden waren. „Wir gehen die Sache optimistisch an“, meint Wieskötter. Für zusätzliche innere Ruhe sorgte die Zusage der Bundeswehr, dass die beiden Unteroffiziere aus Potsdam für ein weiteres Jahr der Sportfördergruppe angehören und somit beste Voraussetzungen für Hochleistungssport erhalten werden. Gleich auf drei „Hochzeiten tanzen“ wird Katrin Wagner-Augustin, die aus Poznan als dreifache Europameisterin in den Potsdamer Luftschiffhafen heimgekehrt war und vorm WM-Auftakt meint: „Ich bin bestens vorbereitet und guter Dinge.“ Die 27-jährige Sportsoldatin wird auch auf dem Jarun-See den Einer über 1000 m fahren und die deutschen Viererkajaks über 500 und 200 Meter paddeln. Nach ihrem ersten internationalen Titel im Soloboot hofft Wagner- Augustin nun natürlich auf den ganz großen Wurf im Einer. Neben der europäischen Konkurrenz will ihr aber auch die für Australien startende frühere Deutsche Katrin Borchert das Siegen schwer machen; schon im Vorlauf heute Vormittag treffen die beiden einstigen Nationalmannschafts-Kolleginnen aufeinander. „Natürlich sind die Erwartungen jetzt hoch, aber ich betrachte die EM als gelungene Generalprobe für Zagreb“, meint Wagner-Augustin. Deutlich kleinere Brötchen buk im WM-Vorfeld Fanny Fischer. Die 18-jährige Potsdamerin wird mit ihrer 25 Jahre älteren Tante Birgit Fischer vom WSV Stahl Beetzsee Brandenburg im Zweierkajak über 200 m an den Start gehen. Ihre Zurückhaltung resultiert weniger daraus, dass sie das Küken der deutschen WM- Flotte ist, als vielmehr aus Verletzungspech. Seit Wochen plagt sich Fanny Fischer mit heftigen Rückenschmerzen. „Jetzt haben ärztliche Untersuchungen ergeben, dass nicht nur ein oder zwei, sondern noch mehr Wirbelansätze entzündet sind“, schilderte der Schützling von Coach Eckehardt Sahr seine Probleme. „Deshalb konnten sich Birgit und ich auch nicht optimal vorbereiten. Egal – ich habe trainiert was ging und traue mir die 200 Meter auf alle Fälle zu.“ Zumal „Tante Birgit“ kurz vor der WM-Anreise noch ein älteres Boot aus Kienbaum holte, „das uns besser liegt.“ Ob es nun – wie bei den EM – für Bronze reiche, müsse man abwarten. Über 200 Meter werden auch Potsdams Canadier-Experte Peter Hörnig im C1 und Rauhe/Wieskötter im K2 auf Medaillenjagd gehen. Die beiden Kajak-Asse wurden hier bisher einmal Zweite und zweimal Dritte. Traurig stimmt es Ronald Rauhe, dass ihm der eng gestrickte WM- Zeitplan nicht erlaubt, die 200 m auch im Einer zu fahren – seit 2001 gewann er hier jedesmal Gold. „Schade, dass ich diesen Prestige-Titel, schnellster Kanute der Welt zu sein, diesmal nicht verteidige kann“, erklärte er.

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