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Aus dem GERICHTSSAAL: Angriff auf Chamäleon-Haus

hatte jetzt ein gerichtliches Nachspiel

Aus dem GERICHTSSAAL hatte jetzt ein gerichtliches Nachspiel Ein massives Polizeiaufgebot gestern vor dem Amtsgerichtsgebäude in der Hegelallee, im Inneren des Hauses weitere Uniformierte, die Konfrontationen zwischen Dutzenden augenscheinlich der rechten Szene Zugehöriger sowie einer kleineren Anzahl Alternativer vermeiden sollten. Als die „Strafsache Michael G. und andere“ aufgerufen wurde, drängten Vertreter beider Gruppierungen mit Macht in den Verhandlungssaal, der nur Platz für 30 Zuschauer bietet. Am Eingang postierte Justizbedienstete versuchten, einen einigermaßen geordneten Einlass zu gewährleisten, schlossen die Türen, als alle Stühle besetzt waren. Die draußen verbliebenen Neonazis machten ihrem Unmut lautstark Luft, lieferten sich Rempeleien mit ihren Kontrahenten, was die Polizisten auf den Plan rief. Dann konnte die Verhandlung vor dem Jugendschöffengericht beginnen. Auf der Anklagebank Michael G. (23), Torsten S. (21) und Danny L. (26). Dem Trio wird zur Last gelegt, in der Nacht zum 1. Januar 2003 aus rechtsgerichteter Gesinnung und einer Gruppe heraus das Haus des Jugend- und Kulturvereins „Chamäleon“ in der Gutenbergstraße angegriffen, 43 kleinteilige Fensterscheiben des denkmalgeschützten Gebäudes zerstört sowie einen Brandsatz durch ein Fenster geworfen zu haben, wodurch sich der Fußbodenbelag entzündete. Danny L. – mehrfach vorbestraft – wird darüber hinaus beschuldigt, zuvor einem Jugendlichen einen Faustschlag ins Gesicht versetzt sowie eine Bierflasche in dessen Richtung geworfen zu haben. Michael G. soll sich gegen seine Festnahme wehrt und einem Polizisten einen Schlag in den Rücken versetzt haben. Die Staatsanwaltschaft betonte das besondere öffentliche Interesse an der Strafverfolgung. Die Angeklagten beteuerten übereinstimmend ihre Unschuld an dem Übergriff. Sie versicherten, zum Tatzeitpunkt in einem Partykeller in der Nähe den Jahreswechsel gefeiert zu haben. Demgegenüber stand die Aussage von Julia S. (21), die sich in jener Nacht mit vier jungen Leuten im „Chamäleon“ aufhielt und sicher war, Michael G. habe mit Leuchtkugeln auf die Fensterrahmen geschossen, während Danny L. mit einer Holzlatte auf das Haus zugerannt sei. „Es wurden immer mehr Nazis. Sie zerschlugen alle Fensterscheiben, die sie erwischen konnten. Einer trat gegen die Eingangstür, die sich hinterher nicht mehr richtig schließen ließ. Dann riefen sie: Wir kriegen euch alle“, so die Studentin, die voller Panik die Polizei rief. „Ich sah in einem Zimmer einen roten Schein. Dann bemerkte ich, dass es brannte“, erinnerte sich Friedrike J. „Es gelang mir, das Feuer zu löschen.“ Sie habe Danny L. in der Gruppe erkannt, könne ihm allerdings keinen konkreten Tatbeitrag zuordnen. Till S. (18) berichtete: „Draußen standen ungefähr 50 Rechte und wir waren zu fünft im Gebäude. Irgendwann dachten wir, die Nazis seien schon im Haus und hatten Angst um unser Leben.“ Ob die Angeklagten unter den Angreifern waren, vermochte er nach der langen Zeit allerdings nicht mehr zu sagen. Die Verhandlung wird am Freitag fortgesetzt. Hoga

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