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Landeshauptstadt: Alles außer Bockwurst Isa Nowottny betreibt das Lesecafé der Bibliothek

Innenstadt – Einen Wochenplan gibt es bei ihr nicht. Denn so etwas findet Isa Nowottny „grausam“: „Dann muss ich ja am Donnerstag Hühnchen kochen“, erklärt die Betreiberin des Lesecafés in der Stadt- und Landesbibliothek am Kanal und lächelt.

Innenstadt – Einen Wochenplan gibt es bei ihr nicht. Denn so etwas findet Isa Nowottny „grausam“: „Dann muss ich ja am Donnerstag Hühnchen kochen“, erklärt die Betreiberin des Lesecafés in der Stadt- und Landesbibliothek am Kanal und lächelt. Was mittags bei ihr auf dem Tisch steht, entscheidet die Betreiberin spontan beim morgendlichen Einkauf, zum Beispiel beim Bauern in Seeburg. Eine Quiche kann es dann werden, Kürbissuppe, Auflauf oder Gurkensalat, „wie ihn meine Oma gemacht hat“.

Auch wenn die 48-Jährige ihre Rezepte nicht verrät, lässt sie sich beim Kochen über die Schulter gucken. Jeden Tag brauche sie einen „Abschmecker“, der die Speisen testet. Neue Ideen hole sie sich aus der Kochbuch-Abteilung eine Treppe höher. Manchmal dürfen sich ihre Gäste auch etwas wünschen. Für ihre Küche kennt die gelernte Arzthelferin nur ein Tabu: „Ich weigere mich, Bockwurst hinzustellen.“

Als sie vor vier Jahren in der Zeitung las, dass die Bibliothek nach einem neuen Betreiber für das Café in der ersten Etage suchte, hatte Nowottny ihr erstes eigenes Bistro in Kladow gerade verkauft. Die Idee mit dem Lesecafé habe ihr gleich gefallen, sagt sie: Die ruhige Atmosphäre in der Bibliothek lockte. Auch die Kundschaft schien mit Blick auf die jährlichen Besucherzahlen gesichert.

Heute hat die Café-Betreiberin ihr Stammpublikum gefunden: Es unterscheide sich von den Gästen in einem normalen Straßencafé, findet sie. „Manche erzählen ganz viel von sich.“ Dann höre sie geduldig zu: „Darin sehe ich auch meine Aufgabe.“ Wenn jemand nur in Ruhe die Zeitung lesen will, merke sie das sofort. Manchmal wird in Potsdams ruhigstem Café – Musik gibt es nicht - aber auch heftig diskutiert, berichtet die Betreiberin. Auf zwanzig bis dreißig Gäste am Tag richtet sie sich ein. Es könnten jedoch noch mehr sein, findet die zweifache Mutter und hofft auf die geplante Sanierung der Bibliothek. Dann soll das Café ins Erdgeschoss umziehen und von außen sichtbarer werden.

In ihrem Ausbildungsberuf hat Nowottny, die Anfang der 1980er Jahre aus dem hessischen Schlüchtern nach Berlin zog, nie gearbeitet. „Auf Dauer möchte ich mich nicht über Krankheiten unterhalten müssen“, begründet sie. Bei verschiedenen Jobs im Verkauf und in der Gastronomie habe sie sich wohl gefühlt: „Ich brauche Abwechslung.“ Selbstständig ist sie erst seit sechseinhalb Jahren. Der Umgang mit Menschen mache ihr Spaß. Und das kreative Kochen „beruhigt die Nerven“, meint Nowottny.

Nervenkitzel bevorzugt die Köchin dagegen bei der Lektüre: Krimis oder Autobiographien leiht sie sich am liebsten aus. Zum Beispiel bei Bibliothekar Hans-Wilhelm Baltin. Der ist vom Flair des Cafés „sehr angetan“, auch wenn er ein „Pausenbrot“ zum Mittag bevorzuge. JaHa

Öffnungszeiten des Cafés: Montags bis freitags 11 bis 16 Uhr.

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