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Landeshauptstadt: Auf dem Weg zur Frau

Die „Drachinzeit“ des Vereins Wildnisschule will Mädchen beim Erwachsenwerden begleiten

Die „Drachinzeit“ des Vereins Wildnisschule will Mädchen beim Erwachsenwerden begleiten Kathrin Raunitschka und Marei Künicke wollen Orientierung geben in einer Zeit, in der für Mädchen im Alter zwischen 13 und 15 Jahren vieles drunter und drüber geht. Wenn der Begriff Mädchen zu eng wird, der Begriff Frau noch nicht passt, spricht man gern von Jugendlichen. Kathrin Raunitschka, Diplom-Pädagogin und Lehrerin an der Freien Schule Potsdam, benutzt hier lieber den Begriff „Übergangszeit“. Zu oft werden Mädchen in der Pubertät mit ihren Problemen allein gelassen, erklärt Kathrin Raunitschka. Doch gerade in dieser Phase sei Betreuung sehr wichtig. Mit ihren Veranstaltungen „Drachinzeit – Schritte vom Mädchen zur Frau“, wollen Kathrin Raunitschka und Marei Künicke diese geben. In ihrer Diplomarbeit hat sich Kathrin Raunitschka mit Übergangsritualen von Naturvölkern in Afrika und Asien auseinander gesetzt. Was in unserer modernen Gesellschaft mittlerweile verloren scheint, die Begleitung beim Übergang vom Mädchen zur Frau, ist dort selbstverständlich. Trotz der breiten Werbung, die sich dem Thema Frau in allen Facetten angenommen hat, bleiben bei uns bestimmte, aber wichtige Aspekte zum Teil ausgespart, erklärt sie. Dass hier Gesprächsbedarf vorhanden ist, oft aber Ansprechpartner fehlen, wissen Kathrin Raunitschka und Marei Künicke aus ihrer Jugend. Vor fünf Jahren haben sie mit der „Drachinzeit“ begonnen. Das Konzept von Gesprächen mit den Mädchen, den Eltern und dem Initiationswochenende „Drachinfest“ hat sich nicht verändert. Nur der Kreis der teilnehmenden Mädchen und Frauen ist gewachsen. „Mit einem Mädchen haben wir angefangen“, sagt Marei Künicke, die als Hebamme arbeitet. Mittlerweile nehmen bis zu vier Mädchen an der „Drachinzeit“ teil, die zwischen Mai und November stattfindet und für die ein Unkostenbeitrag von 100 Euro berechnet wird. Hinzu komme jeweils immer eine Patin, die sich persönlich um eines der Mädchen kümmert, und die Eltern und Mädchen aus den vorangegangenen „Drachinzeiten“. Von Jahr zu Jahr wachse so der Kreis der Teilnehmerinnen. Darum gründeten Kathrin Raunitschka und Marei Künicke 2004 den Verein Wildnisschule, der nun als Plattform dient. Mit einem ersten Treffen der Mädchen und deren Eltern zum gegenseitigen Kennenlernen beginnt die „Drachinzeit“. Es folgen die Vorstellung der Patinnen und die Vorbereitungen auf das erste gemeinsame Wochenende in der Natur. „Die Sinnsuche wird in der Natur verstärkt, da wir näher an unseren Ursprüngen sind“, erklärt Marei Künicke. Reduziert auf das Wesentliche seien hier die Gespräche über den eigenen Körper, Menstruation, die erste Liebe und Sexualität oftmals viel einfacher. Durch die immer noch latente Tabuisierung bestimmter Themen um das „Frauwerden“, haftet diesen oft etwas Negatives an. Doch dass die Veränderungen im und am Körper etwas Selbstverständliches sind, mit denen sie ganz selbstverständlich umgehen können, das sollen die Mädchen hier lernen. Mit dem zweiten Wochenende im Freien, dem „Drachinfest“, folgt dann der ritualisierte Übergang vom Mädchen zur Frau. Ohne die Eltern bereiten sich die Mädchen darauf vor, eine Nacht allein im Wald zu verbringen. Eine besondere Herausforderung für die Mädchen, denn sie sollen in dieser Nacht neben den möglichen Ängsten auch über ein selbst gewähltes Lebensmotto nachdenken und darüber am kommenden Tag mit allen sprechen. „Durch die Nacht im Freien wird für die Mädchen dieser oftmals abstrakte Übergang erlebbar“, so Kathrin Raunitschka. Nicht nur für die Mädchen, auch für die Eltern verändere die „Drachinzeit“ den Blick auf die Pubertät, erklärt Kathrin Raunitschka. Doch bis selbstverständlich über diese Selbstverständlichkeit geredet werden kann, da sind sich Kathrin Raunitschka und Marei Künicke sicher, müssen sie noch viel Überzeugungsarbeit leisten.Dirk Becker Zusammen mit dem Manne e.V. stellt die Wildnisschule Potsdam am Dienstag, dem 5. April, um 20 Uhr im Nauener Tor ihre neuen Angebote vor.

Dirk Becker

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