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Vorbereitung aufs Fest. Marquis d'Argens, Kammerherr Friedrichs II. (alias Heiko Eickenroth), führt Besucher durch die Räumlichkeiten im Schloss Sanssouci.

© Nestor Bachmann/dpa

Von Erhart Hohenstein: Alter Fritz mit Risiko

Wagemut des Königs soll die Feierlichkeiten zu seinem 300. Geburtstag bestimmen

Die Kampagne zum 300. Geburtstag des bedeutendsten Preußenkönigs, Friedrich II., soll unter das Motto „Friederisiko“ gestellt werden. Mit dieser Mitteilung konfrontierte das Kuratorium „Friedrich 300“ gestern, exakt 1000 Tage vor dem Jubiläum, die Öffentlichkeit. Das Kunstwort stelle eine Zusammenziehung von „Friedrich“ und „Risiko“ dar, erläuterte Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung. Es soll auf die Risikofreude des Königs hinweisen, der er wesentlich seine Erfolge verdanke.

Für das Kuratorium erklärte der Historiker Arnulf Baring, als Motto des Friedrichjahres seien mehrere Möglichkeiten diskutiert worden, von den Erfolgen des Königs als Feldherr über seine Rolle in der europäischen Aufklärung bis zur Förderung von Kunst und Kultur. Man habe sich jedoch für den Begriff „Risiko“ entschieden, der sowohl die Zeit Friedrichs wie seine Persönlichkeit geprägt habe. Dass der König auch als Hüter des guten Geschmacks galt, erwähnte Baring nicht.

Als „mutiger und couragierter Einzelgänger“ habe Friedrich den Aufstieg Preußens zur europäischen Großmacht ermöglicht. Als Beispiele für seine Risikobereitschaft, aber auch seine Widersprüchlichkeit nennt das Kuratorium den Fluchtversuch als Kronprinz, der seinen Vertrauten Katte das Leben kostete, dass Friedrich in Schlachten sein Leben aufs Spiel setzte, aber auch seine Vorliebe für die französische Sprache und letztlich die Finanzkrise, die er im Siebenjährigen Krieg durch Münzverschlechterung herbeiführte. Des Königs „Lust zum Risiko“ habe sich gerade in Krisenzeiten bewährt, wie wir sie jetzt wieder erleben. All das werde mit dem Leitmotiv „Friederisiko“ verdeutlicht, das auf großen, mit einer Werbeagentur entwickelten Aufstellern an markanten Punkten Berlins und anderer Städte sichtbar gemacht werden soll. Dorgerloh kündigte für das Friedrichjahr eine Fülle von Veranstaltungen an, das genaue Programm stehe aber noch nicht fest. Hauptattraktion wird die große Friedrich-Ausstellung sein, die vom 1. Mai bis 31. Oktober 2012 im Neuen Palais und seiner Umgebung gezeigt wird. Darin fließen auch die Ergebnisse wissenschaftlicher Konferenzen ein, deren dritte in diesem Jahr der Frage nachgeht, ob Friedrich „der Große“ genannt werden sollte. Dorgerloh machte deutlich, dass eine wichtige Voraussetzung für die Jubiläumsfeierlichkeiten die Bewältigung der begonnenen Restaurierungsarbeiten im Neuen Palais, die gartendenkmalpflegerische Gestaltung der Umgebung und der Abschluss der Sanierung der Kolonnaden ist. Dafür bedürfe es „einer großen gemeinsamen Anstrengung“. Der dem Kuratorium angehörende Chef des Hauses Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen, drückte seine Hoffnung aus, dass mit der Kampagne „Friedrich 300“ ein modernes und realistisches Bild Friedrichs II. gezeichnet und der Öffentlichkeit vermittelt wird. Vor allem sollten seine Leistungen für Preußen als Kulturstaat gewürdigt werden. Nach einer Umfrage der Schlösserstiftung wissen, wie berichtet, immer weniger Deutsche etwas vom Leben und Wirken des Preußenkönigs.

Erhart Hohenstein

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