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Bauarbeiten im Park Sanssouci: Für das Gebäude der Gärterinnen und Gärtner wird das Gießen der Bodenplatte vorbereitet.

© Ottmar Winter PNN

Aus Lärchenholz und mit Gründach: Neubau für die Potsdamer Gärtner von Sanssouci

Seit 50 Jahren geplant, nun entsteht endlich eine neue Unterkunft unterhalb der Maulbeeranlage. Die Schlösserstiftung erklärt die Besonderheiten.

Seit etwa 50 Jahren sollte für die Gärtnerinnen und Gärtner im Park Sanssouci ein neues Unterkunfts- und Wirtschaftsgebäude entstehen. Immer wieder gab es andere Prioritäten, vor allem fehlte das Geld. Das zweite Sonderinvestitionsprogramm von Bund und Ländern macht den Neubau unterhalb des Orangerieschlosses jetzt möglich. Eine Holzbaracke aus den 1930er-Jahren, in der sich bis heute völlig veraltete Pausenräume und Toiletten befinden, wird nach der Fertigstellung der neuen Unterkunft abgerissen. Knapp neun Millionen Euro werden in den langgestreckten Neubau investiert.

Nur wenige Meter entfernt von den Jubiläumsterrassen in Richtung des Sizilianischen Gartens treffen sich die 56 Gärtnerinnen und Gärtner für die Parkreviere II und II in ihren Pausen. Sie sorgen für Erhalt und Pflege der Parkgelände nördlich und südlich der Maulbeerallee, ausgenommen der Bereiche am Neuen Palais und am Charlottenhof. „Das ist ein versteckter Ort, aber eine Baustelle, die es in sich hat“, sagte Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) am Mittwoch.

Der Ort sei für die allermeisten Parkbesucher nicht einsehbar und dennoch von zentraler Bedeutung. Mit dem Neubau erhalte dieser Bereich mit immerhin 8400 Quadratmetern Fläche nun die verdiente Bedeutung. Denn die Pflege und der Erhalt der Parks sei das größte Sorgenkind der Stiftung, sagte Vogtherr.

Erläutern die Pläne für den Neubau im Park Sanssouci (vorn von links): Direktor Ayhan Ayrilmaz, Projektleiter Steffen Domalski und SPSG-Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr.

© Ottmar Winter PNN

Mit dem frischen Laub würden auch wieder die durch Trockenheit verursachten Schäden an den Bäumen sichtbar. Es sei deshalb das Ziel gewesen, so nachhaltig wie möglich zu bauen, sagte Ayhan Ayrilmaz, Direktor der Abteilung Architektur in der SPSG. Das Haus wird in Holzbauweise errichtet. Auf einer Betonbodenplatte entsteht ein Gebäude aus heimischem Nadelholz, das eine Fassade aus langlebigen, unbehandelten Lärchenholzschindeln erhält. Die Lärchen kommen aus Österreich. Wie an historischen Almhäusern erhalten die Schindeln durch die Witterung eine grau-silbrige Farbe.

Geheizt wird mit Totholz aus dem Schlosspark

Beheizt wird der Neubau mit einer Holzhäckselheizung. Die Häcksel werden aus im Schlosspark gewonnenen Totholz hergestellt. Damit werde ein Zehntel des Totholzes verbraucht, sagte Ayrilmaz. Im Park gebe es also weiteres Potenzial. Die baufälligen, denkmalgeschützten Gewächshäuser auf dem Gelände werden saniert und bei Schneefall ebenfalls beheizt, damit das Glas nicht unter eine Schneelast zerbricht, erklärte Projektleiter Steffen Domalski.

Der 100 Meter lange und 15 Meter breite Neubau mit Büros, Aufenthaltsräumen und Toiletten auf 1500 Quadratmetern Nutzfläche wird um Garagen ergänzt. Außerdem entstehen Lagerflächen für Baumaterial. Hinter den Gewächshäusern wird auch die sogenannte Beerenbude, die einst zum Kühlhalten genutzt wurde, saniert, so Domalski. Insgesamt stehen 600 Quadratmeter Freifläche zur Verfügung. An der Stelle der Holzbaracken wird Platz geschaffen für 200 Raummeter Holzschnitzel für den Heizungsbetrieb.

Hinzu kommen 550 Quadratmeter in den Bestandsbauten, die saniert werden, aber bis auf eine neue Beleuchtungsinstallation keine neue Technik erhielten, um nachhaltig und kostengünstig zu bleiben, erklärte der Projektleiter.

Altes Gewächshaus auf dem Gelände der Gärtnerei im Park Sanssouci.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Die Heizung werde in die Bestandsbauten eingebaut. Dort würden auch die vorhandenen Schornsteinstandorte genutzt. Das sei eine Denkmalschutzauflage gewesen. Insgesamt seien bei der Planung neben dem Denkmalschutz 20 verschiedene Aspekte wie Schallschutz, Archäologie und Akustik zu beachten gewesen, sagte Domalski. Um die Sichtachsen vom Orangerieschloss und von der Maulbeerallee nicht zu stören, bleibt der nahe an die Böschung zur Maulbeerallee herangerückte Neubau eingeschossig.

Die ehemalige Hofgärtnerei Sanssouci wuchs im Laufe des 18. Jahrhunderts immer weiter. Um den Pflanzenbestand unterzubringen, wurden nach Stiftungsangaben weitere neue Gewächshäuser benötigt. Einige erhielten einen abgesenkten Boden, um die Erdwärme zu nutzen. Mit dem Bau der Jubiläumsterrassen wurde die Hofgärtnerei Richtung Westen verlagert. Die Sowjetische Armee beschlagnahmte die gesamte Anlage 1945 und stellte sie später der Brandenburgischen Hochschule zum Aufbau eines Botanischen Gartens zur Verfügung. Die verbliebenen Relikte östlich der Terrassen werden bis heute als Wirtschaftshof genutzt.

Ab Herbst 2024 kann der Neubau genutzt werden

Die Holzbauweise ermögliche eine „komprimierte Bauzeit“ im laufenden Betrieb, sagte Domalski. Der Bau der Bodenplatte wird gerade vorbereitet. Ab Sommer bis zum Jahresende werde die Holzkonstruktion errichtet. Danach könne der Innenausbau beginnen. Im September 2024 solle der Neubau – laut Ayhan Ayrilmaz ein „Wunschprojekt seit 50 Jahren – bezugsfertig sein.

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