zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: „Auf unserem Bankkonto liegen 15 Millionen“

Marius Schwarz, Finanzvorstand der Studio Babelsberg AG, über den morgigen Börsengang der Filmfabrik und die geplanten Investitionen

Marius Schwarz, Finanzvorstand der Studio Babelsberg AG, über den morgigen Börsengang der Filmfabrik und die geplanten Investitionen Studio Babelsberg hat mit zwei gemieteten Industriehallen seine Atelierfläche verdoppelt. Gibt es aktuellen Bedarf? Im Augenblick stehen wir vor dem angenehmen Problem, dass sämtliche Hallen bis Mitte Juni komplett ausgelastet sind, vor allem mit dem großen US-amerikanischen Film „V for Vendetta“. Wenn also heute eine Anfrage für ein Projekt kommen würde, könnten wir das in den bestehenden Hallen nicht umsetzen. Gemietet hat Studio Babelsberg für zehn Jahre. Das scheint sehr optimistisch. Die Nachfrage großer US-amerikanischer Produktionen ist relativ groß, Studio Babelsberg Motion Pictures genießt international einen hervorragenden Ruf. Man muss das Risiko eingehen, um langfristig eine Monopolstellung hier am Standort zu haben. Zum morgigen Börsengang: Warum ist er notwendig? Wir wollen erst einmal die technischen Voraussetzungen schaffen, an der Börse gelistet zu werden, damit sich über Angebot und Nachfrage ein fairer Preis für die Aktie von Studio Babelsberg bilden kann. Geld führen wir dem Unternehmen mit dem jetzigen Börsengang noch nicht zu. Wir haben uns Gedanken gemacht, was zur Abrundung des Dienstleistungsangebots an diesem Standort noch fehlt. Sobald diese Gedanken sich konkretisiert haben und die Investitionspläne verabschiedet worden sind, werden wir mit der Kapitalerhöhung an den Markt gehen. Ob in diesem Jahr oder im nächsten, ist noch nicht klar. Bei der Übernahme des Studios haben die neuen Eigentümer Carl Woebcken und Christoph Fisser 18 Millionen Euro von Vivendi Universal bekommen. Das Geld ist nicht an die neuen Eigentümer geflossen, sondern Vivendi hat Verbindlichkeiten gegenüber Studio Babelsberg beglichen und zusätzlich rund drei Millionen Euro in das Eigenkapital von Studio Babelsberg einbezahlt. Alles was das laufende operative Geschäft betrifft, auch der Aus- und Umbau des Tonkreuzes und des neben liegenden Casinos, wird aus den vorhandenen Mitteln zu finanzieren sein. Wir haben ein sehr gut ausgestattetes Bankkonto, auf dem im Moment 15 Millionen Euro liegen, mit denen kann man einiges tun. Aber mit dem Börsengang können wir dann relativ schnell auf sich bietende Gelegenheiten reagieren. Zwei Drittel des Weges, der normalerweise zu beschreiten ist, um einem Unternehmen neues Kapital zuzuführen, haben wir dann bereits erledigt. Ist die Postproduktion, die Nachbearbeitung von Filmen, ein Bereich, in den Börseneinnahmen investiert werden sollen? Das ist ein Bereich, über den wir intensiv nachdenken. Für deutsche oder internationale Produzenten sollte das Angebot so verbessert werden, dass alles aus einer Hand angeboten wird. Die mittelfristige Entwicklung geht zu einer digitalen Postproduktion. Das bedeutet relativ hohe Investitionen, und in der Planungsphase dafür befinden wir uns gerade. Warum macht es für Kleinanleger Sinn, Studio Babelsberg-Aktien zu kaufen? Es wird vermutlich auch die Historie von Studio Babelsberg Leute dazu motivieren, Aktien zu kaufen. Ein Euro pro Aktie ist nicht so wahnsinnig viel Geld, selbst wenn man 50 oder 100 Aktien kauft. Das Risiko, das ein Kleinanleger eingeht, ist überschaubar. Wie sind die Gewinnchancen? Der faire Preis pro Aktie, der von Experten genannt wurde, liegt zwischen zwei und drei Euro. Die Experten haben sich die Bilanz angeschaut: Studio Babelsberg verfügt heute schon über ein Eigenkapital von über 30 Millionen Euro. Teilt man dies durch 15 Millionen Aktien, bedeutet das 2 Euro und mehr. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Analysten so den reinen Substanzwert herangezogen haben. Was der faire und richtige Wert des Unternehmens ist, wollen wir dem Markt überlassen. Angebot und Nachfrage sollen auch feststellen, wie das jetzige Management von den potenziellen Aktionären eingeschätzt wird. Ist die Restrukturierung von Studio Babelsberg abgeschlossen – auch personell? Wir haben im Bereich der Verwaltung Strukturen straffen können, weil Studio Babelsberg nicht mehr Bestandteil eines Konzerns ist. Aber wir müssen darauf achten, den Erwartungen der potenziellen Auftraggeber entsprechen zu können. Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter ist relativ hoch, die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit beträgt über 20 Jahre. Mittelfristig brauchen wir junge Mitarbeiter, die woanders ihre Berufserfahrungen gesammelt haben, um hier die Internationalisierung vorantreiben zu können. Nur in Maschinen zu investieren bringt wenig. Das Land Brandenburg müsste sich über den Börsengang freuen – ansonsten wird bei Investitionen eher nach Fördermitteln gefragt. Der Börsengang hat dazu beigetragen, die ursprüngliche Verunsicherung über die neue Eigentümerstruktur abzubauen. Eine Aktiengesellschaft ist ein transparentes Gebilde, jeder kann sehen, ob die Geschäfte gut laufen. Ich denke, dass das Land Vertrauen in die Hauptaktionäre, die gleichzeitig die Vorstände des Unternehmens sind, hat. Hier wird mehr passieren als in der Vergangenheit. Interview: Sabine Schicketanz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false